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21. Tag Phnom Penh

Veröffentlicht: 29.01.2019

Wenn Ihr den Beitrag „Quizz“ noch einmal aufmacht seht Ihr die Auflösung.

Gestern Abend haben wir im Hafen von Phnom Penh angelegt, für uns Endstation der Flussfahrt. Gleich nach dem Abendessen wollte die Fotografin den Nachtmarkt erobern, aber welch eine Enttäuschung, nur allerbilligster chinesischer Schrott. Ich war nicht unzufrieden, denn so ging es bald wieder auf mein geliebtes Boot und ab in die Kabine, die letzte Nacht auf dem Boot.

Morgens dann letztes Frühstück und herzzerreißender Abschied von unseren beiden Damen vom Bordrestaurant, schluchz.

Kurze Zeit später wurden wir abgeholt und auf ins Zentrum von Phnom Penh. Drückende Schwüle bei mehr als 30 Grad bereits um 10:00 Uhr. Kurze Besichtigung des Unabhängigkeitsdenkmals und dann Fahrt zum Gefängnis 21 und danach zu den Killing Fields.

Es fällt mir schwer, hierzu Worte zu finden. Das Grauen hielt uns beide viele Stunden gefangen und noch jetzt, wenn ich darüber schreibe fehlen mir die Worte, um diesen barbarischen Völkermord durch linke Ideologen hinreichend zu beschreiben. Ich hatte den Film „Killing Fields“ zwar gesehen, aber ein Film, so grausam er auch war, kann das eigene Sehen nicht ersetzen.

Zuerst das Gefängnis 21 inmitten von Phnom Penh, eins von ca. 160 Gefängnissen der Roten Khmer, das aber als einziges als Museum gestaltet wurde. Hier wurden im Laufe der Jahre 1975 bis 1979 ca. 20.000 Menschen - Männer, Frauen und Kinder - eingesperrt, aufs brutalste gefoltert, bis sie alle ein Geständnis ablegten und dann zu den Killing Fields gebracht und dort umgebracht, mit Messern, Eisenstangen oder Bambusstöcken erschlagen und in Massengräbern verscharrt. Man muss die Zellen gesehen haben, Einzelzellen für höhere Gefangene und Massenzellen für die einfachen Menschen, auch hier Männer, Frauen und Kinder gemeinsam. Von den ca. 20.000 Gefangenen haben nur 7 Männer und vier Kinder überlebt. Die Zustände in diesem Gefängnis, unter denen die Gefangenen oft Monate zubringen mussten, bevor man sie erschlug sind so erschütternd, dass ich die Details nicht beschreiben möchte. Bei den Worten unseres Reiseleitern standen uns beiden die Tränen in den Augen. Lest die Texte auf den Bildern.  Bilder an den Wänden, die ein Überlebender angefertigt hat zeigen einen wirklich herzzerreißenden Ausschnitt aus dem Leiden dieser Gefangenen. Wir haben keine Fotos hiervon gemacht, wir konnten es einfach nicht übers Herz bringen.

Dann ging es zu den Killing Fields: die Massengräber wurden geöffnet und ca. 7.000 Totenschädel wurden in einer Stupa verwahrt. Die Texte am einzelnen Massengräbern beschreiben das Grauen, das diese Gefangenen durchlebten und den furchtbaren Tod, der ihr Leben beendete. Das  ielleicht schrecklichste war ein Baum, an dem kleine Kinder vor den Augen ihrer Mütter mit dem Kopf geschlagen wurden, so dass sie zu Tode kamen. Im ganzen Land gab es mehr als 100 Killing Fields, aber nur dieses wurde quasi als Zeugnis bewahrt. Von den ca. 7.000.000 Kambodschanern, die bei der Machtübernahme durch die Roten Khmer in 1975 lebten sind etwa 2.000.000 durch Hunger und Ermordung ums Leben gekommen. Pol Pot selbst starb 1998.  Nur ganz wenige seiner Schergen sind verurteilt worden.

Dies und die Toten, die Mao Tse Tung und Stalin auf dem Gewissen haben, sind ausreichend Beweis, dass nicht nur die Rechten Massenmorde begingen, die linken Radikalideologen standen ihnen in nichts nach. 

Anschließend wurden wir zu unserem Hotel gebracht, eine wunderschöne Unterkunft in den obersten 10 Geschossen des höchsten Gebäudes von Phnom Penh mit einer Einrichtung, die Sabina so begeisterte, dass sie das ganze Inventar kurzer Hand nach Berlin  verschiffen wollte. Allerdings scheiterten die Preisverhandlungen mit dem Hotelmanagement, als sich herausstellte, dass Sabina von kambodschanischer Währung ausging, die Gegenseite aber auf US-Dollar beharrte. 

Nach einem kurzen Lunch in einem hyperstylischen Restaurant gingen wir auf Tour durch Phnom Penh zu Fuß bei 34 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Zunächst zum Zentralmarkt, ein riesiger Markt mit Müll. Danach ein Fußmarsch von einer Stunde zu einer Gegend, die uns als Shopping Gebiet beschrieben wurde. Die meisten Straßen von Phnom Penh haben keinen Bürgersteig, so dass wir stets in Gefahr schwebten, von eiligen Mopeds überfahren zu werden, aber wie durch ein Wunder kamen wir lebend ans Ziel. Das Ergebnis unsere Mühe war ernüchternd, aber gleichzeitig sehr schonend im Hinblick auf die Kreditkartenumsätze. Dann vorbei an dem Nationalmuseum und dem Königspalast, beides steht morgen auf dem Programm und danach noch eine Straße, die Sabina aus dem Internet gefiltert hatte, die sich als sehr schön herausstellte, mit schönen Kolonialgebäuden und netten Cafes und kleinen Boutiquen. Glücklicherweise war Sabina zu erschöpft, so dass wir ein Tuk-Tuk enterten und zum Hotel zurück fuhren.

Im Hotel war duschen Pflicht.


Antworten (4)

Joe
alleine das Lesen ist grausam, aber beeindruckend und ergreifend geschrieben. Andererseits habe ich Dich, Henio, selten so lachen sehen, wie mit den beiden Schönheiten.

Jutta
Schrecklich, das der Irsinn nie aufhört. Es fiel mir schon schwer deinen Text zu lesen, wobei ich mir vorstellen kann, daß ihr von den Guides noch Schlimmeres erfahren habt. Der Irrsinn und das Morden werden wohl nie enden. Ich konnte deinen Text schon kaum lesen, wobei ich mir vorstellen kann, daß euch die Guides mit noch Schlimmeren versorgt haben haben. Kommt jetzt endlich in unser zwar kaltes aber ruhiges und friedliches Germanien zurück.

Jutta
2x war zuviel.

Manfred
Du hast Recht, Menschenmord kennt keine Grenzen oder Ideologien, nur total verrueckte und verdrehte Leute mit extrem krankhaften Visionen. Nur zwei Staaten von euch entfernt in Myanmar leiden heute die Rohyngya an Hand der Buddhistischen Regierung unter ethnischer Säuberung. Kein Ende zu dem Wahnsinn....