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Seychellen - hin und weg

Veröffentlicht: 19.10.2018

Gastautor: Robert Schlesinger


So also stellen sich die Leute ihren Urlaub vor! Wir haben ja zeitlebens Badeurlaube gemieden wie die Pest; zwei Badetage in vier Wochen Urlaub, das ist für uns das höchste der Gefühle, schließlich fahren wir weg, um etwas anzuschauen, und nicht um nichts zu tun. Herumliegen und lesen kann ich im Gänsehäufel (für Nicht-Wiener: riesiges Strandbad an einem Seitenarm der Donau) auch, und zwar ohne Sand in der Badehose (und mit der Option, beim Büffet Klampfer für anständiges Geld die besten Eiernockerln von überhaupt zu essen).

Aber! Die Seychellen! Ich nehme die Schuld ganz alleine auf mich; ich wollte hierherkommen. Einmal, ein einziges Mal nur wollte auch ich ein paar Tage auf Palmen-Sandstrand-türkisblaues-Meer-Inseln verbringen. Nicht wegen des Herumliegens, sondern wegen der schönen Landschaft und wegen des Meeres. Und die Landschaft schien auf den Seychellen, wo die Strände außer von Palmen auch von malerischen Granitfelsen gesprenkelt sind, besonders schön. Na gut; das wenigstens hat sie auf der dritten Must-see-Insel, auf La Digue, eingelöst.

Dass die Hälfte der Strände auf La Digue ausschließlich zum Anschauen (und Spazierengehen) da ist, weil man wegen gefährlicher Strömungen auf keinen Fall ins Wasser darf, das haben wir gewusst. Was allerdings keiner verrät, ist: An der anderen Hälfte (sowie auch überall auf Praslin) kann man nicht ins Wasser, jedenfalls nicht um zu schwimmen; um sich die Knöchel und die halben Wadeln nass zu machen, ist das Meer gerade tief genug, wenn man nur weit genug hinauswatet.

Was macht den Seychellen-Urlaub sonst noch aus? Absurd hohe Preise, die teilweise sogar den Venezianern die Schamröte ins Gesicht treiben würden; ein verblüffend hoher Prozentsatz an arroganten, arbeitsunwilligen und vor allem entsetzlich unhöflichen Einheimischen (und als Wiener kennt man sich ja mit arbeitsunwilligen, unhöflichen Einheimischen so gut aus wie nicht bald jemand auf der Welt); grauenhaftes Essen aus grauenhaften Zutaten, die es sogar völlig unmöglich machen, selber etwas Genießbares zu kochen (Wohnungen mit Küche hatten wir fast die ganze Zeit). Paradeiser wie aus dem hinterletzten holländischen Glashaus, Mangos wie aus Litauen, Thunfischkonserven (ökonomisch wichtig, denn auf den Seychellen steht die zweitgrößte Thunfischfabrik der Welt!), die - falls sie je den Weg in den Westen finden - dort garantiert nur umgepackt und mit "Whiskas"-Etiketten versehen werden; und Importware, Importware, Importware, und zwar bestimmt nicht von guter Qualität, von "Umweltschutz" (auf den Seychellen seit rund 20 Jahren Staatsziel) ganz zu schweigen. Zum Beispiel: In einem Land voller Kokospalmen kommt die Kokosmilch aus der Dose und aus Thailand??!

So also stellen sich die Leute ihren Urlaub vor: Strände, die hübsch anzuschauen sind, an denen man aber absolut nichts tun kann, unter einer Sonne wie eine Prügelattacke; dazu fast durchwegs ungenießbarer Fraß zu Wucherpreisen. Zumindest wer die Eiernockerln vom Klampfer kennt, muss ein völliger Narr sein, um hierherfahren zu wollen. Und ich, da gibt es nichts zu beschönigen, ich kenne sie...

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#seychellen#la#digue