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Durchs wilde Usbekistan

Veröffentlicht: 24.09.2018

Zugegeben: Die Überschrift ist irreführend und nur meiner eigenartigen Leidenschaft für Karl May, die ich als Teenager hatte, geschuldet (immerhin habe ich damals knapp 50 seiner Bücher gelesen). Usbekistan ist nämlich gar nicht wild. Unseren Ausflug in die Wüste von Karakalpakstan zB hatten wir schon in Wien gebucht, weil wir davon ausgingen, dass dazu ein Jeep nötig sein würde. So hatten wir das nämlich in Jordanien erlebt. Vor dem Hotel stand dann ein ganz normaler PKW, der zu den Festungen in der Wüste ganz leicht zufahren konnte (wir hätten also weitaus preisgünstiger hier einen Fahrer buchen können; die Führerin hätten wir nicht gebraucht, sind wir doch gut mir Büchern ausgestattet). Die Wüste war überhaupt nicht wüst, sprich: Es gab zwar viel Sand, aber auch viele Pflanzen. Sie war also ziemlich grün. Vor dem Jurtencamp der (wohl eher ehemaligen) Nomaden standen drei Reisebusse, deren Insassen dort verköstigt wurden (wir übrigens auch, und das nicht sonderlich gut). 

Die Festungen - hier Kalas genannt - waren den Ausflug auf jeden Fall wert. Die ältesten (Ayaz und Jambaz Kala) stammen aus dem 5. und 4. Jhdt. v. Chr. Die erhaltenen Mauern sind zwar vom Wind angegriffen, aber noch immer durchaus beeindruckend (bis zu 10 m hoch und an manchen Stellen doppelt, mit Wehrgang dazwischen). Man sieht noch die Schießscharten. In Jambaz Kala lebten bis zu 2.000 Menschen und es gab rund 1.000 Schießscharten; jede(r) zweite konnte also die riesige Burg mit Pfeil und Bogen verteidigen. In Toprak Kala (1./2. Jhdt. n. Chr.) hat man bei den Ausgrabungen während der Sowjetzeit in mehreren Räumen des dortigen Herrscherpalasts überlebensgroße Relief-Figuren gefunden - und nach Leningrad verfrachtet, wo sie bis heute in irgendeinem Depot liegen. Hier in Usbekistan würden sie auf mehr Interesse stoßen. In Kizil Kaya versucht man gerade Besucher/innen auf eine wenig geglückte, aber in Usbekistan sehr verbreitete Art anzulocken: indem man die Burg rekonstruiert. Das ist in diesem Fall noch abwegiger als in den zahlreichen anderen Fällen (darüber mehr später), weil niemand eine Ahnung hat, wie die Festungen ausgesehen haben. Es gibt darüber nämlich weder schriftliche Quellen noch irgendwelche Abbildungen. Was man sieht, sind also die derzeit aktuellen Phantasien der Archäologen und -innen. Schade.

Wieder in Chiva (#Im Sammeltaxi zum Campus) gab es dann einen wohlverdienten Kaffee, zubereitet von unserer treuen langjährigen Reisebegleiterin, der moka elettrica ;-) Die muss hier auch einmal vorgestellt werden. Mit dem Kaffee haben sie es in Usbekistan nicht wirklich so, aber es gibt sehr guten grünen Tee.

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#usbekistan#karakalpakstan#toprak-kala#ayaz-kala#jambaz-kala#kizil-kala