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Wer ist der Schönste im ganzen Land?

Veröffentlicht: 30.10.2018

Acht Tage haben wir gebraucht, um unser Tempel- und Pagodenprogramm in Bagan zu schaffen. Und so blieb uns der neunte (als Puffer gedachte) Tag quasi als Bonus. Wir nutzten ihn, um mit dem Rad auf 22 Kilometern jene Bauwerke abzuklappern, die uns am allerbesten gefallen hatten. Eine gute Idee, kann ich nur sagen. Wir haben noch das eine oder andere Detail entdeckt, das uns beim ersten Durchgang entgangen war, und konnten insbesondere jene Bauten, die wir in den ersten Tagen angesehen hatten, viel besser einordnen. Ich möchte unsere Lieblinge hier kurz vorstellen (Fotos gibt es auch dazu), und zwar in der Reihenfolge ihrer Errichtung.

Bupaya-Pagode (9. Jhdt. oder früher): das älteste und kleinste Bauwerk, stammt noch aus der Zeit vor der großen Blüte von Bagan (sieht man daran, dass der Stupa mehr wir ein - bitte sehr elegantes - Ei und nicht wie eine Glocke aussieht); steht neckisch auf einer Plattform oberhalb des sehr breiten Ayeyarwady-Flusses.

Shwesandaw-Pagode (1057): unendlich viel größerer Stupa, thront auf vielen Terrassen und hat noch viel von seinem Stuck auf sich; Erbauer ist der Gründer des Baganreiches, das unsere Lieblinge hervorgebracht hat; man konnte früher auf ihn hinaufklettern (inzwischen verboten), aber (wie in nahezu alle anderen Stupas) niemals hinein; er ist so etwas wie ein Reliquienschrein für eine Haarlocke Buddhas.

Ananda-Tempel (1090): kaum zu glauben, dass dieser am besten erhaltene Tempel einer der ältesten sein soll (wahrscheinlich hat man ihn immer wieder renoviert) - jedenfalls strahlt er freundlich weiß, ist vollständig verputzt und über und über mit geflügelten Löwen und anderen Monstern besetzt; für die Tempel der Frühzeit ist typisch, dass sie relativ flach sind, also eher in die Breite als in die Höhe gehen; was den Ananda auch noch auszeichnet: Er hat von allen Tempeln den besten Innenraum, wirklich toll (mein Tipp: selber kommen und anschauen).

Thatbyinnyu (1144): ist der höchste aller Tempel in Bagan und leuchtet daher auf vielen Fotos aus dem Pagodenwald heraus (auch auf unseren Panorama-Fotos); läutet ein neues architektonisches Ideal ein: auf den bisherigen Quader, der am Dach von sich verjüngenden Terrassen abgeschlossen wird, setzen die Bauherren und -damen einen zweiten etwas kleineren Quader drauf (nirgendwo sieht man das besser als beim Thatbyinnyu); auch hier hat sich die Stuckverkleidung fast vollständig erhalten (müssen verdammt guten Verputz gemacht haben, die alten Birmanen); eindrucksvoll, sehr eindrucksvoll.

Dhammayangyi-Tempel (1170): Nein, das ist keine Pyramide, sondern einer der besten Tempel – obwohl irgendwie ein Rückschritt, weil hier auf den Quader im zweiten Stock noch einmal verzichtet wurde: also nur ein ebenerdiger Bau mit Terrassen am Dach (aber was für einer!); er ist von außen wunderbar und hat auch einen guten Innenraum; seine Geschichte ist allerdings traurig: Er wurde von einem besonders grausamen Herrscher gebaut, der nicht nur seinen Vater umbringen ließ, sondern auch als Bauherr übertrieben pingelig war und jenen Maurern, die die Ziegeln so „schleißig“ geschichtet hatten, dass eine Nadel in die Ritzen passte, die Hände abschlagen ließ.

Sulamani-Tempel (1183): DER klassische Tempel seiner Zeit (mit 1. Stock!); manchen gilt er als der schönste von Bagan; wir finden, dazu hat zu wenig Charakter – kurz: Er ist sehr schön, aber ein bisschen zu fad.

Htilominlo (1211): Auf dem Foto erschließt sich wahrscheinlich nicht, was den Htilominlo so viel interessanter macht als seinen direkten Vorgänger, den Sulamani, aber in Realität gibt es da gar keinen Zweifel; für mich ist er von außen der gelungenste Tempel von Bagan: zwei Quader übereinander, aber durch Tor- und Fensterumrahmungen in Flammenform so perfekt miteinander verbunden, dass ein in die Höhe strebender, unglaublich eleganter und gleichzeitig spannender Bau dasteht – und groß ist er auch noch.

Gawdawpalin (1227): der Htilominlo übersteigert und verspielt; viel schlanker als sein größerer und älterer Bruder, und viel steiler – gotischer sozusagen; er macht Spaß, hat aber nicht die Autorität des Vorgängers.

Wir haben eine leicht kindische Angewohnheit und machen bei unseren Reisen gerne Hitlisten, wobei wir uns nicht immer einig sind. Robys Reihung lautet: Dhammayangyi, Ananda und Htilominlo, meine hingegen: Htilominlo, Dhammayangyi und Ananda. Dann wird es kompliziert, weil sich zwischen die übrigen großen auch kleinere Tempel schieben: zB der Lawkahteikpan-Tempel mit seinen guten Fresken (# Pagoditis: Buddhas Geburt); der Thetkyamuni-Tempel, den wir im Zuge einer Bootsfahrt am Ayeyarwady gesehen haben und der nicht nur toll liegt, sondern auch wunderhübsch ist und schöne Stuckverzierungen an den Außenwänden hat (aufs Dach klettern durften wir auch – eine Ausnahme inzwischen); der Universitätstempel Sinbyushin, besonders elegant und inmitten eines längst verfallenen Campus aus dem 14. Jahrhundert; der Nanpaya-Tempel, der als einer der ganz wenigen aus Sandstein (und nicht aus Ziegeln) gebaut wurde, und dessen hervorragende Reliefs daher auch aus Sandstein gemeißelt sind und nicht aus Stuck bestehen; der Myaybontha Paya Hla mit seinen herausragend guten Skulpturen im Innenraum (# Pagoditits: Buddhas Geburt); und die Sedanagyi-Pagode, groß, elegant, mit hunderten kleinen Ziegel-Elefanten am Sockel und (ganz wichtig!) nicht vergoldet.

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#myanmar#bagan