Veröffentlicht: 05.07.2022
Tag 81: Heute Nacht hatte ich wahrscheinlich den besten Schlaf auf dem Trail bisher. Das könnte auch an dem THC-Gummibärchen gelegen haben, welches ich von Ninja bekommen habe. In Kalifornien ist Marihuana legalisiert und sie hat die Packung in Lee Vining gekauft. Ich hatte bisher nur eine weniger tolle Erfahrung mit einem Hashbrownie in Amsterdam, aber der THC-Gummy war sehr gut. Der ganze Abend war super entspannt und der Schlaf in der Nacht hat die Sache perfekt gemacht. Warrior und ich können heute maximal 15 Meilen machen, da dann der 19 Meilen lange Lassen National Park beginnt, in dem man zum übernachten einen Bear Can braucht. Und uns steht nicht der Sinn nach einem 30 Meilen Tag, um den Park heute zu durchqueren. Daher schlafen wir aus und gehen zum Frühstück wieder ins Cravings. Danach geht es nochmal ein wenig ins Motel, bevor wir uns endgültig von Ninja verabschieden müssen. Auch dieser Abschied ist nicht leicht, vor allem für Ninja. Sie muss sich nicht nur von uns, sondern auch vom Trail verabschieden. Zurück zum Trail bringt uns dann der Besitzer des Motels. Damit haben wir nicht gerechnet und so haben wir wieder keine Zeit mit hitchen verloren. Die 15 Meilen zur Boundary Spring führen wieder größtenteils durch Burnt-Areas. Als ich an der Boundary Spring ankomme, bin ich zunächst der einzige Hiker, was ein Glück ist. Denn so kann ich uns die besten Campsites reservieren. Mit der Zeit kommen nämlich immer mehr Hiker an und am Ende stehen hier uns eingeschlossen mindestens elf Zelte. So viele kann ich zumindest von meinem Zelt aus sehen, gut möglich, dass es noch mehr sind. Damit stecken wir wieder einmal in einer Bubble, die wir hoffentlich in den nächsten Tagen hinter uns lassen.
Tag 82: Der Lassen Volcanic National Park hat einiges zu bieten. Schon kurz nach dem wir los sind erreichen wir nach einer kleinen Detour von 0,3 Meilen einen Thermalgeysir, bei dem das Wasser als große Dampfsäule aus dem Boden tritt. Ein Reh lässt sich davon nicht stören und frisst nur wenige Meter vor dem Geysir.Nur knapp eineinhalb Meilen später liegt plötzlich ein starker Schwefelgeruch in der Luft. Die Quelle dafür ist der Boiling Springs Lake. Ein Schild warnt davor, sich dem See zu nähern, da man einstürzen und in der Schwefelquelle unterhalb landen könnte.
Der Rest des Parks ist leider fast vollständig abgebrannt, nur hin und wieder geht es durch kleine grüne Inseln. Es ist ein weiterer heißer Tag und ein wenig Schatten wäre sehr willkommen gewesen. Vor allem die ersten zehn Meilen des Tages sind sehr zäh. Trotzdem habe ich schon um 15:20 23,3 Meilen zurück gelegt. Als Warrior etwas später dazukommt, beschließen wir, hier auch zu campen. Da wir den 04. Juli in einer Stadt verbringen wollen, macht es im Moment keinen Sinn, mehr Meilen zu machen. Eigentlich wollten wir Morgen in JJ's Café in Oldstation frühstücken, da es kein großer Umweg gewesen wäre. Allerdings lese ich auf FarOut, dass das Café auf unbestimmte Zeit geschlossenen ist. Definitiv eine kleine Enttäuschung. Allerdings finden sich an jedem Wegpunkt der Gegend ominöse Kommentare über das "Trail Angel Cafe" irgendwo um Meile 1380 herum. Scheinbar ist dort ein Trailangel über die ganze Saison mit Getränken und Snacks. Also werden wir unsere Frühstückspause dort einlegen, ich bin sehr gespannt, was uns dort erwartet.
Tag 83: Ich starte heute um 06 Uhr auf den Trail, eine halbe Stunde vor Warrior. Denn in acht Meilen möchte ich eine knappe Meile lange Detour zur und durch die Subway Cave machen, die sie auslässt. Auf dem Weg geht es durch einen lichten und tatsächlich nicht verbrannten Kiefernwald. Etwa eine halbe Meile lang werde ich von zwei Raben verfolgt, die von Baum zu Baum fliegen und zu mir herunter krächzen. Kurz werde ich an meine Begegnung mit dem Falken erinnert, aber die beiden bleiben zum Glück auf Distanz. Die Subway Cave ist sehr beeindruckend. Eigentlich ist es keine Höhle, sondern ein durch Lava gebildeter Tunnel. Ich bin etwa zehn bis fünfzehn Minuten alleine da unten, bevor ich höre, dass eine Gruppe in die Höhle kommt. In der Höhle hat es angenehme 8 Grad und wenn ich meine Lampe ausschalte ist es stockdunkel. Leider, aber natürlich verständlicherweise, ist Campen hier verboten aber ich bin mir sicher, hier unten hätte ich einen sehr guten Schlaf.Zurück an der Oberfläche geht es dann zum Trail Angel Cafe, wo ich Warrior wieder treffe. Das "Cafe" ist das Wohnmobil von einem Trailangel, der in seinem Van lebt. Im Frühjahr und Herbst ist er auf dem Arizona Trail und die komplette PCT Saison über hier. Er hat Wasser, Sodas, erste Hilfe Material und heute auch Früchte für uns Hiker. Bei einem Mountain Dew und einem Apfel unterhalten wir uns. Er selbst ist kein Hiker und will trotzdem Teil des Trails sein und liebt es einfach, uns zu unterstützen. Außerdem lernt er einen Großteil der Hiker der Saison kennen. Ich verstehe durchaus den Reiz dieser Art von Trailmagic und dankbar sind wir sowieso für alles, was wir bekommen.
Während wir dort sitzen bekommen wir eine Nachricht von Hasbeen. Die 4th of July Party in San Francisco steht. Allerdings werden wir schon am 02. an der Interstate 5 abgeholt. Warrior und ich haben bisher geplant, am 03. dort zu sein. Das heißt, wir müssen unsere täglichen Kilometer etwas steigern und in den nächsten vier Tagen jeden Tag mindestens 25 Meilen laufen, besser mehr, damit wir am letzten weniger machen müssen. Wir brechen also nach einer guten Stunde wieder auf. Es geht an einem Hügelkamm mit toller Aussicht entlang. So eine Fernsicht hatten wir schon lange nicht mehr und ich genieße sie sehr, auch wenn der Kamm sehr exponiert ist und komplett in der Sonne liegt. Hinter uns sieht man Mount Lassen, den wir in den letzten Tagen umrundet haben und vor uns Mount Shasta, dem wir uns in den kommenden Tagen nähern werden. Am Ende legen wir heute 31,7 Meilen (51 Kilometer) zurück, unser neuer längster Trailtag. Die nächsten vier Tage werden definitiv hart, aber für einen Double Zero und eine 4th of July Party in San Francisco mit der Tramily bin ich bereit, mich der Herausforderung zu stellen.
Tag 84: Die ersten zehn Meilen des Tages sind sehr einfach. Der Trail ist größtenteils gut zu laufen und führt die meiste Zeit leicht bergab. Dadurch sind wir schon nach gut drei Stunden an der Straße nach Burney. Auch ein Hitch lässt nicht zu lange auf sich warten. Der Fahrer sieht uns und wendet extra, um uns in die Stadt zu bringen. Allerdings ist er irgendwie ein wenig merkwürdig und Warrior, die auf dem Beifahrersitz sitzt, sitzt direkt neben seinem Gewehr. Außerdem zerbeißt einer seiner Hunde, die auf der Ladefläche des Pick Ups sitzen, auf die wir auch unsere Rucksäcke packen, die Schaumstoffmatte, die ich von Warrior hatte. Das ist sehr schade und mir fehlt jetzt eine Sitzgelegenheit. In Burney gehen wir erstmal frühstücken im Blackberry Patch. Die Portionen sind wirklich groß und da ich weiß, dass ich heute noch weit laufen muss, esse ich zum zweiten Mal auf dem Trail meinen Teller nicht auf. Danach geht es zum Outfitter neben an, neue Socken kaufen. Leider gibt es keine Innensohlen, aber in der Apotheke bekomme ich welche, die bisher gut zu passen scheinen. Anschließend geht es noch zu Safe Ways zum Resupplie. Zum Glück brauchen wir nur Essen für zwei volle und zwei halbe Tage, was den Rucksack nicht so schwer macht. Der letzte Anlaufpunkt ist dann noch die Kirche. Hier gibt es ein Gemeindezentrum mit Sporthalle, in der PCT Hiker kostenlos übernachten und die Küche und Dusche nutzen dürfen. Wir packen nur schnell unsere Rucksäcke um und machen uns auf den Weg zurück zum Trail, auch wenn die Versuchung, in der Kirche und der Stadt zu bleiben, sehr groß ist. Wieder bekommen wir schnell einen Hitch von einer Einwohnerin, die uns absetzt und auch wieder zurück in die Stadt fährt. Einfach unglaublich. Jedenfalls sind wir um kurz vor 13 Uhr wieder auf dem Trail. Auch die nächsten zehn Meilen sind schnelle Meilen und wir brauchen etwas über drei Stunden.Inzwischen ist es wieder sehr heiß. Auf dem Weg habe ich riesen Glück und finde ein kleines Schweizer Taschenmesser mit Schere, das ich gut gebrauchen kann, da meins keine hat. Als wir zum Lake Britton Dam kommen wird es interessant. Die Brücke über den Damm wird saniert. Daher werden wir von einem Bauarbeiter über die Baustelle geführt. Er ist sehr interessiert am Trail. Auf der anderen Seite werden wir noch von einem älteren Arbeiter angesprochen. Er möchte wissen wo wir herkommen und erzählt uns ein wenig über die hiesigen Staudämme, was tatsächlich nicht uninteressant ist.
Danach machen wir uns an die letzten sechs Meilen zur Campsite. Etwa auf halber Strecke überholen wir einen etwas merkwürdigen Mann. Er ist oberkörperfrei, hat einen Rucksack auf, seine Hose hängt ihm weit unter dem Arsch und er hat einen Hund dabei. Als ich höre, dass er mit sich selbst spricht, warte ich kurz auf Warrior, damit wir ihn gemeinsam überholen können. Dabei unterhalten wir uns kurz und der Mann ist definitiv betrunken oder auf Drogen. Bis zu unserer Campsite kommt er glücklicherweise nicht. Allerdings sind hier wieder viele Moskitos und einer hat es geschafft, sich in mein Zelt zu schmuggeln. Zum Glück ist er, während ich geschrieben habe, an meinem Ohr vorbeigeflogen, wodurch ich ihn gehört habe und ihn erfolgreich eliminieren konnte. Jetzt höre ich ab und zu ein merkwürdiges tiefes Knallen. Ich habe keine Ahnung was das sein könnte, eventuell Schüsse. Aber wer fängt an, rumzuballern, wenn es dunkel wird? Oder es kommt vom Kraftwerk, aber das ist eigentlich inzwischen recht weit weg. Heute passieren jedenfalls eine Menge merkwürdige Dinge. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit dem Tag, denn trotz vierstündigem Aufenthalt in Burney mit Resupplie und allem haben wir mit 26,4 Meilen einen weiteren Marathontag hingelegt und sind voll im Zeitplan für den 02. Juli.
Tag 85: Am Morgen fängt das merkwürdige Knallen von gestern wieder an. Ansonsten gibt es nichts zu erzählen. Der Trail hatte heute immer Mal wieder schöne Aussichten auf Mount Shasta, dem wir schon deutlich näher gekommen sind. Und der Trail war teilweise extrem zugewachsen, sodass ich über einige Strecken die Arme wieder wie beim Boxen als Deckung gehoben habe, um die ganzen Äste aus dem Weg zu schieben. Auch heute haben wir wieder über 30 Meilen zurückgelegt. Auf der einen Seite ist es ein tolles Gefühl, so viel Strecke zu machen und schnell voran zu kommen. Aber es ist körperlich und vor allem mental auch sehr anstrengend. Ab einem gewissen Punkt tun die Füße einfach durch den andauernden Druck weh und trotzdem muss man weiter. Ich bin froh, wenn wir morgen geschafft haben, denn dann ist es nur noch ein halber Tag am Samstag und dann haben wir erstmal zwei ganze und zwei halbe Tage frei. Tag 86: Auch heute haben wir mindestens einen Marathontag vor uns, also geht es wieder um 06 Uhr los. Inzwischen hat mein Körper akzeptiert, dass ich mehr von ihm erwarte. Die Füße tun zwar nach wie vor weh, aber ich bin wieder schnell unterwegs und das auch über die vielen Meilen. Als ich nach den ersten fünf Meilen zu einem sehr großen umgestürzten Baum komme, höre ich etwas im Gebüsch. Es ist definitiv etwas großes, aber so sehr ich mich auch umsehe, kann ich nichts entdecken. Warrior erzählt mir später, dass sie an dieser Stelle einen Bären gesehen hat. Ich wusste, dass da einer ist. Wirklich schade, dass ich nach wie vor keinen gesehen habe, aber ich freue mich für sie. Ich hab ja noch ein paar Meilen, um einen zu sehen.Der Trail ist heute die meiste Zeit sehr schnell. Bei unserer Mittagspause lernen wir Autograph kennen, einen Section Hiker, der vor drei Wochen gestartet ist. Er lässt alle Hiker, die er besser kennen lernt, auf seinem PCT-Bandana unterschreiben. Wir werden ihn abends wieder treffen und dürfen uns dann auch verewigen. Nach der Pause geht es nur 3,3 Meilen weiter zum Squaw Valley Creek. Hier wollen wir baden, da wir morgen vor der Fahrt nicht Duschen können und uns mit einer Katzenwäsche auf einer Toilette werden behelfen müssen. Der Fluss ist schön und das Wasser nicht so kalt wie erwartet. Nach den letzten anstrengenden Tagen tut das Bad sehr gut. Da wir bis zur Interstate 5 an keiner Quelle mehr vorbeikommen, beschließen wir, hier zu essen und dann noch ein paar Meilen zu machen, obwohl wir unseren Marathon schon hinter uns gebracht haben. Doch während wir da sitzen und kochen kommen Autograph und ein Max vorbei und laden uns zu Pizza ein. Max ist 2018 selbst den PCT gehiket und fährt jetzt mit seinem Motorrad die Westküste entlang und macht auch ein wenig Trailmagic. Neben der Pizza gibt es auch noch ein Bier, welches Warrior und ich uns teilen. Während wir mit den beiden da sitzen und uns unterhalten wird es immer später. Irgendwann entscheiden wir uns, nicht mehr weiter zu laufen und hier zu campen. Wir sind morgen so oder so rechtzeitig an der Interstate und ob wir eine Stunde früher oder später da sind spielt keine große Rolle, da wir am Ende nicht einmal wissen, ob wir mit der Stunde etwas sinnvolles anfangen können. Also haben wir lieber einen entspannten und lustigen Abend hier am Fluss.
Tag 87: Um zur I-5 zu kommen, müssen wir noch einen Höhenzug überwinden. Als wir auf dem Kamm ankommen, hat Warrior empfang. Wir fahren nicht nach San Francisco. Hasbeens Freunde, die uns zurück zum Trail bringen wollten, haben leider abgesagt und es ist mit Öffis fast unmöglich, zurück zu kommen. Also werden wir den 04. Juli in Mount Shasta verbringen. Beim Abstieg nehmen wir einen Shortcut über den Kamm und sparen uns so etwa zwei Meilen. Ich schließe mich einem FarOut Kommentar an und spreche von einem "Beautiful Cut", denn die Aussicht auf Mount Shasta ist fantastisch und der eigentliche Trail führt zwei Meilen durch den Wald. An der Interstate haben wir wieder einmal Glück und werden quasi direkt von einem Trailangel in einem Camper eingesammelt, der uns nach Mount Shasta bringt. Davor gibt es aber noch ein Stück Wassermelone aus dem Kühlschrank, wahrscheinlich das beste Stück Melone, das ich jemals hatte. In Shasta geht es natürlich erstmal essen. Vor dem Diner treffen wir uns mit Sorry und Hasbeen. Die Wiedersehensfreude ist riesig. Während wir auf einen Tisch warten und erzählen, wie es uns ergangen ist, spricht uns ein Mann an. Nachdem wir ein bisschen über den Trail gequatscht haben, fragt er uns, ob er uns zum Frühstück einladen kann und drückt mir am Ende 50$ in die Hand. Shasta ist eine sehr hikerfreundliche, aber auch etwas merkwürdige Stadt. Aber davon später mehr. Nach dem Essen verlässt uns Sorry leider schon wieder, denn er startet heute wieder, während wir noch zwei Tage bleiben. Der Rest von uns geht in eine Brauerei/ Fahrradladen. Dort unterhalten wir uns über unser Lieblingsthema, persönliche Probleme. Später kommen Nine Lives und Momma Cow dazu, zwei Hiker, die Warrior und ich in Chester kennen gelernt haben. Außerdem taucht auch Waterbaby aus dem Nichts auf, wie das seine Art ist. Wegen dem bevorstehenden 4th of July ist in der Stadt eine Art Stadtfest. Hier zeigt sich die Besonderheit von Shasta. Die Straßen sind voller Hippies, an den Ständen werden Kristalle für und gegen alles mögliche verkauft und es gibt eine Menge anderen esoterischen Kram. Außerdem gibt es genug Leute, die gerne über die "Lemurians" erzählen, wahlweise Geister oder Außerirdische, die unter dem Berg leben sollen. Gleichzeitig befinden wir uns aber auch in Nordkalifornien, das heißt die Leute wählen eher die Republikaner und sind konservativer und pro Waffen eingestellt. Jedenfalls verbringen wir den Abend auf dem Stadtfest. Irgendwann werden wir von Mike angequatscht, der uns anbietet, in seinem Garten zu campen. Da wir nur für die kommenden zwei Nächte ein Hotelzimmer bekommen haben, nehmen wir dankend an. Mike ist wohl auch in die Kategorie Hippie einzuordnen. Von seinem Aussehen und seinem äußeren zu schließen hat er wohl Native American Wurzeln, aber das kann auch einfach sein Style sein. Ursprünglich kommt er aus Kanada. Um 21 Uhr jedenfalls, nachdem die letzte Band fertig ist, gehen wir zu Mike. Eigentlich wollen wir im Garten cowboycampen. Gerade als wir uns hingelegt haben, fängt es aber an zu regnen und zu gewittern, also ziehen wir schnell um unter die überdachte Terrasse. Das Angebot von Mike, im Wohnzimmer zu schlafen, lehnen wir dankend ab, aber das Bad nutzen wir gerne. Durch den Regen und vielleicht auch das ein oder andere Bier schlafe ich sehr gut auf Mikes Terrasse.Tag 89: Frühstück besorgen Warrior und ich heute in einem nahen Café. Dort treffen wir Waterbaby, der mit zu uns kommt. Heute ist der 04. Juli, der Grund, weshalb wir eigentlich in der Stadt sind. Doch noch am Morgen lese ich die Nachrichten von den Schüssen bei der Parade in Chicago. Und ich hatte gestern ein sehr interessantes Gespräch mit einer Hikerin namens Rachel über den 04. Juli. Zuvor habe ich mir nie groß Gedanken gemacht, aber während des Gesprächs hat sie mir aufgezeigt, wie falsch es eigentlich ist, auf welche Art und Weise der 04. Juli gefeiert wird und dem kann ich nur zustimmen. Jedenfalls ist uns die Lust auf die Feier vergangen. Stattdessen treffen wir uns mit Monarch zum Mittagessen. Er ist der Hiker, von dem wir kurz vor Kennedy Meadows Trailmagic bekommen haben, also vor etwa 800 Meilen. Er und zwei Freunde, die letztes Jahr mit ihm den PCT gehiket sind, wollten gestern Mount Shasta besteigen, haben es aber aufgrund des Gewitters nicht geschafft. Auch mit Monarchs Freunden verstehen wir uns super. Hiker sind einfach ein besonderer Schlag Menschen und wir haben alle so eine große Gemeinsamkeit, dass es wohl nicht überraschen sollte, dass man sich mit den meisten sehr gut versteht. Tatsächlich habe ich bisher kaum Hiker getroffen, mit denen ich nicht wenigstens ein Bier trinken würde. Nach dem Essen gehen Warrior und ich resupplien. Hasbeen verschiebt das auf Morgen, denn er bleibt noch einen Tag in der Stadt. Während er alleine unterwegs war hat er eine Hikerin namens Bambi getroffen, die morgen in die Stadt kommt. Und da die beiden aufeinander stehen, wartet er auf sie, um mit ihr zu hiken. Wahrscheinlich werden die beiden uns aber früher oder später einholen. Das hoffe ich jedenfalls, denn nach allem, was ich mir über Bambi anhören musste, würde ich sie gerne kennen lernen. Bisher kenne ich sie nur vom Sehen, sie war einmal gleichzeitig mit uns bei Trailmagic. Am Abend wollen wir in der Stadt etwas essen, müssen aber feststellen, dass fast alles geschlossen hat. Am Ende finden wir einen Thailänder, der geöffnet hat und das Essen ist wirklich gut. Anschließend lassen wir den Tag mit Wein im Hotelzimmer ausklingen und schauen Independence Day, denn welcher Film sollte am 04. Juli sonst laufen. Der Double Zero war sicher gut für die Erholung, aber ich kann es wirklich nicht erwarten, wieder auf den Trail zu kommen.