Tour dei Baschenis
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Wes Brot ich ess', des Bild ich mal'

Veröffentlicht: 16.10.2020

Das gute Essen in dieser Gegend wird ein Problem, die Jeans spannen bedenklich und wir bewegen uns inzwischen ziemlich schwerfällig. Gestern waren wir im Corte dei Toldi in den Bergen essen, alles ganz hervorragend, am besten das Risotto mit Rottannenwipferln und Frischkäse. Die haben auch schöne Zimmer, aber ziemlich teuer, und unsere Unterkunft, die Casa incantata in Revò, ist so nett (und billiger), dass wir froh über unsere Wahl waren, obwohl es schon reizvoll wäre, im Corte dei Toldi mehr als einmal zu essen.

Wir haben uns inzwischen mit Angelo Baschenis sehr angefreundet (mehr über die Familienverhältnisse der Baschenis findet ihr hier). Er gehört der ältesten Generation der Baschenis an, die hier im Trentino tätig gewesen sind, und hat noch sehr mittelalterlich gemalt. Die Perspektive stimmt noch nicht, die Figuren sind steif und langgestreckt - alles also nicht so bewegt wie beim Renaissancemaler Simone II. Er hat hier nicht viele Fresken hinterlassen, aber was wir gesehen haben, hat uns gefallen: elegant und sehr gekonnt, vor allem die Apsis von SS. Fabiano e Sebastiano in Flavon. 

Mit Giovanni und Battista sind wir hingegen nicht so richtig warm geworden, auch wenn wir heute im schönen Castel Valer in der Burgkapelle Fresken gesehen haben, die irgendwie spektakulär waren. Sie sind nämlich sensationell gut erhalten, wurden nur gesäubert, aber nie restauriert. Trotzdem wirken sie so, als ob sie gestern auf die Wände aufgebracht worden wären. Die beiden Brüder scheinen sich außerdem hier mehr Mühe gegeben, vielleicht auch mehr Zeit gehabt zu haben. Unsere Vermutung ist, dass die adeligen Auftraggeber besser gezahlt haben als die Gemeinden für ihre Dorfkirchen - das wäre eine Parallele zu SS. Rocco e Sebastiano in Pergnano, wo Cristoforo II im Auftrag der dortigen Adeligen deutlich sorgfältiger gearbeitet hat als meist. In den Fresken von Castel Valer sind auch keine Sünden zu finden, wie sie unserer Überzeugung nach Battista hinterlassen hat, sehr wohl aber im winzigen Kirchlein von Tres: zwei Kirchenväter schreiben wir ganz frech Battista zu, weil sie im Vergleich zu den beiden anderen wirklich sehr unbeholfen wirken. Dass die beiden Brüder die Schöpfer waren, belegt hier übrigens eine auf die Wand gemalte Inschrift.

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