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Tag -1: Anreise + San Diego

Veröffentlicht: 06.04.2022

Ich sitze am Gate im Frankfurter Flughafen. Mit einem Zwischenstopp in Toronto geht es nach San Diego. Spätestens jetzt hätte ich mit Aufregung gerechnet, aber auch jetzt stellt sich keine ein. Die ganze Woche über hatte ich nicht das Gefühl, in wenigen Tagen in einem Flieger in die USA zu sitzen. Und jetzt, kurz vor dem Start, scheint es das normalste der Welt zu sein, der nächste Schritt, nicht anders als würde ich mich in eine Bahn setzen, um zu einer Verabredung mit Freunden zu fahren. Der Weg zu meiner Verabredung mit dem PCT ist allerdings wesentlich länger und weiter. Und eine große Hürde gilt es noch zu überwinden, und das früher als ich erwartet habe. Im Vorfeld meiner Reise habe ich von einigen PCT-Hikern gehört, die Probleme bei der Einreise in die USA hatten. Eine schrieb sogar, dass sie 5 Stunden lang in einem Verhörzimmer von mehreren Grenzbeamten befragt wurde. Am Ende durfte sie zwar einreisen, aberauf diese Erfahrung kann ich gerne verzichten. Allerdings kam diese Hikerin in Las Vegas an und die Grenzbeamten hatten noch nie vom PCT gehört und hielten dieses Unterfangen für sehr unrealistisch. Ich würde in San Diego landen, da der PCT hier doch näher ist, war ich mir sicher, dass der PCT dort hinlänglich bekannt sein würde und ich keine Probleme haben sollte. Wovon ich im Vorfeld nichts gehört hatte ist das "Preclearance-Programm". Dabei findet die Grenzkontrolle an ausgewählten Flughäfen schon vor dem Besteigen des Fliegers statt. Und Toronto ist so ein Flughafen und ich stehe plötzlich vor einem Grenzbeamten der USA. Ich habe Glück, ein Freund des Beamten hat selbst versucht, den PCT zu wandern, musste aber verletzungsbedingt abbrechen. Nach einem kurzen und lockeren Gespräch über den Trail, das wohl vor allem dem Zweck diente, zu kontrollieren, ob ich weiß, wovon ich da rede, bekomme ich den Stempel mit der Aufenthaltsberechtigung für volle sechs Monate in meinen Pass und werde mit den Worten "that's crazy, man" verabschiedet. "Maybe a little bit" erwidere ich, wünsche einen guten Tag und gehe. Wieder einmal habe ich mir vor einem Gespräch, das am Ende keine drei Minuten ging, viel zu viele Gedanken und Sorgen gemacht.
Einen kleinen Schreckmoment gibt es nach der Landung in San Diego. Meinen Rucksack habe ich in einem blauen Ikea Duffle Bag mit gelbem Reißverschluss aufgegeben. Ich stehe am Gepäckband und warte, aber meine Ikea-Tasche taucht nicht auf. Irgendwann steht das Gepäckband still, doch meine Tasche fehlt. Da fällt mir ein, dass ein Hiker, der genauso reiste, schrieb, dass er seine Tasche am Ende bei den übergroßen und sperrigen Gepäckstücken fand. Ich gehe also zum entsprechenden Schalter und sehe schon von weitem die blaue Tasche mit gelbem Reißverschluss. Erleichtert hole ich sie ab und fahre zu meinem Hostel. Inzwischen bin ich 25 Stunden unterwegs und habe im Flieger nicht mehr als drei Stunden geschlafen. Es ist 21 Uhr als ich todmüde ins Bett falle. Das positive an diesem langen und anstrengenden Tag ist aber, dass ich keinen Jetlag habe.
mein Hostel

Die nächsten Tage in San Diego verbringe ich mit Sightseeing und ein paar letzten Besorgungen und dem Einkauf von Proviant. Es war definitiv die richtige Entscheidung, ein paar Tage in San Diego zu bleiben. Heute habe ich im Hostel drei andere PCT-Hiker kennengelernt, einen Schweizer, einen Kanadier und einen Deutschen. Zufälligerweise starten wir alle am Donnerstag. Wir waren zusammen Burger essen und haben den Tag mit ein paar Bieren am Strand ausklingen lassen. Morgen fahren wir nach Campo und verbringen die letzte Nacht vor dem Trail in Campo auf dem CLEEF- Campingplatz, wie die meisten Hiker. Dort werden wir also eine Menge weiterer Weggefährten kennenlernen.

Inzwischen ist es spät und ich verzichte darauf, den Text zu überarbeiten. Wird schon passen. Bis dahin.


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