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wildes Albanien

Veröffentlicht: 26.04.2019

Mit vollgefülltem Gas-,Diesel-und Wassertank starten wir nach Albanien. Hier müssen wir die Uhren wieder eine Stunde zurückdrehen (Mist). Hier herrscht die gleiche Zeit wie in Deutschland. Am Zoll wollen die Männer einen Blick in unseren Bus werfen - wahrscheinlich wollen sie schauen, ob wir Flüchtlinge versteckt haben. Sie sehen unsere Feuerschale hinten am Bus und fragen skeptisch was das ist? Wir erklären mit Händen und Füßen, dass sie für Lagerfeuer ist. Sie sind begeistert - wir ernten ein begeistertes "Bravo bravo". Dann dürfen wir weiterfahren. Dann zwei Kilometer später: Polizeikontrolle an der Straße. Sie winken uns raus und wollen wissen wo wir her kommen und wo wir hinwollen. Als ich ihm meinen Reiseführer von Albanien zeige und in Englisch erkläre, daß wir ihr Land besuchen wollen - und sie dann auch noch hören dass wir von Deutschland kommen, sind sie sehr überschwänglich und freundlich. OK der Start hier im für uns fremden Albanien ist schon mal geglückt.

Wir sind mitten in den Bergen und brauchen als erstes mal albanisches Geld (Leke 1Euro-125 Leke) und eine Internetkarte fürs Telefon (unsere funktioniert nur innerhalb der EU). Der freundliche Polizist hat uns erklärt, dass wir dafür nach Sarande müssen. OK - los gehts! Wir fahren an einem Fluß entlang. Er ist voll von Müll und Plastik. Aber alle Menschen winken freundlich und manche schauen leicht entgeistert. Sarande ist eine moderne große (und hektische) Stadt. Neue weiße Hochhäuser soweit das Auge reicht. Die Stadt besteht gefühlt nur aus Hochhäuser. Wir finden nach langem Suchen keinen Parkplatz - es ist einfach zu voll hier. Wir sind leicht entnervt und geben auf. Dann halt morgen in einer kleineren Stadt. Puhh wir wollen raus - an den Strand - wo es einsam ist!! Unser Handynavi (das große funktioniert hier in Albanien nicht) zeigt uns den Weg hier raus und in Richtung Meer. Wir kommen an einem Minarette vorbei. Der Muezzin ruft zum Gebet. Wir fühlen uns fremd.

Raus aus der Stadt kommen wir durch eine wilde ursprüngliche Berglandschaft. Wir sehen Ziegen-, Schaf- und Kuhhirten überall in den Bergen. Straßenhunde liegen überall herum. Wir kommen durch abgelegene Dörfer. Die Menschen leben sehr einfach hier im Nirgendwo. Männer sitzen in den Straßencafes - plaudern und spielen Schach und BackGammon.

Dann finden wir einen Platz am Strand. Umgeben von alten, etwas schäbigen Bretterbuden. Das sind wohl im Sommer Strandcafes?! Abends treiben Schäfer hunderte Ziegen, Schafe und Kühe an unserem Bus vorbei. Sie reiten auf minikleinen Eseln. Wir haben eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen bekommt Kilian von seinem Handyanbieter eine Nachricht. Wir haben für den Handygebrauch (ca. 30min. Navigation) gestern 60 Euro verbraucht!! Schluck - Mist Mist Mist. Also gut. Wir haben einen Auftrag heute. Wir brauchen Geld und Handykarten. Denn ohne Navigation hier in Albanien.... nein danke!

Los gehts auf katastrophaler Straße nach Bunec. Wir sehen viele Esel bei der Arbeit. Kleine Esel die total überladen unter dem Gewicht schwanken. Es bricht mir mein Tierherz dass zu sehen. Die Küstenstraße schlängelt sich extrem kurvig am Hang entlang. Wir sehen viele alte leerstehende Bunkeranlagen. Hier in Albanien gibt es wohl davon noch tausende aus der kommunistischen Zeit.

In Bunec kriegen wir dann alles was wir brauchen. Die Menschen sind freundlich und wollen wissen wo wir her kommen. Wir fahren an den Strand. Auch hier ist der komplette Strand zugebaut mit Restaurants und Bars. Die Restaurantbesitzer haben aus der Campernot ein Geschäft gemacht und sie vermieten ihre Wiesen und Parkplätze an Touristen. Diese Plätze sind ausgeschildert als Campingplätze - beherbergen aber meistens nur eine kalte Dusche und ein Loch im Boden als WC. Andere Leistungen kann man hier meistens nicht erwarten. Wir checken in Nashos Restaurant bei Livadh ein. Sein Sohn Pedras ist sehr freundlich und freut sich, dass endlich langsam die Touristen kommen. Wir sind die einzigen Gäste und erfahren von Pedras, dass wir hier noch in absolut griechischem Gebiet seien. Alle Menschen hier sind Griechen. Ahhhh alles klar -wissen wir das auch. Leider regnet es am nächsten Tag und wir beschliessen weiter zu fahren. Um weiter in Richtung Montenegro zu kommen, müssen wir über den Llogara Pass fahren. Steile Serpentinen führen uns immer weiter den Berg hoch. Es bietet einen spektakulären Blick auf die albanische Riviera. Türkisfarbene Sandbuchten (natürlich zugebaut) - eingebettet zwischen ansonsten bergigen Gelände. Unser Plan war - oben angekommen - dort zu bleiben. Ein Restaurant bietet ganz oben seinen Garten als Campingplatz an. Leider ist es eisig kalt und ein starker Wind pfeifft uns um die Ohren. Wir beschliessen, wieder runter zu fahren - auf der anderen Seite. Auch hier oben sind die Pinien voll mit den (scheiß) giftigen Prozessionsraupen. Die scheinen langsam aber sicher eine richtige Plage zu werden. 

Wieder unten am Meer, tun wir uns schwer, einen schönen Platz zu finden. Die Strände sind alle komplett zugebaut in Albanien. Nach endlosem Autofahren wünschen wir uns grad im Moment wieder zurück in "unser" schönes Griechenland. Jetzt heißt es positiv bleiben.

Es wird wahnsinnig viel gebaut. Albanien erlebt definitiv grad einen Aufschwung. Hier wird total auf Tourismus gesetzt. Hotels, Ferienanlagen, Restaurants - ja ganze Ferienhausdörfer sind im Bau. (Die sollten sich mal um die Straßen kümmern... die sind eine Katastrophe). Über die Architektur lässt sich hier streiten. Wenn man Wohnklotz und Massenabfertigung mag - dann ist man richtig.

Wir kommen nach Vlora. Sie besteht auch nur aus Hochhäuser. Sprachlos fahren wir durch die Stadt. Zugegeben- die Uferpromenade ist wunderschön mit hunderten Palmen - ABER - der Rest ist Hochhaus an Hochhaus. Nichts wie weg.

Im Internet finden wir einen schönen Stellplatz an einem Fluß im Landesinneren. OK - los gehts. Unser Navi führt uns dann in die Berge in eine Slum-Stadt?! OH mein Gott!! Verfallene Bruchbuden, Müll wohin man schaut. Halb verhungerte Hunde liegen an der Straße, schmutzige Kinder spielen im Müll. Hier leben die Ärmsten der Armen unter katastrophalen Bedingungen. Dann plötzlich direkt am Stadtrand sagt unser Navi: Sie haben ihr Ziel erreicht!! Häää??!! Spinn ich jetzt Hier? Nein - auf der anderen Seite des breiten Flusses. Na toll - danke Google Maps - hier können wir unmöglich bleiben. Und die nächste Möglichkeit den Fluß zu überqueren ist unten am Meer. So langsam macht sich Frust breit bei uns. Alles wieder zurück - auf super schlechter holpriger Schotterpiste mit ca. 30km/h. Auch unsere Fellnasen sind extremst genervt von dem Geschaukel seit Stunden. Überall in Stadtnähe brennen Feuer. Müll und Autoreifen werden verbrannt. Es stinkt gotterbärmlich. Unser Navi rekapituliert völlig. Immer wieder führt es uns in Straßen, die im Nirgendwo enden. Liebes Albanien - du kostest uns echt Nerven!!

Irgendwann beschließen wir, an die Ausgrabungsstätte "Apollini" zu fahren. Vielleicht können wir da auf dem Parkplatz übernachten? Abends kommen wir an - müde und gestresst. Aber der Platz ist toll. Eine große Wiese unterhalb der Stätte. Wir beschliessen zu blieben - es wird eh bald dunkel... und da will man bei den Straßenverhältnissen hier nicht fahren. Wir sind umgeben von großen Streunern. Ich geb ihnen Futter und sie sind freundlich - auch zu unseren Fellnasen. Dann kommt ein Security-Mensch von der Ausgrabungsstätte auf uns zu. Ich denke schon - bitte nicht - bitte jag uns nicht weg. Aber nein- er ist freundlich und bittet uns mit ihm hoch ans Museum zu fahren. Da wären wir sicherer als hier. Suuuper - danke schön (waren wir hier unsicher??... wir kommen ins grübeln). Aber für heute Nacht stehen wir unter Security-Aufsicht. Er erbittet zwei Bier - ja gerne - die kannst du haben. Wir schlafen dann auch echt erschöpft ein und haben eine ruhige Nacht. 

Am nächsten Morgen kommen die ersten Reisebusse. Wir beschliessen, unseren Bus wieder runter auf den öffentlichen Parkplatz zu stellen, zu frühstücken und dann die (griechische) Ausgrabungsstätte zu besichtigen. Als wir unten stehen ist auch sogleich unsere Hundemeute wieder da. Zeit fürs Frühstück schauen sie mich fragend an? Ja gerne - kein Problem. Ein albanischer Bettler kommt auf uns zu. Die Hunde jagen ihn zähneknurrend davon - grins - hat auch was gutes ... so ein großes Rudel zu haben. Die Ausgrabungsstätte ist dann auch echt toll- wir fühlen uns nochmal für zwei Stunden als wären wir in Griechenland (seufz).

Wir fahren nach Fier. Fier ist voll von Menschen. Zigeuner verkaufen an der Straße alles - Kleidung, Essen, Vögel, Hennen... als direkt an der Straße auf dem Boden. Alle schauen uns staunend hinter her. Hier kommen wohl nicht oft Blumenbusse vorbei grins. Wir kommen auf die Autobahn. Hier geht es mal richtig skurill zu. Eselkarren, Fahrradfahrer, Fußgänger - alles kreucht und fleucht hier auf der "Autobahn" herum. Männer verkaufen Hasen - lebendige Hasen - an der Autobahn. Sie halten die hilflos zappelnden Hasen an den Ohren in die Fahrbahn - vor die Autos. Hier gibts nichts- was es nicht gibt!! Wir sehen Mercedes, Mercedes Mercedes. Alte neue... hauptsache Mercedes. Häää?? Das passt doch eigentlich nicht in so ein armes Land?

Wir wollen an eine andere Burg. Dort darf man wohl in den Burgmauern parken. Nichts wie hin - das müssen wir sehen. Nach ca. 5x verfahren (unser Navi ist völlig überfordert) und 10x umdrehen, stehen wir dann auch tatsächlich mitten in den Burgmauern. Was für eine tolle Kulisse. Gleich kriegen wir Besuch von albanischen Kindern. Sie sind völlig begeistert von unserem Bus und kommen alle ungefragt rein. HHmmm... wir behalten alle im Auge. Einer ist wirklich frech und öffnet alle Schränke. Wir sprechen ein Machtwort. Ältere (die Eltern?) kommen hinzu. Ein nettes Gespräch entsteht. Es sind wohl Tanten und Onkels von einigen Kindern. Alle sind ganz begeistert von unseren Hunden - die finden diese viele Aufmerksamkeit und Hände gar nicht toll. Wir beschliessen alle raus zu bitten und die Türen zu schließen.

Wir erfahren, warum hier so viele Mercedes Benz rum fahren. Albanien ist wohl Hauptanbaugebiet für Marihuana. Ganz Europa wird versorgt - aus Albanien!! Ganze Dörfer haben sich darauf spezialisiert. In einem Dorf wurden 600 Hektar! Grasanbau gefunden. Die Polizisten sind korrupt. Ein durchschnittlicher Polizist verdient 350 Euro. Um die Füße stillzuhalten, bekommen viele dann Marihuanapflanzen geschenkt - um diese privat weiter zu verkaufen. Da kann man sich schon mal einen Mercedes Benz raus lassen. Wir dachten am Anfang, dass die Autos bestimmt gestohlen sind - wenn man sooo junge Männer in soo teuren Autos sieht. Jetzt ist alles klar warum sich hier viele einen Mercedes leisten können.

Es kommen immer mehr Menschen zu unserem Bus. Es hat sich wohl rumgesprochen, dass Deutsche da sind grins. Ich gebe eine Runde Wein aus und wir sitzen um unseren Bus herum. Es ist nett - wir unterhalten uns mit Händen und Füssen. Die Menschen sind freundlich, offen und interessiert. Sie wollen morgen wieder kommen - mit Essen?! Wir sind gespannt.

Nach einer absolut ruhigen Nacht gehts am nächsten Morgen früh los. Die ersten Kinder stehen schon um halb neun vor der Türe. Dann gehts Schlag auf Schlag. Immer mehr Menschen kommen - alt und jung - zu Fuß!! Das ist ein Marsch von einer halben Stunde vom Dorf hierher. Und alle haben Essen und Trinken dabei. Von (noch warmen) Byrek (Blätterteig mit Schafskäse - lecker lecker), über albanische Süssigkeiten, Äpfel, Getränke, und Sauermilch ist alles dabei. Sie überhäufen uns mit Essen und Trinken. Sie sind sooo freundlich - es ist nicht zu fassen!! wir sitzen auf dem Boden und Kilian und ich machen uns übers Essen her. Keiner isst mit - alles ist für uns! Leider ist das Handynetz sehr schlecht hier draussen - das heißt : kein Übersetzungsprogramm!! Hände und Füße sind gefragt. Eine (Elisabeth) kann etwas Englisch und einer ein paar Brocken Deutsch. Eine alte Frau aus dem Dorf will Kilian gleich mit nach Hause nehmen (grööööl) - nein nein - das ist meiner!! Sie erzählen uns schlimme Geschichten. Eine hat eine Tochter mit schwerer Epilepsie - es gibt keine Medikamete dagegen in Albanien. Es gibt auch keine Arbeit und hilfe vom Staat - Fehlanzeige. Die stecken lieber selber alles ein. Es ist schlimm zu sehen, wie ein Land leidet und verarmt, nur weil sich die Politiker den Rachen vollstopfen und alles selber einsacken. Wir werden gefragt, ob wir helfen können nach Deutschland zu kommen und zu arbeiten. Nein können wir leider nicht!! Trotzdem sind weiterhin alle sehr freundlich.

Leider haben die Albaner keinen Sinn für Müllentsorgung. Jeder lässt alles grad fallen wo er sitzt und steht. Als alle weg sind (nicht bevor wir von jedem einen dicken Schmatzer gekriegt haben, laufen wir erst mal mit dem Müllsack über den Platz. Aber es war wirklich sehr sehr schön, so herzlich willkommen zu sein.

Wir fahren nach Durres. Hhmmm... auch in dieser Stadt gefällts uns nicht wirklich. Die Stadt ist sooo dreckig. Wir versuchens am Strand. Aber hier ist ein Industriegebiet - am kompletten Strand. Das Wasser schäumt und ist dreckig. Nein - hier wollen wir auch nicht bleiben. Es zieht uns weiter. Wir versuchen unser Glück doch nochmal im Landesinneren. Wir finden in meinem Reiseführer einen Campingplatz in der Nähe von Thirana. Dort angekommen - sind wir zufrieden. Ein wirklich sauberer Platz mit nagel-neuen Duschen. UND: Heiß Wasser :) Hier bleiben wir ein paar Tage denn es soll die nächsten Tage viel regnen. Und da fast alle Plätze in Albanien auf Sand sind - stehen wir hier sicher und sauber auf einem Schotterplatz. Ich gehe heiß und laaaange duschen - was für ein Luxus. Wir bekommen einen Begrüßungsraki von der netten jungen Besitzerin. Albanien ist aufregend und wild.... wir werden die nächsten Tage jetzt erst mal wirken lassen und sind gespannt was uns noch alles erwartet - hier in Albanien :)

Wir müssen am nächsten Morgen dringend mit den Hunden raus. Es regnet immer noch und nach ein paar Schritten haben wir dicke Lehmklumpen an den Wanderschuhen. Auch die Hunde sehen aus sch.....- jjjja Camping ist toll - meistens!! Nach der Gassirunde (wir machen das dreimal am Tag) müssen wir 8 Paar Hundepfoten - nein 2 ganze Hunde, 2 Paar Wanderschuhe und zwei Wanderhosen Grundreinigen so schlimm sehen wir aus..... Puhhh starke Nerven sind gefragt.

Wir beschliessen Thirana auszulassen (bisher hat es uns in den Städten gar nicht gefallen) und fahren lieber weiter in die Berge. Es regnet immer noch und leicht gefrustet packen wir trotzdem unsere Siebensachen wieder zusammen . Alles ist grau in grau - inklusive unserer Stimmung. Mein Opa hat Geburtstag heute - ich denke an zuhause. Alles alles Gute lieber Opa- ich freue mich auf ein Wiedersehen. Aber noch sind wir hier und wir beschliessen, optimistisch zu bleiben. So viele Leute haben uns von Albanien vorgeschwärmt - irgendwo muss es zu finden sein - das tolle Albanien.

Wir müssen dringend einkaufen. Lidl und Co. sind Fehlanzeige in Albanien. Hier kauft man das Gemüse an der Straße, das Brot beim Bäcker und im Mini-Markt findet man dann Konserven und ähnliches - das Angebot ist überschaubar aber sehr günstig. 

Wir kommen nach Krujes. Hoch oben in den Bergen auf einem Felsen trohnt das Städtlein. Es gibt hier einen berühmten Bazar und eine Burg zu besichtigen. Auf dem Bazar geht es bunt zu. Teppiche, Tischdecken, traditionelle Kleidung, buntes Geschirr - die Auswahl ist groß und laut wird die Ware angepriesen. Der Muezzin ruft wieder zum Gebet - würd es nicht Dauerregnen, könnte man sich ein wenig wie in 1001 Nacht fühlen. Wir besichtigen noch die Burg. Aber ausser Kriegsszenen hat es nicht viel zu bieten. Wir gönnen uns dann noch ein traditionelle albanisches Essen, was echt lecker (Hühnchen an einer dicken Soße) und billig war. Hinter Kruja fahren wir noch ganz den Berg hinauf. Hier oben soll es angeblich einer der schönsten Blicke Albaniens geben. Leider parken wir mitten in dicken Wolken und es schüttet wie aus Kübeln. Ich weigere mich hier wegzufahren, bevor ich nicht den Blick hinab gesehen habe. Und am nächsten Tag reißt es auf (wir haben 4 Grad) - und jaaaaa- spektakulär liegt eine riesige Talebene mit vielen Seen und dahinter das Meer vor uns. Der Weg hat sich gelohnt.

Weiter gehts nach Lezhe. Erst mal den Berg runter und wieder Richtung Meer. Oben war Winter- und unten ist Frühling. Alles grünt und blüht. Das Wetter wird auch endlich besser und selbst die Häuser sind hier schöner und herausgeputzer als bisher. Wir sehen teils sogar Villen - und direkt daneben alte Bruchbuden umgeben von Müll. Arm und Reich - Tür an Tür. Es ist wirklich unglaublich wieviele Mercedes hier herumfahren. Es müssen über 60% sein.

Zurück am Meer finden wir einen langen Sandstrand. Auch hier natürlich Restaurant an Restaurant - den kompletten Strand entlang. Zum Glück ist hier noch alles geschlossen und wir stellen uns einfach vor eins zum übernachten. Wir beschliessen, das mit dem Meer hier in Albanien aufzugeben - das ist nicht unsers!! Wir mögen es einsamer und sauberer. Im Reiseführer lesen wir, daß: wenn man sich in Albanien zu arg über den Müll aufregt - ist man noch nicht bereit für Albanien!! Menno - wir wollen aber bereit sein für Albanien - drum versuchen wir unser Glück hoch oben in den Bergen. Los gehts!

Wir kommen in den Bergen an einen riesigen (recht neuen) Stausee. Er schlängelt sich durch viele Berge und ist wirklich riesen groß. Hier hat sich eine albanische, sehr freundliche Familie einen Campingplatz aufgebaut. Die Duschen werden grad fertig als wir ankommen - jepeeehhh. Und auch der Platz haut uns echt um. Idyllischer gehts kaum. Wiese, See, Berge - was für ein Anblick. Wir bleiben sage und schreibe fünf Tage und bekommen dann auch noch Nachbarn (vorher waren wir allein auf dem Platz). Eine nette junge Berliner Familie kommt angefahren. Wir lernen Caro, Martin mit Söhnen Mads und Fiete kennen. Sie sind sehr nett und wir verbringen ein paar schöne Tage miteinander. Wir bauen auch noch unser Boot auf und auch Marin und Caro haben ein Schlauchboot dabei. Dann wird erst mal ein Ausflug über den tollen See gemacht. Hohe Berge ragen über uns auf. Für LUcy ist es das zweite mal das sie Boot fährt und wie ein alter Hase steigt sie ein und los gehts.... was für eine coole Socke :)

Zwischendurch fahren wir nach Shokdra zum einkaufen. Die Stadt ist groß. An jeder Ecke ruft der Muezzin zum Gebet. Aber alles sind sehr sehr freundlich und hilfsbereit.

Abends gehen wir Essen im Restaurant. Mit Kohldampf bestellen wir Hühnchen. Als das Essen kommt, staunen wir nicht schlecht. Ein ganzes knuspriges Hähnchen mit Rosmarinkartoffeln (jamjam). Nach zwei Minuten war die Vorfreude um. An dem Mistvieh war nichts dran. Und das wenige Fleisch war so zäh... man konnt es echt nicht essen. Die vielen streunenden Katzen und ein halbblinder Hund die um unseren Tisch rum krochen, haben sich sehr gefreut darüber.

Nach fünf Tagen ist Zeit zum weiterreisen. Wir fahren weiter in die Berge. Hoch nach Koman - zur Fähre. Wir wollen mit der Fähre bis ganz hoch in die Berge ins Valbona Tal fahren. Ticket gekauft für 56 Euro und noch für eine Nacht auf einen Campingplatz - denn die heutige Fähre ist weg. Morgen früh um neun gehts los. Wir checken auf dem Campingplatz nahe der Fähre ein und mittags kommen Deutsche angefahren. Wir lernen die junggebliebenen Bayern Armin und Edith kennen. Die zwei sind auch schon viel gereist und es gibt viel zu erzählen. Abends kommen nochmals 4 Womos!! Häää?? Die wollen doch nicht etwa alle auf die Fähre? Die ist nämlich mini klein und alle passen da doch nicht drauf. Wir beschließen zusammen mit Armin und Edith, morgen früh als Erster an der Fähre zu stehen. Und dann? Tja!! Armin und Edith waren die Ersten-- und wir?? die letzten (Langzeittravellertrantütenverein). Doch dann?: Der Fähreinweisermensch winkt alle zurück. Und wer fährt als erster (rückwärts) auf die Fähre? WIR :):) (breit grins).

Und was dann kommt, spottet wirklich jeder Beschreibung. Fähre beladen auf albanisch. Alle Womos müssen rückwärts drauf, was schon echt ein Kunststück ist bei der Einfahrt. Doch irgendwie passts halt nicht. Also Womos rüber, Womos wieder raus, andere Womos rein... ratlos schauen... rumtelefonieren... diskutieren.... es ist der Wahnsinn!! Die einzigen die nicht mehr runter müssen sind wir - drum schauen wir auch mit einem grinsen im Gesicht zu. Als dann endlich alle drauf sind kommt noch ein PKW hinzu. Jaaa auch er hat ein Ticket und will noch mit.... Womos wieder raus.... PKW rein... was für ein Spektakel. Nebenan wird eine andere größere Fähre beladen. Sie wird auch so vollgestopft, dass das letzte Womo hinten raussteht. Die Hinterachse ist gar nicht auf dem Boot sondern auf der Rampe. So werden die doch nicht fahren??? Dooooch ... in Albanien schon. Auch um uns herum werden viele kleine Boote schwer beladen. Personen, Lebensmittel, Baumaterial... alles was die Bergbewohner brauchen wird drauf gepackt... und los gehts in Richtung Berge. 

Nach 1 1/2 Stunden sind dann doch alle Womos und PKW´s bei uns drauf. Es passt kaum noch eine handbreit zwischen die Autos. Wir verbringen die Fahrt oben auf dem Sonnendeck. Der Wind pfeifft eisig kalt hier oben in den Bergen. Aber wir wollen uns diesen Anblick nicht entgehen lassen. 3 Stunden fahren wir durch tiefe Canyons und Schluchten. Riesig ragen die Felsen neben uns auf und das Wasser ist türkisblau. Wir sehen immer wieder einsam gelegene Häuser und Höfe... mitten in den tiefen Bergen. Diese Häuser sind nur über einen Eselpfad (wir sehen viele davon) zu erreichen. Na da muss man aber auch reingeboren werden um so leben zu können. Die Menschen leben meist als Selbstversorger. Esel pflügen Äcker, jeder hat seinen Gemüsegarten. nach über drei Stunden ist das Spektakel vorbei und durchgefroren fahren wir runter von der kleinen Fähre. Weiter gehts ins Valbona Tal. Auf toller Bergstrecke, immer am Fluß Valbona entlang gehts höher und höher. Und dann sind wir im Dorf Valbona. Ein verschlafenes Bergdorf.... am Ende der Welt. Riesengroß ragen die nackten Felswände auf beiden Seiten empor. Wir parken ganz am Ende des Tals im Flußbett. Hier hats tatsächlich noch einige andere Camper (meist Deutsche) hin verschlagen. Sogar Ravensburger stehen hier (die Welt ist klein). Zudem lernen wir Martin und Aeme aus Innsbruck (die eigentlich Kölner sind) kennnen. Auch sie sind zum wandern hier. Wir laufen ans Ende des Tals zum Wasserfall. Mitten im Nirgendwo hat eine alte albanische Frau eine zuckersüße kleine Bar auf Holzstelzen gebaut. Wir kehren ein und geniessen den Ausblick in die verschneiten Berge.

Nach drei Tagen gehts zurück in die Zivilisation. Aber der Weg ist endlos lang und die Strecke wahrlich spektakulär. Kurviger kann eine Straße nicht sein. Immer am Steilhang entlang. Neben der Straße gehts viele hundert Meter in die Tiefe - Leitplanke oder ähnliches Fehlanzeige. Wir passieren viele Gedenktafeln an verunglückte Menschen. Dieser Weg ist nicht ohne und wir fahren sehr sehr vorsichtig und langsam. Atemberaubender und aufregender kann eine Straße nicht sein.

Nach vier Stunden sind wir müde und beschliessen in ein Seitental zu fahren und zu schlafen. Wir finden dann auch eine Wiese nahe einem kleinen Dorf. Auto geparkt - und schon kommt der Besitzer. Aber er ist freundlich und mit Händen und Füßen erklären wir, dass wir nur übernachten wollen. Alles kein Problem- die Albaner sind gastfreundlich!! Wie gastfreundlich- merken wir dann kurz später. Dann kommt nämlich Sohn Daniel vorbei. Er kann etwas schlechtes Englisch und einige Minuten später werden wir schon in die nahegelegene Bar entführt. Sie laden uns zum Bier ein. Zahlen kommt nicht in Frage. Zurück am Bus (ich freu mich schon aufs Bett) wird erst mal der selbstgemachte Rotwein von zu Hause geholt. Freunde kommen noch hinzu und so sitzen wir einträglich miteinander - mitten im Nirgendwo - und trinken selbstgemachten Rotwein (großes Kopf-AUA am nächsten Tag). Spätabends - wir liegen endlich im Bett - klopft es wieder an der Bustüre!! Wir lernen Pjetri kennen. Er kann etwas Deutsch und lädt uns für morgen früh auch in sein Haus ein. Eigentlich sind wir schon bei Jonny und Daniel eingeladen.... Hhhmmmm?! Wir lehnen dann dankend ab... wir wollen weiter... wir fühlen uns unhöflich und schlecht... aber wenn wir alle Einladungen hier in Albanien annehmen... kommen wir nicht mehr fort.

Auch die restlichen 80km sind spektakulär. Wir kommen durch endlos lange Pinienwälder. Auch hier Millionen der Nester des Pinienprozessionsspinners. Alle Bäume sind befallen und viele sterben schon ab. Der Kot ist wie Gift und den Rest fressen die Raupen ab. Teils wurde schon mit Brandrodung ein Versuch gestartet. Aber hier sind es so viele - die müssten den ganzen Wald abbrennen. Für uns mit Hunden kommt hier eine Pause nicht in Frage. Drum fahren wir stur durch bis Shokda und checken dort in Albaniens schönstem Campingplatz ein. 

Und jaaaa :) Hier ist es traumhaft schön. Auch Armin und Edith sind da - wir freuen uns sehr die Zwei nochmals zu treffen. Die Duschen sind pikobello sauber. Jeder Parkplatz hat einen Trinkwasseranschluß (das hatten wir in ganz Europa bisher nicht). Am Strand sind Bastschirme, Hängematten und Liegestühle. UND: Es gibt Waschmaschinen!! Was braucht das Reiseherz mehr. Wir faulenzen, waschen und geniessen drei Tage den tollen Platz. Im Restaurant gibt es spottbilliges Essen. Es ist Ostern und wir gönnen uns ZWEIMAL (grins) ein leckeres Essen. Die erste Holzofenpizza nach einem Jahr!! Die ging runter wie Öl... und das für 3,50Euro....

Wir sind hier schon nahe der Grenze nach Montenegro, beschließen aber, bevor wir Albanien verlassen, nochmals hoch in die Berge ins Vermosh Tal zu fahren. Auch hier hoch soll die Straße spektakuläre Ausblicke bieten. Und jaaaa - das war nicht übertrieben. Auf der Hälfte der Strecke nehmen wir zwei deutsche Tramper aus Leipzig mit. Die Studenten sind zu Fuß in Albanien und Montenegro unterwegs. Respekt!! Vor allem hier oben in den Bergen - es ist eisig kalt. Sie fahren mit bis ganz hoch nach Vermosh. Hier oben list leider echt der Bär begraben und wir beschliessen zum übernachten wieder ein kleines Stück hinunter zu fahren. Die zwei beiben oben - und übernachten im ZELT!! (kreisch). Nachts graupelt es. Wir liegen mit Heizung im Bus und sind wieder mal Gott froh das wir unseren guten Knut haben (kuschel kuschel).

Dann ist es soweit. Wir fahren über die Grenze nach Montenegro. Tschüß du aufregendes Albanien

Fazit: Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, wie mein Fazit für Albanien aussehen soll. Noch nirgendwo hatten wir solche "Startschwierigkeiten" wie in Albanien. Die Städte und die Küste haben uns gar nicht gefallen. Der viele viele Müll ist fast nicht zu ertragen gewesen. ABER: Hoch oben - fernab der Zivilisation - haben wir das schöne spektakuläre wilde Albanien gefunden. Die Menschen sind arm - aber sooo freundlich und offen wie sonst nirgends. Man fühlt sich willkommen und absolut sicher. Zudem ist Albanien wirklich billig. Die Straßen sind meist eine Katastrophe.... man kommt nur sehr sehr gemütlich voran. Aber der Weg ist das Ziel - und wir könnten uns gut vorstellen - das unser Weg irgendwann nochmals nach Albanien führt :)... jetzt freuen wir uns auf Montenegro und sind sehr gespannt was uns dort erwartet !!

Antworten (1)

Edith
Hallo ihr vier, endlich steht die Internetverbindung mal so, dass ein mühsam erstellter Eintrag hier nicht einfach hinten runterplumst (dahoam geht' s hoid doch am besten). Wir haben uns sehr gefreut, euch getroffen und kennengelernt zu haben. Ist schon genial. was ihr so alles erlebt und gesehen habt. Wir sind mittlerweile wieder zuhause. Auf dem Weg dorthin haben wir noch eine Fährfahrt von Zadar nach Mali Losinj eingelegt. Und - eh klar, wieder waren wir die allerletzten die auf das Schiff durften obwohl wir ziemlich vorne standen. Kommt euch bekannt vor?. Irgendwas läuft da schief *grins. Viel Spass auf eurer weiteren Fahrt und alles Gute für die Zukunft wünschen euch Armin und Edith