Veröffentlicht: 05.11.2020
Auf der letzten Etappe meiner Reise zog es mich und Susan auf die Insel Lombok, um hier auf die perfekte Welle zu warten. Dazu reisten wir in den Süden nach Kuta zum Surfcamp Symbiosis. Wir verbrachten eine Woche im Camp und lernten, dass das Zusammenspiel von Timing und richtigem Paddeln gar nicht so einfach ist.
Die Insel Lombok ist ein kompletter Kontrast zur Nachbarinsel Bali. Wogegen Bali hinduistisch geprägt ist, gehören 90% der Einheimischen auf Lombok dem islamischen Glauben an. Und das war auch zu hören… In den Nächten bekamen wir ohne Ohropax kein Auge zu. Es war Ramadan und das hieß für die Muslime, nachdem die Sonne untergegangen ist, eine Mahlzeit einzunehmen und anschließend das Nachtgebet ertönen zu lassen. Für uns hieß das, jeden Abend und Nacht den Lautsprechergesang hören zu müssen. Zumindest waren wir froh, dass für Touristen am Tage gekocht wurde. Die Küche war im Vergleich zur balinesischen weitaus schärfer. Es half auch nicht zu sagen, dass man kein Chili in seiner Speise möchte – Es war trotzdem für meinen Geschmack verdammt scharf :-D
Wir erreichten zum Nachmittag das Surfcamp und bezogen unser hübsch eingerichtetes Bungalow. Das Camp bestand zudem aus einem schönen Garten mit Außenpool und einer gemütlichen Lounge. Da wir aus einer kleinen Gruppe bestanden, konnten die Guides individuell auf die einzelnen Surfer eingehen. Da ich die Einzige war, die zwischen Anfänger und Fortgeschritten stand und lediglich Hilfe beim richtigen Anpaddeln der Welle brauchte, hatte ich einen Privatlehrer, der mir bei den größeren Wellen den nötigen Anstoß gab. Susan und drei weitere Campbesucher, die ebenfalls aus Deutschland kamen, hatten bisher noch keine Erfahrungen auf dem Surfbrett und machten zunächst auf kleineren Wellen ihre ersten Versuche.
Nun zurück zum ersten Tag auf Lombok. Als Susan und ich uns einquartiert hatten, charterten wir uns gleich einen Roller und düsten nach Westen zum Strand Pantai Mawun, der mit als einer der schönsten im Süden der Insel galt. Auf dem Weg dorthin bestaunten wir die weite, grüne, hügelige Landschaft und in der Ferne den tiefblauen Ozean. Ein Seufzer entschwand aus unseren Mündern. Der Weg, der zum Strand führte, wurde für Touristen durch Einheimische entgeltlich bewacht. Wir hatten nicht genügend Bargeld mit, um den genannten Preis für den Strand bezahlen zu können. Nach langer Diskussion gaben sie sich mit den paar Scheinen zufrieden und ließen uns passieren. Auch wenn es reine Abzocke war, so kümmerte es uns recht wenig dafür bezahlt zu haben. Lombok zählt mit zu den ärmeren Gegenden, so dass sie regelrecht vom Tourismus abhängig sind. Nur Schade, dass das Geld nicht darin investiert wird, die wirklich traumhaften Strände sauber zu halten. Wieder einmal zeigen die schönen Seiten der südostasiatischen Länder und Inseln ihre Kehrseite.
Nichtdestotrotz war der Pantai Mawun mit seinem feinen, beigen Sand und dem türkisblauen Meer ein schönes Fleckchen. Wir suchten uns im Sand eine ruhige Ecke und genossen die Aussicht. Ein streunender Hund legte sich zu uns, wohl in der Hoffnung von uns Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten zu bekommen. Er sah jedoch so ungepflegt aus, dass wir nicht unbedingt den Wunsch verspürten, den Hund zu streicheln. Er schien sich dennoch wohl bei uns zu fühlen, dass er nicht von unserer Seite wich. Oh je, werden wir ihn jemals wieder los… Nachdem er merkte, dass wir ihm keine Aufmerksamkeit schenkten und sogar die anderen Hunde nichts mit ihm zu tun haben wollten, suchte er verzweifelt nach Liebe bei einem anderen Paar, das ebenfalls am Strand saß (ob er sein Glück noch findet…). So genug der „traurigen“ Hundegeschichte - ist eh nicht der einzige Streuner. Auf Lombok vermehren sich diese wie die Karnickel. Auf dem Rückweg kehrten wir ins empfohlene Restaurant Ashtari ein. Dieses bot ein tolles Ambiente und einen herrlichen Blick Richtung Ozean.
Am nächsten Morgen ging es für mich und Susan sogleich los mit der Surfschule. Zusammen mit dem Indonesier „Jen“, unserem Surflehrer, fuhren wir zum Pantai Selong Belanak – Perfekt für Anfänger. Da ich schon ein paarmal auf dem Surfbrett stand, kam ich schnell wieder rein. Für Susan war es das allererste Mal. Nachdem ich die ersten Wellen wieder gesurft bin, bekam ich Lust auf Mee(h)r! Susan kämpfte noch mit den ersten Anfängen, aber blieb hartnäckig dran. Wer es am ersten Tag schafft, auf einer Welle zu surfen, der hat doch geschummelt :-P
Am Abend machten wir einen Ausflug zum Pantai Kuta Lombok. Dort stiegen wir auf eine kleine Klippe hinauf und bewunderten den Sonnenuntergang und das Rauschen des Ozeans. Der Blick Richtung Norden fiel auf den Vulkan Gunung Rinjani. Da dieser zu der Zeit nicht zugänglich war, war ein Zustieg zum Krater leider ausgeschlossen (Die Aussicht vom Rinjani gilt als absolut empfehlenswert!). Nachdem die Sonne untergegangen war, stapften wir wieder hinunter zum Strand und machten es uns an dem dortigen Warung auf dem Dach gemütlich. Die Schuhe mussten unten bleiben. Blöd nur, dass mir irgendein streunender Hund einen meiner Flipflops gemobst hatte… Trotz Dunkelheit fiel mir mein angeknabberter Schuh doch noch ins Auge. Na lecker…
Tag Nr. 2 auf der Suche nach der perfekten Welle… Der Don Don-Surfspot ist sehr beliebt bei den Wellenreitern und kann nur mit einem Boot erreicht werden. Also luden wir unsere Bretter auf ein Boot und schipperten auf’s offene Meer. Ich war sofort Feuer und Flamme. Jen paddelte mit mir zu den größeren Wellen, während Susan es sich lieber auf dem Boot gemütlich machte. Und dann kam sie…die perfekte Welle! Jen gab mir noch den nötigen Anstoß und plötzlich spürte ich die treibende Kraft unter mir. Ich stand auf und hatte das Gefühl zu fliegen… Dies war die größte, auf der ich bisher jemals gesurft bin. Wow! Auch wenn es schätzungsweise nur 2-3 Meter hohe Wellen waren, so war es ein Hammergefühl auf dieser zu stehen und für einen Moment dahinzugleiten. Ich habe es blöderweise nicht bis zum Ende der Welle geschafft, auf dem Brett stehen zu bleiben. Somit stand ich vor dem Problem von den nachkommenden Wellen stark unterspült zu werden. Zum einen kommst du gerade wieder hoch um Luft zu holen und aus der Wellenfront zu paddeln und in diesem Moment spült es dich wieder unter Wasser. Zum anderen treibt es dich immer weiter weg. Mist, noch mehr paddeln... Aber, geile Welle war’s!!! :-D
Den darauffolgenden Tag blieb Susan mit den anderen Surfanfängern vom Camp am Selong Belanak Beach und Jen fuhr mit mir zum - meiner Meinung nach - schönsten Strand von Südlombok: Der Pantai Tanjung Aan. Purer feinster, weißer Sandstrand und dazu das klare, türkisblaue Wasser umgeben von seichten, grünen Hügeln… Ich konnte meinen Blick kaum lösen. Dazu ging es mit einem Boot wieder ein Stück auf’s Meer hinaus zu den Korallenriffen, die für schöne leichte Wellen sorgten. Dank Jen habe ich es ab und zu geschafft eine Welle mitzunehmen. Wie gesagt: Timing und richtiges Paddeln ist das schwerste beim Surfen. Es war alles in allem ein toller Tag, vom Warten auf die richtige Welle, sportliche Betätigung, Erfolgserlebnisse und bis hin zur Strandkulisse. Jen und ich konnten die Surfclique am nächsten Morgen auch für den Tanjung Aan-Surfspot begeistern.
Die 5 Tage auf Lombok waren schnell wieder um. Die letzten beiden Tage fuhren wir hinüber zur Insel Gili Gede. Wir hatten eine gemütliche und schön eingerichtete Unterkunft gebucht (Tanjungan Bukit Lodge). Wir waren die einzigen Gäste und genossen die Ruhe in vollen Zügen. Zum Frühstück und Abendessen machten wir es uns auf den Sitzkissen bequem, genossen den Blick zum Meer sowie frisch gepresste Fruchtsäfte und neben der einheimischen bot die Unterkunft sogar sehr gute europäische Küche, denn der Inhaber des Gasthauses kam aus Frankreich. Wir ließen uns am Tage mit einem Boot zur kleinen Gili-Insel Layar schippern. Hier konnte man super schnorcheln, viele bunte Fische sowie kleine Schildkröten beobachten, wunderschöne Muscheln sammeln und die komplette Insel in einer Stunde zu Fuß umrunden. Nur gerät man bei der Umrundung vom feinen, weißen Sand auf schlammig, felsigen Untergrund. Ohne Schuhe war es gar nicht so einfach, aufzupassen wo man hintritt. Auf Gili Layar gibt es nur eine Unterkunft. Dort konnten wir uns zu einem vereinbarten Preis Liegen ausleihen und einfach mal so richtig die Seele baumeln lassen. Gili Gede bietet zwar mit der Tanjungan Bukit Lodge einen schönen Aufenthaltsort, aber die wirklich schönen Strände befinden sich auf den Nachbar-Gili-Inseln.
An meinem letzten Morgen in Südostasien wachte ich sehr früh auf und sah wie sich draußen der Himmel rot färbte. Susan schlief noch. Ich zog mich leise an, stapfte die Stufen von unserem Bungalow hinunter zum Wasser, machte es mir auf den Sitzkissen gemütlich und versank in diesem wunderschönen Sonnenaufgang. Zu wissen, dass meine Reise heute endet, war ganz schön ernüchternd. Trotz anfänglicher Angst, dass ich vollkommen alleine solch eine lange Zeit weg bin, schwang über in totaler Euphorie und Reiselust. Ich wollte noch nicht nach Hause. Mein Herz schlug in der Ferne und die Sehnsucht nach dem Heimathafen war weit, weit entfernt, auch wenn ich meinen Partner immer wieder vermisste. Ich war einfach raus aus Alltag, Stress und Arbeit. Ich spürte innerlich tiefe Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Nachdem die Sonne über dem Horizont stand, ging ich langsam nach oben und erblickte ein Schild, welches Richtungen zu verschiedenen Orten der Welt zeigte. Ich erblickte Berlin… ja, ich bin auf dem Weg…
Wir landeten wieder in Bali. Susan verbrachte noch eine Woche in Kuta und ich verabschiedete mich nun. Mein Flug startete erst in der Nacht. Wir gingen noch gemeinsam was essen und spazierten dann den ellenlangen Strand im Südwesten der Insel entlang. Wir tranken aus riesigen Kokosnüssen und beobachteten schmunzelnd die Mädels, die sich stundenlang in den verschiedensten Posen vor dem Sonnenuntergang fotografierten. Wir dachten uns nur: „Oh man, das muss doch anstrengend sein…“.
Berlin, 18.05.19, 12:50 Uhr: Mein Herz pochte wie wild! Wo bleibt mein Gepäck?! Hoffentlich wurde es nicht wegen der vielen Muscheln konfisziert… :-D da kommt es, puuh! Aber mein Herz schlug nicht deshalb bis zu meinem Hals. Laura und Nico standen am Ausgang und erwarteten mich. Laura hielt ein Willkommensschild in der Hand. Danke Süße ;-) Wir drückten uns ganz fest. Als ich dann in Nicos Arme sprang, wollte ich ihn nicht mehr loslassen… ich bin zu Hause angekommen.