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Nix los auf chilenisch

Veröffentlicht: 01.01.2019

Dieses Silvester wird in die Geschichte, zumindest in meine/unsere Geschichte, als das Unspektakulärste aller Zeiten eingehen (hoffentlich😉).

Wir hatten es uns so schön vorgestellt und wie wir dachten gut geplant und dann kam aller anders.

Am 30. sind wir von Pucón wieder an die Küste gefahren. Halb Chile feiert Silvester in Valparaíso, ca. 955km weiter im Norden an der Küste, dann kann es doch in Valdivia auch nicht so schlecht sein, dachten wir. Bei AirBnB hatte ich Zimmer gefunden, die eine kulturelle Gemeinschaft anbot: mit Yoga-Raum, Teilnahme an den Stunden, nettem Patio, gemeinsamer Küche, bunt und kreativ auf den Bildern... Bei der Buchung bekamen wir gleich Hinweise auf die vegetarische Ernährung, die durchdachte Mülltrennung, die Katze im Haus, dass wir alle Brüder und Schwestern sind (natürlich andersrum) UND dass sie eine Party planen würden, wir wären natürlich herzlich eingeladen. Perfecto, dachten wir und nach kurzem Zögern, ob einer vielleicht zu kurzen Nacht, Marihuana-Duft all over oder zu esoterischer-feministischer-gender-und-diversity-und-transgendergerechten Diskussionen und sagten zu. Das farbig-beflaggte Häuschen lag in einer Wohnsiedlung und ein sanfter Patschuli-Duft umfing uns mit dem Betreten des Hauses. Kreativ und bunt war alles, die kleine Katze, gerade von der Straße aufgenommen, war auch da, aber sie war nicht das einzige hygienische Defizit oder Risiko, wie man's nimmt (dem Spülschwamm stand ich mindestens genauso skeptisch gegenüber). Wir wurden aber sehr nett begrüßt, in die Möglichkeiten Validivias eingeführt und erste Gespräche über die Diktatur, das Aufblühen Chiles, die Rolle der Mapuche (eigentlich feiern wir das neue Jahr mit ihnen im Juni) konnten starten. Räder wollten sie uns leihen, die Bremse war aber kaputt und das einzige Werkzeug des Hauses hatten die letzten Airbnb Gäste verloren. Nachdem dann Schlüssel gefunden waren, die auch zu den Eingangstüren passten, konnten wir los. Und fanden Valdivia auch so ganz nett kreativ, ein bisschen alternativ mit einer netten Kneipenszene. Auf die CraftbierSchiene sind sie schon ganz globalisiert mit aufgesprungen und so verbrachten wir einen netten Abend mit Pommes, Bier und dem besten Rock der 90ger. Als wir heimkamen, zog die Jugend des Hauses erst los. Die Stimmung untereinander schien schlecht. Bei der Frühstückszubereitung (braucht ihr Feuer für den Gasherd? Behaltet meins, hier kiffen alle, Feuerzeuge sind daher Mangelware) dann der Bericht: sie hätten entschieden, heute Mittag für ein paar Tage zum Zelten zu fahren. Ok... bevor wir die kleine Runde sowohl altersmäßig als auch bezüglich des gemeinsamen Drogenkonsums maßgeblich verändert hätten, ist vielleicht ein Abend in der Stadt doch vorzuziehen und wir waren erstmal ein bisschen erleichtert.

Draußen schienen sich die Wolken so gar nicht verziehen zu wollen. Gut für meinen Sonnenbrand! Wir fuhren raus an die Küste, Sommerurlaubsbadeplatz für Valdivia, und wir verbrachten einen nordseemäßigen Tag mit Strandspaziergang, Klettern auf den Klippen, Delphine beobachten (ok, die gibt es an der Nordsee nicht),... Zurück in der Stadt interviewen wir den Kellner nochmal, wohin man denn am Abend so gehen könne. Überall hin, war die Antwort, es ist überall was los. Wir fuhren also nochmal nach Hause und gegen 20:30h wieder in die Stadt. Helmut hatte sich am Fischmarkt Restaurants ausgeguckt, die am Nachmittag alle sehr belebt waren: Alle hatten zu. Ich hatte gegoogled, wo sonst noch Restaurants lagen: Alles dicht und verrammelt. Es war auch so gut wie niemand unterwegs. Und es hatte zu regnen begonnen. Also auf ins Kneipenviertel, dachten wir. Da war zwar gestern schon kaum ein Tisch zu bekommen, aber irgendwas wird schon gehen. Die erste Kneipe: dunkel, die nächste dicht, das kleine Brauhaus von gestern: menschenleer. Gut, die Tankstelle mit Imbiss war noch beleuchtet. Ich sah uns schon da sitzen. Mittlerweile war es 21:30h. Auf dem Weg zurück fiel uns tatsächlich noch ein Laden auf, bei dem das 'abierto' - Schild leuchtete. Tische waren gedeckt, mit lustigen Hüten, Tröten und Girlanden. Da war aber keiner. Wir bestellten und aßen eher mäßig gutes Essen. 23h. Und Nu? Mittlerweile war es voller geworden, aber von Silvesterstimmung weit entfernt. Helmut hatte fasziniert der Piscosour-Mixerin zugeschaut und schließlich tranken wir zum Zeitvertreib noch einen. 23:30h. So, was heißt denn Feuerwerk auf Spanisch? Der herangewunkene Kellner ist das erste Jahr in Valdivia und muss selbst erstmal fragen, wo hier was ist. La Niebla lautet dann die Info von der Theke. Am Strand von Los Molinos, etwas weiter noch, als wir heute tagsüber waren. Mindestens eine halbe Stunde raus. Nur kommt man da jetzt nicht mehr hin. Kein Mikro, kein Collectivo mehr auf der Straße. Hm...

Wir laufen in der Gesellschaft der Straßenhunde wieder Richtung Innenstadt, finden ein Taxi, dessen Motor nach mehreren Versuchen und rückwärts Anrollen lassen auch noch anspringt und sind um 23:55h wieder zu Hause. Im Wohngebiet ist es wie ausgestorben.

24h: drei bis fünf Leuchtraketen von Schiffen sind zu sehen, die in Zeitlupe von Himmel fallen. Um uns herum: nichts.

0:15h- wir liegen im Bett.

Feliz año nuevo!

Antworten (1)

Nina
....ihr Lieben, ein frohes neues Jahr 😅...nach der Party kann es ja nur noch aufregender werden 😂🥂