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Kivo Lodge Teil 2- Polizisten, Jäger und andere Dornen im Auge

Veröffentlicht: 27.11.2019

18.11.-26.11.


Eigentlich wollte ich den nächsten Eintrag erst in Swakopmund schreiben. In den letzten Tagen sind aber doch so viele Sachen passiert, dass es sich für mich lohnt, nochmal die Feder zu schwingen.


Noch am selben Abend, an dem ich das letzte Update geschrieben habe, stand bei uns auf einmal eine Polizeipatrouille vor der Tür-und während Robin natürlich mucksmäußchenstill im Zimmer gewartet hat, wurde ich auf dem Weg zum Spazieren gehen abgefangen. Die vier bewaffneten Polizisten hatten wohl das unbeleuchtete Gebäude in der Abenddämmerung gesehen und sind misstrauisch geworden, weswegen ich so einige Fragen zur Lodge beantworten musste. Am Ende sind sie dann aber gut gestimmt wieder gegangen, nachdem ich mit einem der Polizisten Handynummern für eventuelle Notfälle ausgetauscht habe. Zumindest hieß es das, bevor die Nachrichten "good evening inka" und "I would wish to visit you" eingerieselt sind... Die letzte davon habe ich ignoriert und hoffe, damit hat sich die Sache geklärt- falls nicht, gebe ich natürlich Updates. Alles in allem jedoch eine etwas prekäre Erfahrung.


Ähnlich interessant wurde es dann auch mit unserem nächsten Besucher, ein deutscher Jäger im Rentenalter, der auf der Lodge war um Paviane, Schweine, Oryxe, Schakale und mehr zu schießen.

Zuvor hatte uns Ivo, der Besitzer, beiseite genommen und ausführlich erklärt, wieso er so eine Branche unterstützt- Die meisten afrikanischen Farmer sind gezwungen, ab und zu Einzeltiere zu erschießen um Ernte und Nutztiere zu retten und nebenher auch noch Essen für die Anwohner zu beschaffen. Dass jemand anderes kommt und genau dafür auch noch viel Geld zahlt, kommt nicht nur den Farmern zugute, sondern auch vielen afrikanischen Tierarten. Da die Einheimischen auf einmal auch an Raubtieren etc. Geld verdienen können, bietet es sich für sie natürlich viel mehr an, auch diese zu schützen und zu pflegen.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf war es deutlich einfacher, den Jagdprozess selbst nicht frühzeitig zu verurteilen. Dennoch wird ein reicher alter deutscher Mann, der Spaß am Töten findet und beim Abendessen gerne lauthals Arbeitslose, Obdachlose und Jugendliche angreift, dadurch nicht unbedingt sympathischer. Glücklicherweise durften wir den Gast dann jedoch heute am Flughafen absetzen und haben einige neue Erfahrungen sammeln können. Ich selbst war bei der Jagd zwar nie dabei, miterlebt habe ich aber trotzdem das ein oder andere und weiß jetzt auch, wie Oryx-Leber schmeckt: Ein bisschen weich, ein bisschen Gummi, ein bisschen Blumenerde und leider durch und durch nicht weiterzuempfehlen.

Alles in allem war mir der Jäger also wohl doch ein ganz schöner Dorn im Auge, und seit dieser Woche spreche ich sogar aus Erfahrung. Aber dazu später mehr...

(Oryx-Leber fertig zubereitet, auf dem Teller zusammen mit Zwiebeln, Soße und Kartoffelpüree)

Mit der Sandwichpresse stadtdessen haben wir uns die letzten Tage umso mehr angefreundet. Weitere kulinarische Lichtblicke wäre der Granatapfel-Wackelpudding und die überraschend aromatischen Wassermelonen-

Eignet sich gefroren auch perfekt als Eiswürfelersatz.
Da die letzten Tage nur ein Gast bei uns gewohnt hat, hatten wir auf einmal überraschend viel Freizeit in den Händen. Die haben wir unter anderem mit Spazieren gehen verbracht, gerne mit den Hunden...
...und gerne auch erst zum Sonnenuntergang hin, da es ohne zu große Hitze, aber mit Abendlicht und später Sternen dann doch eine ganz besondere Atmosphäre hat. Nicht zu vergessen, dass viele Tiere nachts viel eher anzutreffen sind- wie zum Beispiel mein erster Springhase!
Unser neues Zimmer bietet sich natürlich auch sehr zum drin Bleiben, Aussicht Genießen und -in meinem Fall- regelmäßig im Kniffel Verlieren an. Und nicht zu vergessen:

Die ganz besonderen "erwachsenen" Pflichten wie Putzen und Wäsche machen, hier in Afrika mit einem Hightech-Gerät, dass dank fehlendem Deckel eine unvergleichliche Erfahrung aus der ersten Reihe bietet.

Und dann:
25.11.: Ein paar Tropfen fallen vom Himmel!
Das letzte Mal geregnet hat es im März, und damals auch nur 30% der notwendigen Jahresmenge, damit Tiere und Pflanzen bis zur nächsten Regenzeit durchhalten. Somit wird es hier so langsam knapp; alle Tiere sind sehr abgemagert, bei fast jedem Spaziergang stolpert man über ein verhungertes Warzenschwein, das Grundwasser geht zu Neige und viele Ressourcen müssen inzwischen aus Südafrika eingeführt werden. Das ganze Land befindet sich in einer Trockenheit, wie sie die Meisten hier noch nicht erlebt haben.
Umso größer natürlich die Freude, dass diese Woche vielleicht der Startschuss für die Regenzeit war- auch wenn es vorerst vor allem gewittert und gewindet hat.
Abgelöst wurde der Regen dann am nächsten Tag von einem heftigen Sandsturm- wer länger als 5 Sekunden draussen unterwegs war, hat es zwischen den Zähnen knirschen gehört.
Unterwegs war auch ich, und habe dabei am Fuße des Berges am linken Bildrand eine ganz besondere Erfahrung gesammelt.
Wer nicht auf festen Wegen läuft, ist schnell von Dornsträuchern umgeben und (was sicherlich nicht an mir liegen kann) manchmal eben auch auf Augenhöhe, gerade ausserhalb des Sichtfeldes aber nah genug, um bei einer leichten Kopfdrehung dann erstmal Direktkontakt zu machen. Glücklicherweise hatte ich gerade noch Zeit, so viel zu Blinzeln, dass sich die Dornenspitze in mein Augenlid kurz über den Wimpern und nicht eine Etage tiefer hineingebohrt hat. Robin konnte den Eindringling auch etwas später mit der Pinzette entfernen, angenehm war es aber trotzdem nicht.
So klein war der Übeltäter, und trotzdem hat es gereicht um bei jedem Blinzeln über das Auge zu reiben.
Bis auf eine leichte Reizung ist aber inzwischen alles verheilt und nichts hält mich davon ab, die nächsten 10 Tage in Swakopmund zu genießen.


Abschließend wollte ich mich noch für die vielen netten Reaktionen von euch bedanken- Ich freue mich wirklich über jeden Kommentar, den ich zu hören bekomme!
(Und ein Extradank geht natürlich auch an Robin raus, der für die schönen 90% der Bilder verantwortlich ist.)

Bis nächste Woche mit einem Eintrag voller Stadt, Strand und (Wüsten-)Sand,
Inka




Antworten (3)

Regina
Wow, super, dass Du schreibst! Hier im regnerisch-kühlen Weihnachtsmarkt-Land staune ich doch immer wieder über Eure Erfahrungen mit Land und Leuten, Polizisten, Tieren, und mehr ... Schnell mehr davon! Persönliche Kommentare schreibe ich Dir aber lieber über WhatsApp 😄

Schäfchen
Super, danke!!😊

Regina
🌈

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