Hinz&Cunz
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19.-20.04. - Port Antonio, Jamaica

Veröffentlicht: 20.04.2023

Nachtrag zum 18.04.: Der Tag an sich war ja eher blöd für uns, nahm aber ein witziges Ende: Wir waren abends noch in einer Pizzeria im Ort um uns eine Pizza mitzunehmen und diese dann daheim zu essen. Dort (bzw. in der Bar gegenüber) wurden wir von 2 Kanadiern angesprochen, die seit Dezember auf der Insel sind und auf einem Segelboot in der Bucht übernachten. Wir unterhielten uns recht lange und versackten auf dem Heimweg noch in einer weiteren Bar (Bretterhütte mit Wellblechdach), in die dann auch sehr viele Einheimische kamen. Alles in allem ein sehr lustiger Abend, unter den Jamaikanern gab es zum Ende hin noch etwas Stunk, aber da haben wir uns vorsichtshalber rausgehalten.

Am 19.04. haben wir die Reach Falls besichtigt, was grundsätzlich auf 2 Arten möglich ist: Entweder von unten nach oben (man wandert / klettert den Flusslauf hinauf bis zum Anfang) oder man besichtigt nur den oberen Teil, ohne den Rest der einzelnen Kaskaden zu sehen. Die Reach Falls befinden sich knapp 40 km von Port Antonio entfernt. Man kann dort relativ einfach mit einem Sammeltaxi hinkommen (das hat etwa die Größe von einem T3 oder T4 Bus und es gehen inkl. Fahrer etwa 21 Leute rein. Ohne Klimaanlage, dafür aber mit viel Körperkontakt) und es kostet nur 200 J$ (1,20 €) pro Nase. Alternative zum Sammeltaxi ist ein gechartertes Taxi, das hat man dann für den kompletten Ausflug nur für sich allein und es ist klimatisiert. Kostet aber min. 8.000 J$ (etwa 48 €). Wir entschieden uns für das Sammeltaxi. Die Fahrt dauert etwa 1 h 15 min und man fährt über unbefestigte Straßen (schlimmer als deutsche Waldwege) mit bis zu 100 km/h und weiß nicht mal, ob der Fahrer nüchtern ist. Wir kamen sicher am Abzweig zu den Reach Falls an. Im Internet hatten wir vorher gelesen, dass wir hier nach einem Local namens Dorian fragen sollten. "Dorian" wurde dann von einem dort ansässigen Straßenverkäufer angerufen und war binnen 15 min da. Ich vermute, dass sich dort einfach alle Dorian nennen und der Straßenverkäufer einfach einen "Guide" anruft, welcher die Tour mit einem macht. Die Tour bei "Dorian" kostet umgerechnet 15 US$ (13-14€) pro Person und war ihr Geld wert. Das Wasser ist kristallklar und vergleichsweise kühl. Auf jeden Fall eine schöne Gegend. Natürlich muss man, um von der Kreuzung zu den Reach Falls zu kommen noch ein extra Taxi nehmen, weil der Start sehr weit Abseits der Straße liegt. Da es hier keine normale Taxi-Route gibt, ist das natürlich teurer - aber so ist das eben (6 € pro Nase für Hin und Zurück). Nach der Tour, als wir wieder an der Kreuzung waren, mussten wir ziemlich lange auf ein Route-Taxi warten (über 30 min). Ein Einheimischer wollte uns dann daran hindern, einzusteigen, weil er "schon mit einem Kumpel ausgemacht hat, dass dieser uns zurück nach Port Antonio fährt". Das klang für uns nach einem schlechten Deal, da es mit Sicherheit teurer geworden wäre. Also trotzdem einsteigen. Der hat dann zwar ziemlich gemeckert, wir aber eben Geld gespart. Sei's drum. Auf dem Rückweg ließen wir uns am Frenchman's Cove rausschmeißen, einem weiteren Traumstrand auf Jamaika. Dieser kostet allerdings 1800 J$ (11 €) Eintritt, wofür wir zu geizig waren. Wir sind dann zum 3,5 km entfernten Winnifred Beach gelaufen und für insgesamt 200 J$ einfach hier baden gegangen (wobei die 200 J$ freiweillig waren, man könnte auch kostenlos rein). Anschließend ging's zurück nach Port Antonio und mit etwas zu essen zurück ins AirBnB.

Am 20.04. stand unsere Wanderung mit Edgar auf dem Programm. Edgar kommt aus Port Antonio und wir haben ihn vor ein paar Tagen in der Stadt kennengelernt. Er zeigte uns ein paar Ecken der Stadt und erzählte uns ein paar Sachen. Er erschien uns sehr vertrauenswürdig, da er nicht gleich für eine Wegbeschreibung Geld verlangt (er wollte auch für die kurze Tour mit ihm kein Geld). Wir trafen uns am vereinbarten Treffpunkt und liefen mit ihm zusammen in Richtung Stadtrand auf einen Berg hinauf. Die Wege kommen einem bei 30 °C noch viel steiler vor, als sie eigentlich sind. Oben trafen wir Brandon, der dort eine Farm mit Bananen, Ananas, Kokosnüssen, Kaffeebohnen und natürlich Gras betreibt. Brandon macht neben seiner Arbeit als Farmer Musik und ist schon ziemlich viel rumgekommen (insbesondere in Europa). Hier konnten wir frisch aufgebrühten Tee aus den Pflanzen in seinem Garten genießen - for free. Brandon und Edgar gerieten dann noch in einen lautstarken Streit, wer denn eigentlich an der Versklavung der schwarzen Menschen schuld war. Edgar meinte, die Schwarzen wären selbst daran schuld gewesen, während Brandon ihn zu berichtigen versuchte, dass die weißen Menschen die schwarzen versklavt haben. Für uns beide schneeweiße, "privileged Europeans" eine ziemlich unangenehme Situation. Nachdem der Streit beigelegt war (Edgar hat Brandon nicht mehr beachtet und ist aus der kleinen Dschungel-Bar nach draußen gegangen) haben wir uns noch etwas mit Brandon unterhalten. Anschließend traten wir mit dem draußen wartenden Edgar den Heimweg an. Am Ende wollte Edgar für die kleine Wanderung 40 US$ von uns haben, schlussendlich haben wir uns auf 3000 J$ (18  €) geeinigt, was für ihn wohl auch noch ok war.

Alles in allem läuft der Tourismus hier in Jamaika etwas anders, als es in Mexiko war. Abgesehen von den Route-Taxi-Fahrern, die unabhängig von der Strecke immer 200 J$ kosten, versucht einen hier fast jeder über den Tisch zu ziehen. Gefühlt jeder Jamaikaner arbeitet neben seinem normalen Beruf noch als Tour-Guide und bietet Touren zu den nahegelegenen Sehenswürdigkeiten an. Die Preise dafür sind immer erstmal hoch und der Handlungsspielraum entsprechend groß. Wenn man nicht aufpasst, wird man wahrscheinlich überall zu viel bezahlen. Mittlerweile wissen wir aber relativ gut wie der Hase hier läuft und worauf man achten muss.

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#port#antonio#jamaica#reach#falls#hike