Veröffentlicht: 10.10.2020
Wir sind inzwischen in die Berge am Nordufer des Gardasees gezogen. Unmittelbar am See, in Riva del Garda, ist es wenig charmant, hier hingegen sehr nett. Die Straßen sind steil und führen zu so reizenden Orten wie Calvola. Im Agriturismo gleichen Namens sitzt man beim Essen unter alten Steingewölben und bekommt genau diese Art von italienischer Küche, die es in Wien niemals gibt: mit schlafwandlerischer Sicherheit schmackhaft gekocht, ganz ohne Chi-Chi. Carne salada (das feine eingesalzene Rindfleisch, das für diese Gegend hier typisch ist) roh als Vorspeise mit hausgemachten sottaceti, Pizzocheri (Buchweizennudeln mit Käse, Kohl und Erdäpfeln), Tagliatelle mit einer Sauce aus Olivenschalen und Olivenmus, Polenta mit Kaninchen (wenn ich Fleisch nur so braten könnte) und schließlich hausgemachtes Himbeereis. Wir hätten gerne in Calvola gewohnt, aber die Betten waren für Roby zu kurz.
Unser Baschenis-Programm scheitet zügig voran, heute haben wir sieben Kirchen besichtigt, alle vorab vereinbarten appuntamenti haben gehalten. Uns ist inzwischen klar, dass die Forschung wenig über die vazierende Malerfamilie weiß. Die Fresken sind öfter nicht signiert als doch, schriftliche Quellen gibt es kaum. Deshalb ist es auch schwer, die einzelnen Fresken ihren Schöpfern zuzuordnen. Einer sticht auf jeden Fall heraus: Simone II war der beste. Seine Malereien sind teilweise wirklich exzellent, teilweise aber auch unachtsam und eher lieblos (weil sehr schnell?) gemalt. Manche seiner Verwandten waren wirklich wenig begabt, zB jener Cristoforo I, der einen Antonio Abate (siehe gestrigen Blog) auf die Fassade einer Kirche bei Pelugo gemalt hat, der - nun ja - wenig geglückt ist. Oder auch jener (es scheint, als handle es sich um Cristoforo II), der in derselben Kirche das Jesuskind bei der Flucht nach Ägypten Datteln pflücken ließ - herzig, aber etwas flach geraten.