Veröffentlicht: 11.09.2023
Eigentlich sollte unsere Reise nach La Paz (Bolivien) am 28.08. abends gegen 22:00 Uhr starten. Allerdings habe ich beim Bus buchen wie auch immer das falsche Datum angegeben, weswegen wir erst 24 Stunden später, am 29.08. fuhren. Die Reise mit dem Bus dauerte 15-16 Stunden, immerhin sind es etwa 650 km. Wir haben Cama-Klasse gebucht, das ist die quasi die First-Class der südamerikanischen Busse und zu unserem Glück hatten wir Sitze in der ersten Reihe der oberen Etage. La Paz' bzw. El Altos Verkehr sticht auch im südamerikanischen Vergleich heraus. Es wird grundsätzlich immer gehupt, es wird unabhängig von der Ampelfarbe und von etwaigen Fußgängern immer gefahren und wenn den Bolivianern (politisch) was nicht passt, sperren sie einfach mal Straßen. So natürlich auch bei uns, der Reisebus (Doppelstock) musste durch kleine Nebenstraßen fahren, für die er eigentlich viel zu groß war. Wir kamen gegen 14:20 Uhr an unserer Unterkunft an und mussten noch bis etwa 15:00 Uhr warten, bis wir reindurften. Wir schauten uns die nähere Umgebung unserer Unterkunft in der Nähe der Plaza Isabel La Católica an, gingen noch kurz was einkaufen und viel mehr ist nicht passiert.
Caro hat sich leider in den Tagen vorher etwas erkältet, weshalb sie am 31. August flachlag und nichts unternehmen konnte. Deshalb bin ich an diesem Tag (einem Donnerstag) auf die Feria 16 de Julio nach El Alto gefahren - den größten Freiluftmarkt Südamerikas. El Alto ("die Höhe") liegt - wie der Name bereits vermuten lässt - über La Paz ("der Frieden") auf einer Höhe zwischen 4100 und 4200m. Grundsätzlich gilt hier "je höher desto ärmer" und damit auch "desto gefährlicher". Wenn man sich aber vorher nicht informiert, fährt man eben trotzdem alleine hin. Auf dem Markt gibt es nichts, was es nicht gibt. Wirklich nichts. Ich bin mir ziemlich sicher, man kann sich hier ein eigenes Auto nach seinen Vorlieben zusammenschrauben. Es gibt Baumaterial (Holz, Metall, Stein, Zement, ...), Ersatzteile für alles was man sich vorstellen kann, Hehlerwaren soweit das Auge reicht ("gebrauchte" Handys, Geldbeutel, Uhren, ...), Kleidung (neu und gebraucht), Waffen (Schlagringe, (Klapp-)messer und am richtigen Ort auch Schusswaffen), Polizei- und Militärkleidung (sieht echt aus, inweiweit die echt ist kann ich nicht beurteilen), schusssichere Westen, PC-Software (im Centbereich, da schwarz gebrannt), DVDs, Blurays, dubiose Medizin- und Heilmittel (Tabletten für alles, halluzinogene Pflanzen, ...), Haushaltsgeräte und und und. Nach El Alto bin ich mit der Gondel gefahren (La Paz und El Alto haben zusammen das weltweit größte städtische Seilbahnnetz), die Fahrt kostet umgerechnet 40 Cent. Von El Alto zurück nach La Paz bin ich Colectivo gefahren, das kostet etwa 30 Cent. Kurz bevor ich ins Colectivo bin hat man versucht, mich zu beklauen (eine relativ bekannte Masche, erst spritzt man mich mit irgendeiner schleimigen Flüssigkeit voll, und danach will man mich "säubern" - und mir meine Wertsachen abnehmen). Das hat aber zum Glück nicht geklappt. An diesem Abend hab ich auch versucht, in den Knast von La Paz (Cárcel de San Pedro) zu kommen, aber das ist eine andere Geschichte.
Tags darauf (01.09.) haben wir uns gemeinsam die Altstadt von La Paz mit vielen hostorischen Gebäuden (Gefängnis, Kirchen, Märkte, Plätze usw.) an und stoppten bei mehreren Travel Agencies um uns ein paar Touren zu buchen. Ich wollte bspw. die ehemals gefährlichste Straße der Welt mit dem Fahrrad runter fahren und später wollten wir zusammen eine dreitätige Tour zum Salar de Uyuni unternehmen. Wie in letzter Zeit fast üblich haben wir die günstigsten Preise abgegriffen, deutlich günstiger als einige unserer späteren Mitreisenden. Wobei das mit dem günstigsten Preis hinsichtlich der Death Road Tour vielleicht nicht die beste Idee war. Die Fahrräder waren in absolut miserablem Zustand (Gangschaltung ging nicht, braucht man aber laut Guide auch nicht, weil geht ja eh nur abwärts und die Vorderbremse ging... zumindest nicht gut). Die Ausrüstung war dafür auch in beschissenem Zustand und man hätte mich fast vergessen abzuholen. Die Tour an sich war in Ordnung und hat Spaß gemacht, auch wenn mir (als ungeübtem Downhill-Fahrer) die Handgelenke und Unterarme noch zwei Tage später wehgetan haben.
Am 03.09. war "Feiertag" in La Paz und El Alto (Día del Peatón, der sog. Fußgängertag). In der ganzen Stadt waren von 06:00 Uhr bis 18:00 Uhr Fahrzeuge verboten. Wir sahen uns die Stadt an und machten später noch zusammen einen Ausflug nach El Alto, da Caro auch gern den riesengroßen Markt sehen wollte (der immer nur Donnerstags und Sonntags ist). Am 04.09. stand nur noch etwas bummeln auf dem Programm. Abends ging es mit dem Bus nach Uyuni, die Fahrt dauerte etwa 9-10 Stunden und wir kamen frühs um 06:30 Uhr bei entspannten -7 °C an.