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25/08/2018 - Entlang des Whanganui Rivers

Veröffentlicht: 22.09.2018

Auf die Auszeit in „Whanganui“ folgte der Roadtrip entlang des gleichnamigen Flusses. Gefühlt ist die Zeit im „Whanganui River National Park“ stehen geblieben.

Vor über 800 Jahren siedelten hier vereinzelte Maoristämme. Erst mit den europäischen Einwanderern entwickelte sich das Gebiet weiter und wurde bekannt. Mitte der 1860er-Jahre legte das erste von vielen Dampfschiffen ab. 12.000 Touristen schipperten jährlich den „Rhein des Maori-Landes“, zwischen „Pipiriki“ und Whanganui, rauf und runter. Heute ist von dem damaligen Glanz nicht mehr viel übrig. Da inzwischen Straßen gebaut, die Schifffahrt eingestellt und die Landwirtschaft als unrentabel eingestuft wurden, überlebten nur wenige Siedlungen am Flussufer.
Dennoch lohnt es sich, das Gebiet auf unterschiedlichste Weise zu erkunden. Im Sommer ist die Kanufahrt sehr beliebt - über mehrere Tage hinweg kann man den langen Fluss auf einer Gesamtdistanz von 145km entlang paddeln und dabei in Hütten, die sich am Flussufer befinden, übernachten. Oder aber man entscheidet sich dazu, die holprige Landstraße hinaufzufahren. So wie wir.

Die Whanganui River Road begrüßte uns mit einem hohen Berg. Schon bald eröffnete sich ein schöner Blick auf das Flusstal - bewaldete Berghänge rahmten den Whanganui River ein. Daraufhin wich die Straße dem Fluss nicht mehr von der Seite. Oder andersherum.
Hier und da stand ein Versammlungshaus der Maori, die bis heute hier leben. Doch im Großen und Ganzen mussten wir bis ins 21km entfernte „Atene“ fahren, um die erste Sehenswürdigkeit zu erreichen. Ziel war ein auf dem Berg gelegener Lookout, welcher schöne Aussichten auf die Region eröffnen sollte … - eröffnet hätte? Vielleicht merkt ihr es, wir haben ihn leider nicht erreicht. Durch den vielen Regen der letzten Tage hatten wir von Beginn an Probleme. Ein rutschiger Pfad ist eine Sache, knöcheltief im Matsch zu stehen die Andere. Nach 25 Minuten verließ der Wanderweg öffentliches Gelände und führte über eine Kuhweide weiter. Genau hier standen wir vor dem schlammigen Hindernis. Als auch die Suche nach einer Alternativroute erfolglos blieb, waren wir dazu gezwungen, umzukehren. Leicht genervt und voller Enttäuschung traten wir den Rückweg an. Es ging den eben noch erklommenen Berg wieder hinab - durch ein Waldgebiet, vorbei an Lehmwänden zurück zum Auto.
Motor an und auf geht's. Umso weiter wir flussaufwärts kamen, umso schlechter wurden die Straßenbedingungen. Mal lagen große Gesteinsbrocken im Weg, mal bestand die Fahrbahn nur noch aus losen Steinen und führte über eine Baustelle. Dabei blieben die Tierbegegnungen natürlich nicht aus. Einmal kam ein freilaufender Hund auf uns zu gerannt, beim nächsten Mal sind es Bergziegen mit ihren Jungen, die gefährlich nah am Fahrbahnrand standen. Auch wenn die Umgebung nicht allzu viel Abwechslung bot, langweilig wurde es nie.
Den zweiten, längeren Halt legten wir in „Hiruharama“ ein. Auf einer Anhöhe wurde in den 1890er-Jahren die „St Joseph's Catholic Church“ errichtet. Wir erkundeten das Gelände und entdecken in der kleinen, hübschen Kirche, die man nur ohne Schuhwerk betreten darf, viele, maorische Holzgravuren.
Auf den restlichen 10 Kilometern bis nach Pipiriki hielten wir gleich mehrfach am Straßenrand an. So war beispielsweise der „Omerehu Fall“ zwischen dem Busch zu erkennen. Neben vielen anderen Wasserfällen, die alle in den Whanganui River münden, war dieser besonders gut zu sehen. Außerdem entdeckten wir viele Farne, die sich auf den Frühling vorbereiten, in dem sie ihre Äste ausrollen (=Koru).
Nach 64 Kilometern und rund drei Stunden später erreichten wir das verschlafene Örtchen Pipiriki. Jedoch war das noch nicht unser endgültiges Ziel für den Tag. Wir setzten die Reise weiter fort und kamen gegen 17:15 Uhr in „Ohakune“ an. Die Ortschaft liegt am Fuße des „Mount Ruapehus“, dem höchsten Berg der Nordinsel (2.797m) - dementsprechend kühl war es bei unserer Ankunft.

Am nächsten Morgen hatten wir etwas Probleme, in die Gänge zu kommen. Die niedrigen Plusgrade waren unangenehm und der Ausflug zur Dusche fiel uns schwer. Dabei stellten sich diese als außergewöhnlich gut und luxuriös heraus! Nach sehr, sehr langer Zeit kamen wir in den Genuss eines abnehmbaren Duschkopfes. Für den heimischen Haushalt vielleicht eine Selbstverständlichkeit, auf 95% der Campingplätze eine Rarität und schlichtweg nicht vorhanden. Darüber hinaus, und das eigentliche Luxusgut der Anlage, verfügt jede Duschkabine über eine Wärmelampe und einen Handtuchwärmer - wow - genau das Richtige bei den kalten Außentemperaturen! :)
Nach so einem hervorragenden Start in den Tag konnte der Restliche nur gut werden. Wir begannen am Wahrzeichen der Stadt. Ohakune oder auch „Karotten-Hauptstadt“ von Neuseeland macht ihren Namen alle Ehre. Jeder Besucher wird am Stadteingangsschild von einer riesigen Karotte willkommen geheißen. Direkt daneben befindet sich ein thematisierter Spielplatz im Gemüse-Stil. Dieser wusste definitiv zu gefallen! ;)
Anschließend verschlug es uns in die örtliche Touristeninformation. In der jetzigen Jahreszeit ist stets mit Schnee und Eis zu rechnen. Also wollten wir uns vergewissern, welche Wanderungen problemlos zu erreichen sind. Empfohlen wurde uns daraufhin der Track zu einem alten Eisenbahnviadukt. Und zu diesem ging es nun. Der Track wird von Wanderern und Mountainbike-Fahrern gleichermaßen benutzt. Deshalb verwunderte uns der abgefahrene, schlammige Wiesenpfad so gar nicht. Nach ungefähr 30 Minuten gelangten wir zu einem besser ausgebauten Weg, über den es deutlich schneller zum „Hapuawhenua Viaduct“ lief.

Jenes wurde im Jahr 1908 aus Holz und Stahl erbaut. Mit einer Höhe von 43 Metern und einer Länge von 286 Metern eines der herausragendsten Bauwerke seiner Zeit. Mittels hohen Holzleitern wurde es nach und nach über der Schlucht zusammengebaut - ohne dass ein Mensch ums Leben gekommen ist. Beachtlich!
Nach knapp 80 Jahren wurde seine Nutzung als Eisenbahnviadukt eingestellt, da nur wenige hunderte Meter weiter ein Neues aus Beton entstand.

Dem Abriss verfiel es jedoch nicht - es fand eine neue Bestimmung. Es ist Anlaufpunkt für viele Ausflügler, die sich das historische Bauwerk genauer anschauen möchten. Zu Recht. Das Hapuawhenua Viaduct sieht nicht nur toll aus, es macht auch richtig Spaß, über die alten Schienen zu steigen, zwischen die man bis auf den Grund, in 43m Tiefe, schauen kann.
Leider war unser Timing heute nicht ganz so glücklich. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg hörten wir Züge über das neue Viadukt fahren. Zu gerne hätten wir sie dabei beobachtet. Aber auch ohne Schienenverkehr konnten sich die beiden Bauwerke auf jeden Fall sehen lassen. :)
Am Nachmittag blieb noch etwas Zeit übrig, weswegen wir mit dem Gedanken spielten, eine weitere Wanderung am Fuße des Mt Ruapehus zu gehen. Um zu dieser zu gelangen, steuerten wir einen Streckenabschnitt an, der lediglich für Allradfahrzeuge oder Fahrzeuge mit angebrachten Schneeketten zugelassen ist. Denn die Straße führt in ein Skigebiet. Doch soweit mussten wir nicht und nach Absprache mit der i-Site, die uns versicherte, dass der angepeilte Parkplatz nicht vereist oder eingeschneit ist, fuhren wir los. Höhenmeter für Höhenmeter erklomm unser tapferer Sam den Berg … Am Parkplatz angekommen, war die Umgebung weißgefärbt und die Schneeketten nicht mehr zu überhören. Ein bisschen Fehl am Platz fühlten wir uns schon.
Als das Auto geparkt war, begann es zu regnen … zu schneien … nein, zu hageln! Damit fiel die Wanderung zu den „Waiponga Falls“ ins Wasser. Besser gesagt: Wir ließen die Vernunft walten. Wegen der neu gewonnenen Zeit verließen wir Ohakune und fuhren zum „National Park Village“. Die Distanz von 50 Kilometern war innerhalb von einer Stunde gemeistert, sodass wir am frühen Abend noch in den campingplatzeigenen Whirlpool hüpfen konnten. Diesmal ganz ohne Kreislaufprobleme ließen wir den Tag im warmen Wasser gemütlich ausklingen.
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