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Tag 2 - 3: Wie man zu Ruhm kommt

Veröffentlicht: 09.04.2022

Legend setzt mich um 04:30 an der Straße ab, die zu der Stelle führt, an der ich gestern abgeholt wurde. Ich laufe die Straße etwa eine Meile runter und bin wieder auf dem Trail. Mit meiner Taschenlampe auf dem Kopf beginne ich den Aufstieg nach Lake Morena. Dort gibt es einen Store, in dem ich ein paar Sachen nachkaufen möchte und der bekannt ist für seine guten Breakfast Burritos. Ich rechne damit, kurz vor sieben dort anzukommen und noch ein wenig warten zu müssen, bis er öffnet. Plötzlich höre ich jemanden rufen. Ich biege um eine Kurve des Trails und dort liegt ein Hiker mitten auf dem Weg. Er trägt schwere Wanderstiefel und lehnt gegen einen riesigen Rucksack. Er heißt Michael, hat kein Wasser mehr und war die ganze Nacht unterwegs. Er ist total am Ende. Ich gebe ihm so viel von meinem Wasser, wie ich entbehren kann und wir machen uns zusammen an den Aufstieg. Immer wieder braucht Michael Pausen. Die nächste sichere Wasserquelle ist Lake Morena und bis dahin sind es noch dreieinhalb Meilen. Michael hat aber gehört, dass es einen Wassercache bei Meile 17 geben soll. Ich laufe also voraus, um nachzuschauen und Wasser zu holen. Unglücklicherweise drehe ich kurz vor dem Cache um, weil ich nicht damit rechne, dass er noch kommt. Ich kann Michael davon überzeugen, dass wir unsere Rucksäcke tauschen. Mühsam wuchte ich seinen Rucksack auf den Rücken und verliere beinahe das Gleichgewicht. Er wiegt 25kg, enthält Essen für 7 Tage und kein Wasser. Danach kommen wir etwas besser voran. Nach zwei Stunden erreichen wir endlich den Cache. Ich raste kurz mit Michael und nachdem ich sicher bin, dass er sich mit dem Wasser erholen wird, mache ich mich auf nach Lake Morena. Um kurz vor neun komme ich dort an, mache meine Besorgungen und hole mir einen wirklich fantastischen Burrito.
Breakfast Burrito
Lake Morena

Nach einer Weile kommt Barry am Store an, von ihm habe ich den Filter bekommen. Er ist überrascht und freut sich, mich zu sehen, da er, wie quasi alle anderen auch, davon gehört hat, was mir gestern passiert ist. Und offenbar erzählt Michael jedem, der an ihm vorbei kommt, dass ich ihm geholfen habe. 

Als kurze Zeit später zwei Hikerinnen ankommen und Barry fragen, ob er der "famous one" sei, deutet dieser nur auf mich. Scheinbar habe ich es, zumindest in der Blase an Hikern, mit denen ich mich bewege, zu einer gewissen Berühmtheit gebracht als derjenige, der einen Hitzeschlag hatte, den Tag darauf auf den Trail zurückkehrt und einem anderen Hiker das Leben rettet. Was definitiv überdramatisiert ist. Der Trail heute ist sehr schön und angenehm zu laufen. Trotzdem halte ich recht früh am Boulder Oak Campground um hier mit einigen anderen Hikern die Nacht zu verbringen. Auch hier kommt irgendwann das Gespräch auf Michael und als ich erzähle, dass ich es war, der ihm geholfen hat, werde ich von einem Hiker, den ich bisher nicht kannte, gefragt: "Oh so you are Niklas?" Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von meiner aktuellen Bekanntheit halte und hoffe, dass sie nicht zu lange anhält.

Jetzt sitze ich an Tag 3 im Pine House Café in Mount Laguna und esse Burger mit einigen anderen Hikern. Bisher läuft der Tag super. Wir werden den Großteil des Tages hier verbringen und am späten Nachmittag noch ein paar Meilen machen. Bis dahin.
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