Eigentlich wollte ich den nächsten Eintrag erst in Swakopmund schreiben. In den letzten Tagen sind aber doch so viele Sachen passiert, dass es sich für mich lohnt, nochmal die Feder zu schwingen.
Noch am selben Abend, an dem ich das letzte Update geschrieben habe, stand bei uns auf einmal eine Polizeipatrouille vor der Tür-und während Robin natürlich mucksmäußchenstill im Zimmer gewartet hat, wurde ich auf dem Weg zum Spazieren gehen abgefangen. Die vier bewaffneten Polizisten hatten wohl das unbeleuchtete Gebäude in der Abenddämmerung gesehen und sind misstrauisch geworden, weswegen ich so einige Fragen zur Lodge beantworten musste. Am Ende sind sie dann aber gut gestimmt wieder gegangen, nachdem ich mit einem der Polizisten Handynummern für eventuelle Notfälle ausgetauscht habe. Zumindest hieß es das, bevor die Nachrichten "good evening inka" und "I would wish to visit you" eingerieselt sind... Die letzte davon habe ich ignoriert und hoffe, damit hat sich die Sache geklärt- falls nicht, gebe ich natürlich Updates. Alles in allem jedoch eine etwas prekäre Erfahrung.
Ähnlich interessant wurde es dann auch mit unserem nächsten Besucher, ein deutscher Jäger im Rentenalter, der auf der Lodge war um Paviane, Schweine, Oryxe, Schakale und mehr zu schießen.
Zuvor hatte uns Ivo, der Besitzer, beiseite genommen und ausführlich erklärt, wieso er so eine Branche unterstützt- Die meisten afrikanischen Farmer sind gezwungen, ab und zu Einzeltiere zu erschießen um Ernte und Nutztiere zu retten und nebenher auch noch Essen für die Anwohner zu beschaffen. Dass jemand anderes kommt und genau dafür auch noch viel Geld zahlt, kommt nicht nur den Farmern zugute, sondern auch vielen afrikanischen Tierarten. Da die Einheimischen auf einmal auch an Raubtieren etc. Geld verdienen können, bietet es sich für sie natürlich viel mehr an, auch diese zu schützen und zu pflegen.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf war es deutlich einfacher, den Jagdprozess selbst nicht frühzeitig zu verurteilen. Dennoch wird ein reicher alter deutscher Mann, der Spaß am Töten findet und beim Abendessen gerne lauthals Arbeitslose, Obdachlose und Jugendliche angreift, dadurch nicht unbedingt sympathischer. Glücklicherweise durften wir den Gast dann jedoch heute am Flughafen absetzen und haben einige neue Erfahrungen sammeln können. Ich selbst war bei der Jagd zwar nie dabei, miterlebt habe ich aber trotzdem das ein oder andere und weiß jetzt auch, wie Oryx-Leber schmeckt: Ein bisschen weich, ein bisschen Gummi, ein bisschen Blumenerde und leider durch und durch nicht weiterzuempfehlen.
Alles in allem war mir der Jäger also wohl doch ein ganz schöner Dorn im Auge, und seit dieser Woche spreche ich sogar aus Erfahrung. Aber dazu später mehr...
(Oryx-Leber fertig zubereitet, auf dem Teller zusammen mit Zwiebeln, Soße und Kartoffelpüree)
Mit der Sandwichpresse stadtdessen haben wir uns die letzten Tage umso mehr angefreundet. Weitere kulinarische Lichtblicke wäre der Granatapfel-Wackelpudding und die überraschend aromatischen Wassermelonen-
Wow, super, dass Du schreibst! Hier im regnerisch-kühlen Weihnachtsmarkt-Land staune ich doch immer wieder über Eure Erfahrungen mit Land und Leuten, Polizisten, Tieren, und mehr ... Schnell mehr davon! Persönliche Kommentare schreibe ich Dir aber lieber über WhatsApp 😄