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Ruhepause muss sein…

Veröffentlicht: 28.07.2024

Nach vier Tagen Schreibpause geht es nun weiter. 

An einem anderen Ort, in einer anderen Umgebung und mit erstaunlich veränderter Vegetation!

Vier Tage Pause, ein simpler Grund: es gab nichts zu erzählen. Und bevor wir (noch mehr) Unfug schreiben und alle Lerserinnen und Leser damit (noch mehr) langweilen, bleiben wir sinnvollerWEISE still! ;-)

Ida hat zwei Tage lang mit ihrer neu gewonnenen Freundin Isabelle aus Düren gespielt, so dass wir Eltern den Platz auch mal für 2-3 Stunden allein verlassen konnten, um einen Waschsalon aufzusuchen, dabei Kaffee in einem Wettbüro (sah aus wie ein Café, entpuppte sich aber als Wettstube mit Kaffeeautomat) zu trinken und unsere Bücher zu lesen!

Am Freitag dann der geplante Umzug vom Cap Frehel „rüber“ auf die Halbinsel Crozon mit Ida-Isabelle-Adressenaustausch, Tränen und dem „Versprechen“, sich nächstes Jahr in den Sommerferien erneut am Cap Frehel zu treffen!

Der Platz insgesamt war (trotz der nur zwei gegebenen Klobürsten) ein Volltreffer. Die raue und abwechslungsreiche Landschaft, kleine versteckte Buchten und purpurfarbene Weide, soweit das Auge reicht! Die Absprache der beiden Juvenilen zwecks Wiedersehen im nächsten Jahr ist also vielleicht gar nicht so sehr Wunschtraum…

Den nächsten Campingplatz hatten wir zwecks Reservierungsanfrage angeschrieben und am Abreisetag erfreulicherweise auch positive Rückmeldung erhalten! Ähnlich dem jetzigen Campingplatz hatten wir jedoch zwei Alternativen im Hinterkopf, was sich im Nachhinein als äußerst hilfreich erweisen sollte.

Denn nach dreistündiger Anfahrt konnte uns die junge Mitarbeiterin vor Ort leider nicht den von ihrer Chefin per Mail versprochenen Platz samt Strom, sondern nur eine Fläche auf einem ungemähten und extrem buckeligen Acker (Blau Rot Billmerich…) anbieten. Dank vorausschauender Planung mit zusätzlicher Verlängerungsschnur hätte die Elektroversorgung zwar irgendwie funktioniert, der Platz selbst ließ aber auch mit viel Fantasie keinerlei Zeltbau zu.

Ebenso trat bei der Mitarbeiterin nun ein Phänomen zu Tage, welches wohl einem gewissen Selbstschutz diente…ihre Englischkenntnisse schrumpften schlagartig auf ein Minimum und unsere Bitte, ihre Chefin nochmal zu kontaktieren, wurden schlichtweg nicht mehr verstanden!

Weniger angesäuert als von uns selbst erwartet, drehten wir unser Gefährt, ließen eine hessische Beleidigung da („Dabbes“) und fuhren Alternative Nummer 1 an!

Hier hatten wir deutlich mehr Glück, denn das Besitzerpaar gab sich allergrößte Mühe, uns zumindest für sechs Nächte einen Stellplatz zu sichern. GlücklicherWEISE war es der letzte freie Spot für die gesamte Woche.

Und auch hier scheinen wir (wenn auch über den Umweg der stümperhaften Konkurrenz) bisher voll ins Schwarze getroffen zu haben. Die Stellplätze sind durch Bäume, Büsche und Hecken getrennt, so dass reichlich Privatsphäre vorhanden ist. Die Sanitärräume zeigen sich sauber, halbwegs geräumig, vor allem aber mit dauerhaft warmem und zum Spülen sogar heißem Wasser. Durch die Wegezeit von satten 3:20 Minuten bis zum semistillen Örtchen, den teils fehlenden Toilettensitzen auf den Außenklosetts sowie einem absurd exponierten Pissoir auf dem Flur vor den Toiletten erhält der Campingplatz Le Kergorz et Finistiere 6 1/2 Klobürsten im „Le Klosett de Camp“ und befindet sich damit im durchaus gehobenen Mittelfeld des Nasszellenführers!

Nach einem ersten faszinierenden Sonnenuntergang am nur 100 Meter emtfernten, zwei Kilometer breiten Sandstrand steigen wir zufrieden und dankbar für den Zufall der missglückten Reservierung in unsere Betten.

Am nächsten Tag (mittlerweile Samstag, der 27.07.) entscheiden wir uns aufgrund des schönen Wetters und der noch angenehmen 21 Grad spontan für eine Wanderung rund um die Klippen und Buchten bei Camaret-sur-Mer. Dank eines Wanderführers für, bzw mit Kindern suchen wir nicht lang, lassen uns von den Bildern und Texten des Buches überzeugen und starten nach kurzer Auto-Anfahrt mit der Wanderung. Zu Beginn lockt uns ein uralter Steinkreis aus 72 Menolithen. Ursprünglich sollen hier bis zu 400 teils drei Meter hohe „Hinkelsteine“ in vermutlich ganz bestimmter Abfolge zwecks Ritualismus gestanden haben. Wir fahren ja spätestens seit „Outlander“ auf diese mythisch/mysthischen Schauplätze ab und auch dieser hier lässt uns staunen und spekulieren.

Weiter geht es zur Küste und entlang der teils halsbrecherisch steilen Klippen wie schon am Cap Frehel über schmale Trampelpfade links und rechts gesäumt von wilder Weide in sämtlichen Lilatönen!

Wie in der gesamten Nord-Bretagne und Normandie mischt sich in die wunderschöne Natur jedoch die Erinnerung an deutlich düsterere Zeiten. Denn auch die Region um Camaret-sur-Mer wurde vor mehr als 80 Jahren als Teil des fast 2700 km breiten Atlantikwalls missbraucht, den die Nazis zur Verteidigung gegen die Westalliierten binnen drei Jahren in die Klippen und Dünen pflanzten.

Teils mit solch betonierter „Nachhaltigkeit“, dass Bunker, Tunnel, Geschütztürme und Leitstände nahezu vollständig erkennbar sind und kaum zynisch wohl recht schnell wieder nutzbar gemacht werden könnten…

Im Gegensatz zu unserem Besuch in der Normandie vor sechs Jahren, nimmt hiet auch Ida die Wahrhaftigkeit des Krieges und die spürbare Beklemmung wahr, die diese Zeitzeugen aus Stahl und Beton ausstrahlen. In einer Welt, in der global und auch immer näher in unserem Wahrnehmungsbereich waffengestütze Konflikte und „Spezialeinsätze“ allgegenwärtig sind, fragen wir uns mit Blick auf diese stummen Diener des Krieges: haben wir immer noch nichts gelernt?!

Wir gehen weiter durch die Dünen; nachdenklich, den Krieg und den Sinn dieser Stellungen besprechend, vorbei an weiteren Ruinen, wie einem Anwesen mit ehemals acht Türmchen, das natürlich ebenfalls den Kriegshandlungen zwischen 1942 und 1944 zum Opfer gefallen ist. Aber auch und das überwiegt, herrlich pitoresken Aussichten auf breite Sandstrände gepaart mit steilen und zerklüfteten Klippen sowie immer wieder kleinen Häuschen, in denen wir uns das Leben herrlich entspannt vorstellen würden!

Nach Rückankunft und Stärkung durch Crepès im Hafen von Camaret-sur-Mer geht es per Auto zurück zum Campingplatz, wo wir die abendlichen Wellen des Meeres ausnutzen wollen und dankbar sind, dass die Wassertemperatur hier wesentlich angenehmer zu sein scheint als im Norden bei Saint Malo.

Doch länger als 15 Minuten Atlantikplantschen schaffen wir auch hier nicht, so dass wir zitternd die warmen Duschen aufsuchen und im Anschluss bei Whisky und alkoholfreiem Biermischgetränk den Abend ausklingen lassen!

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