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Nord-Norwegen/Nordkapp

Veröffentlicht: 23.06.2018

NORWEGEN (Norge): Wir überfahren die Grenze nach Norwegen bei Riksgränsen in den Bergen. Schnell noch den Hund angemeldet. Norwegen da sind wir!! Die Wolken hängen tief, wir haben 6 Grad und überall liegen Schneereste. Die Landschaft verändert sich drastisch schnell ab Grenzübertritt (woher weiß denn die Landschaft, dass hier die Grenze ist?). Es liegen viele Schneereste und die Häuser sind nicht mehr alle rot (wie schade). Es gibt unzählige Seen und Berge soweit das Auge reicht. Endlose Serpentinen später sind wir in Narvik an einem Fjord angekommen. Wir staunen über die tollen Häuser und Brücken die es hier gibt. Aber einen Schlafplatz finden wir hier nicht. Wir eiern rum und fahren schließlich wieder zurück den Berg hoch und werden fündig. Ein schöner Platz mit Blick auf den Fjord entschädigt uns für die rumfahrerei. Wir haben 21 Uhr und die Sonne steht immer noch hoch am Himmel. Leicht entnervt und ziemlich fertig probieren wir zu schlafen, was auch nicht klappt. Es ist einfach zu hell. Am nächsten Morgen gehts weiter Richtung Norden. Wir wollen in den Nationalpark Ovre Dividal. Mal schauen, ob uns die Nationalparks in Norwegen auch so begeistern wie die in Schweden. Uns fällt auf, das die schwedische Geruhsamkeit auf der Strasse ein jähes Ende gefunden hat. Hier wird gerast was das Zeug hält. Die Polizei ist präsent und steht mit Radarfallen an jeder 2. Kurve. (Und Kurven haben die mal echt viele hier). Unzählige Wasserfälle stürzen die Berghänge hinab und füllen die unzählichen Seeen und Fjorde mit glasklarem Schmelzwasser. Wir cruisen zwischen den Bergen entlang in Richtung Norden und schauen und staunen. Der Nationalpark Ovre Dividal erwies sich als völliger Reinfall. Wir mussten endlose viele Kilometer auf Schotterpisten fahren um endlich ans Ziel irgendwo im Niergendwo zu kommen. Wir finden keine Wegweiser oder Wanderschilder. Dann zu Beginn: eine wackelige Hängebrücke über den Fluß ohne Seitengeländer. Mit Hund unmöglich zu bewältigen. Das Wetter wird schlechter - unsere Stimmung auch. Also ab ins Auto. Schnauze voll für heute... und alles wieder zurück. Dieser Weg war umsonst. Norwegen macht es uns nicht leicht !! Wir wollen zurück zur Küste. Einen Schlafplatz finden. Die Autofahrer rasen und drängeln (wir sind nicht schnell mit unserem Knut - hat in Schweden keinen gestört). Die vielen Kurven schütteln unseren Hund hinten drinn völlig durch. Unser aller drei Stresspegel steigt ins unendliche. Dann zieht auch noch Nebel auf. Kilian will auf der Stelle zurück nach Schweden. - Aber wir haben ein Ziel. Das Nordkap. Und das liegt nunmal in Norwegen. Frustriert fallen wir später ins Bett. Mein liebes Norwegen: da musst du aber ein bisschen mehr zeigen wie bisher, um uns zu begeistern!!

Am nächsten Morgen wachen wir auf. Der Himmel ist wolkenlos. Es wird wärmer (12 Grad morgens um zehn - juhuu), und wir sehen jetzt erst mal richtig an was für einem traumhaften Platz wir stehen. Mitten am Wasser vom Fjord. Umgeben von hohen Bergen. Was für ein tolles Bild. Und Trinkwasser gibts kostenlos. Wir lassen erst mal unser Helfersyndrom raus und überbrücken einen Deutschen und leihen einem Schweizer unser Werkzeug. Dann wird gefrühstückt und geduscht (endlich mal wieder) und gut gelaunt starten wir Norwegen zu erkunden Wir cruisen die Fjorde entlang Richtung Norden (hats hier viele Wohnmobile - vor allem Deutsche) und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Tolle bunte Häuser säumen unseren Weg, traumhafte kleine Strände wechseln sich ab. Kleine Fischerdörfer mit bunten Booten sind zu sehen. Und im Hintergrund immer die riesigen Berge mit Schnee oben drauf. Ein toller Anblick. Wir haben endlich wieder 15 Grad und die Sonne lacht vom Himmel - und wir lachen im Knut. Norwegen gibt sich langsam Mühe!! Im Hinterland besuchen wir den Canyon Kaffjordal und laufen am Berg (und wie hoch und steil) zur Gorsabrua (Brücke). Dies ist die zweithöchste Brücke in Norwegen (das wussten wir aber bis dahin noch nicht) . Nach zwei Stunden echt anstrengender Wanderung erscheint dann plötzlich diese Monsterbrücke . Uns fällt fast das Herz in die Hose. Echt oder? 150m hoch über den Canyon. OH MEIN GOTT!. Da ist uns mal die Düse gegangen. Ich also zuerst rüber (schwitz-schwitz) - Nur nicht runter schauen und zügig zulaufen.. und dann Kilian mit Amy. (Die hat mal den Schwanz eingezogen- das war ihr auch nicht geheuer). Kilian hatte sie fest im Griff am Geschirr. Es gab ein Eisengeländer an den Seiten (zum Glück), da kann kein Hund runterfallen. Aber aufregend wars trotzdem. Für alle drei. Am nächsten Tag wollen wir den Canyon von unten bewandern. Wir klettern ewig über ein trockenes Flußbett voller Steine immer weiter in den Canyon hinein. Er wird nach hinten hin immer schmaler und die letzte Stelle soll nur noch 5 Meter breit sein. Plötzlich fallen  von oben Felsen und Steine hinunter in den Canyon. Es poltert unheimlich laut. Aha! Wir treten schleunigst den Rückzug an. Das ist uns nicht geheuer. Auf dem Rückweg treffen wir ein nettes deutsches jung-gebliebenes Rentnerpärchen aus der Lüneburger Heide. Die waren schon mal da und sind auch wieder umgedreht... eben wegen dieser Steine die runterfallen. Später werden wir von genau denen zwei (Wolfgang und Siggi) noch zum Kaffee eingeladen. Ein netter Nachmittagsplausch im Wohnmobil mit interessanten wissenswerten Fakten über Norwegen (die zwei sind alte Skandinavien-Hasen). Danke dafür Wolfgang und Siggi. Euch noch einen schönen Urlaub.

Wir wollen den Reisa-Nationalpark besuchen. (War wieder nix). Lange Anreise über Schotterpiste. Und dann wieder nur Touren über 2, 3 oder mehr Tage. Nix für uns. Und einfach drauf loslaufen in einem 700km2 großen Waldgebiet... auch keine gute Idee. Lobend muss man mal sagen, dass die Norweger in dem Wäldchen ein kleines Dorf auf Holzhütten aufgebaut haben. Selbst eine Sauna war dabei. Küche, Wohn- und Schlafraum, Grillstellen... alles was der Langzeit-Wanderer begehrt. Und alles kostenlos zu benutzen. Nicht schlecht. Wir fahren weiter Richtung Norden und müssen dringend einkaufen. Wow. Das macht keinen Spaß in Norwegen. Wir fallen von Schnappatmung in Ohnmachtsanfälle. 4,50 für nen kleinen verkrüppelten Blumenkohl. Wurst, Käse, Süssigkeiten... unbezahlbar. Chips 4 Euro. Ich fass es nicht. Schweden war schon teuer (ca. 30% teurer als bei uns)... aber Norwegen toppt alles. Mindestens doppelt so teuer wie zuhause. Also gibts die nächsten Wochen weiterhin Sparkost. Grundnahrungsmittel und einfache Kost. - Man muss dazu sagen, dass hier oben auch nichts angebaut werden kann. Kein Ackerbau möglich, keine Viehhaltung (ausser Rentiere und Schafe) möglich. Also wird alles ausser Fisch importiert (und selbst der ist wahnsinnig teuer).

Weitergehts Richtung Norden. Wir sind schon fast ganz oben. Die Landschaft ändert sich ständig. Unten im Fjord am Meer entlang ist alles grün, ein paar Minuten später die Serpentinen hoch, ist man gleich wieder oberhalb der Baumgrenze. Nur noch ein paar spärliche kleine Birken kämpfen ums Überleben. Die Ausblicke von oben sind atemberaubend. Kilometerweit sieht man die Fjorde entlang. Endlose Inseln im Meer sind zu sehen. Es ist spät am Abend, die Sonne steht hoch am Himmel und das Meer glizert. Ein Anblick wie von der Postkarte. Wir fahren jetzt nachts weiter. Da sind die Strassen leer (die Norweger fahren wie die Verrückten), und es ist ja taghell. Wir cruisen entspannt die Fjorde entlang, chillige Musik läuft (danke Klaus :)) und wir kommen aus dem staunen und kucken nicht mehr raus. Wegen mir könnte es ewig so weiter gehen. Das ist definitiv besser als Fernsehen. Was für eine Landschaft. Die Häuser werden weniger.

Wir kommen in die Berge. Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt (nur ein Dörflein in Alaska steht in Konkurrenz um den Titel) ist unser Ziel. Wir kommen durch Samengebiet. Hunderte Rentiere säumen unseren Weg. Es ist Junge-Zeit. Unzählige Baby-Rentiere springen herum. Die letzten Samen leben noch von den Rentieren (was will man auch hier oben sonst machen?). Es wächst nichts mehr so weit oben. Moose, Flechten, Felsen, Seeen, Wasserfälle, Flüsse und Rentiere. Toll anzusehen... aber mehr gibts hier oben nicht. Die Polarsonne strahlt mit einer unglaublichen Kraft vom Himmel. (und steht um 23 Uhr immer noch ganz oben). Hammerfest präsentiert sich als nettes kleines Fischerdorf mit einem großen Hafen. Leider legt grad ein Postschiff der Hurtigruten an und spuckt hunderte, mit Kameras (genau wie wir) bewaffnete Touristen aus. Zudem gibt es unzählige Wohnmobile. Wir sind im Touristenmagneten gelandet. Trotzdem schlendern wir durchs Städtle . Die bunten Häuschen sind einfach nett anzusehen. Auch im Hafen ist was los. Unzählige große Schiffe stehen rum oder warten draussen auf dem offenen Meer. Uns fällt auf, dass es hier sehr viele behinderte Menschen gibt, und fragen uns, warum das so ist? Kriegen die werdenden Mütter zuwenig Licht ab im Winter, oder kriegen sie zu wenig Vitamine ab weil Obst und Gemüse unbezahlbar ist.? Wir wissen es nicht und einigen uns auf beides!! Ausserdem fällt uns auf, das es hier sehr viele Flüchtlinge gibt. Dunkelhäutige Menschen, Menschen mit Turban, Frauen mit Schleier... alle Nationalitäten sind dabei. Wir fragen uns wieder: Hä? Echt? Wass sollen die denn hier? Am Arsch der Welt wo es fast nur Winter ist. Die haben bestimmt einen Schock gekriegt, als sie mitgekriegt haben wo sie hinkommen. Was sollen die denn hier oben am Ende der Welt machen? Wie sollen die hier heimisch werden. Es bleibt uns schleierhaft. Nach 2 Stunden haben wir genug. Uns ziehts wieder raus und wir fahren weiter nach Forsol.

Ein kleines Fischernest ohne Touristen .- Genau dass was wir suchen. Hier ist das Wasser türkisfarben wie in der Karibik. Die Sonne scheint und geht nicht mehr unter. Wir haben fast 20 Grad am nördlichsten Zipfel Europas. Was will man mehr. Hier bleiben wir ein paar Tage bevor es weitergeht . Das Nordkapp ist nur noch 100 km entfernt. Auf einem riesigen Schotterplatz hinter dem Hafen parken wir ganz links unten am Rand mit Blick auf die Bucht. Abends rollen Womos an. Das erste (deutsche) Womo hält in freundlichem Anstandsabstand an und parkt. Das nächste Womo (ein deutsches Rentnerehepaar) bringt es doch tatsächlich fertig, sich direkt hinter uns zu quetschen (auf diesem Platz hätten 50 Womos Platz!!). Wir sind so perplex, und halten es erst mal für einen Scherz. Doch dann merken wir, ne ne der will hier bleiben. Kilian wie der geölte Blitz rein in unsern Bus, Musik rein und ordentlich aufgedreht. Das muss die doch verscheuchen. Doch DIE kriegen das gar nicht mit, weil sie nämlich nicht mal aussteigen an diesem traumhaften Ort. Gibts sowas. Kommen hier her, bedrängen uns aufs äusserste und steigen dann nicht mal aus.? Wir fassen es nicht. Der gute Mann saß dann tatsächlich 8 Stunden auf seinem Fahrersitz und hat rausgeglotzt in die Mitternachtssonne. Am nächsten Morgen fahren sie ab ohne einmal den Fuß aus dem Auto getan zu haben. Hauptsache uns wahnsinnig gemacht mit zu viel Nähe. Die fahren wahrscheinlich irgendwann heim und prahlen: wir waren in Nordnorwegen... war das toll!! NICHT ZU FASSEN!!

Stand Mittsommer: Die Polarsonne kreist über uns und geht nicht mal mehr in die Nähe vom Horizont, sondern bleibt schön weit oben. Am nächsten Tag fährt plötzlich abends das gesammelte Dorf mit ihren Kindern an uns vorbei nach hinten an einen anderen türkisfarbenen Traumstrand. Wir sind neugierig und watscheln auch mal nach hinten. Wir trauten unseren Augen kaum. Bei abendlichen 13 Grad und einer Wassertemperatur von 10° haben die ihre Kinder zum baden gefahren und dahinten ein Festchen veranstaltet. Also Fest - kein Problem - aber baden? echt? Das arktische Meer ist a.....- kalt. Alle Achtung. Die Kinder springen nebeneinander mit großem Gejauchze von der Klippe ins Meer. Wir schauen blöd zu mit Mütze und Pulli! Die Menschen hier oben nützen den echt kurzen Sommer aus und sind nicht solche Weichbrötchen wie wir.... was? der Bodensee hat noch keine 18 Grad... niemals geh ich baden!  Wir geniessen zusammen mit anderen Urlaubern die gekommen sind die Mitternachtssonne. Keiner geht schlafen. Alle sitzen an der tollen Bucht, bewaffnet mit Sonnenbrille, Kamera und Rotwein, und geniessen das Spektakel. Gegen Mitternacht verändert sich das Licht dramatisch. Alles ist irgendwie orange-gelb getaucht..... wunderschön. Wir klettern rauf auf einen Berg nebenan. Hoch bis zum Gipfelkreuz. Da oben hat man eine wahnsinns-tolle Sicht aufs Polarmeer. Die Polarnächte sind wie in einem Traumland.

DAS NORDKAPP Am nächsten Tag gehts los. Letzte Etappe zum Nordkapp. Wir fahren an Fjorden vorbei durch kleine Fischerdörfchen. Und dann plötzlich um eine Kurve rum, haben wir das erste mal wirklich freie Sicht aufs offene Meer. Die Artik-Sea liegt vor uns. Ergreifend. Dahinter kommt nur noch der Nordpol (in schlappen 2000km). Hunderte Womos kommen uns entgegen. Die Rückkehrer vom Nordkap. Jeder hebt das Patschehändchen und winkt uns zu. Echt? Macht man das so als Nordkapper? So wie die Mopedfahrer? Ich weiß nicht... wir beschließen dass zu ignorieren. Da wirst ja nicht fertig mit winken. Norwegen ist übervölkert von Wohnmobilen. Es macht mir bisschen Angst, was uns wohl am Nordkapp erwartet. Massentourismus vom feinsten? Sowas mögen wir ja wie Bauchweh. Irgendwann auf den letzten 100 km kommt der Nordkapptunnel. Der ist mal der Hammer. Der führt nämlich unterm Meeresboden durch, über 6,7 km in einer Tiefe von 212m . Wir fahren rein und die Strasse stürzt in 10% Gefälle in die Tiefe. Die Ohren gehen zu. Gruselig zu wissen, dass wir jetzt 212 Meter unterm Meer sind. Irgendwann müssen wir die 10% natürlich wieder rauf. Unser Knut schnauft und gibt alles. Aber mehr wie 30kmh kriegen wir nicht hin. Jetzt nur nicht in Rückspiegel schauen. Die hinter uns verfluchen uns bestimmt. Aber auch das geht vorbei und die letzten 25km stehen an. Die Landschaft ist der HAMMER!!. Ich krieg meinen Mund gar nicht mehr zu vor lauter Staunen. Hochgebiergslandschaft am Fjord entlang. Tausende Rentiere grasen am Hang. Tolles Gebirgsgestein. Zwischendurch türkisfarbene Strände. Teilweise geht es neben der Strasse senkrecht in die Tiefe. Aufregend. Doch dann hinter einer Kurve passierts: eine weiße Wand empfängt uns, wir sind gleich schon mittendrin. Oh nein bitte nicht!! Der berühmt Nordkappnebel. Und wir mittendrin. Schritttempo war angesagt. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Nix mehr Landschaft kucken, sondern kucken dass wir nicht von der Strasse abkommen und in irgendeine Schlucht purzeln. Oben angekommen: das gleiche Bild. Das Kapp liegt total im Neben. Schnell die 60 Euro Eintritt bezahlt (ja richtig gehört - 60 Euro um einen Felsen - zugegeben der nördlichste - anzukucken). Dann darf man 24 h dort oben bleiben. Wir finden fast den Parkplatz nicht. Und sehen zum Glück auch nicht die hunderte Womos die da stehen und die bestimmt 50 Reisebusse. Dann geht los. Wo ist die Kugel? Ah gefunden. Es reicht grad so um ein Foto zu machen, auf der man sie auch sieht. Echt schade. Wir sind 300m überm arktischen Meer und sehen nur eine weiße Wand. Tausende Menschen sind hier. Womo-Fahrer, Reisebusse der Hurtigruten, Menschen kommen mit Fahrrädern hier an, einer kommt mit dem Traktor samt Wohnwagen hinten dran (der Siggi aus Sost) und es kommen (man glaubt es kaum) auch Menschen zu Fuß hierher. Wow. Wir haben 6 Grad Aussentemperatur und akuter Nebel. Was sind wir froh an unserm Bus indem nachher ein warmes Bettchen auf uns wartet. Wir schlendern durchs Nordkapgebäude. Es gibt auch indoor viel zu sehen. Baars, Restaurant (unbezahlbar), eine Lichtshow, Souvenierläden, ein Museum, eine kleine Kapelle und ein Kino. Und in selbiges gehen wir rein. Hier wird wohl ein 20minütiger Film über die Jahreszeiten am Nordkapp gezeigt (natürlich ist darin immer Sonnenschein a Kapp). Das Kino bumsvoll (mit Deutschen!!). Ein paar fangen an ihre Kamera zu zücken, um die Bilder vom Kapp mit Sonne abzufotografieren. Plötzlich zetert schräg hinter uns eine Frau: aufhören!! das ist verboten!! ich fühle mich gestört!! Ist das denn zu fassen? Der Film hat noch nicht mal angefangen. Typisch schlecht gelaunte Deutsche! Da meine Stimmung (ich muss es zugeben) auch nicht die beste war, wollte ich aufspringen und mal ordentlich laut nach hinteln pöbeln, dass wir hier nicht in Deutschland sind, wo sich jeder gleich über jeden Scheiß beschweren muss. Ein Armtätschler von Kilian hat mich dann davon abgehalten. Und wir haben einen tollen Film gesehen, wie es hier aussehen könnte(!!) Wir schreiben ein paar Postkarten und gehen ins Bett. Am nächsten Morgen das gleiche trostlose Bild. Meine Stimmung ist wieder besser. Was solls. Trotzdem WAREN wir am Nordkap. (auch wenn wirs nicht wirklich gesehen haben)... und wir haben das wohl teuerste Bild der Welt gemacht. Wir und die Kugel. Yes we did it!! Wir treten die Runterfahrt an. Zum Nebel stürmts heute auch noch. Jawohl. Da freut man sich, die engen Passstrassen ohne Leitplanken, mit dem Abgrund an der Seite und Gegenverkehr von tausenden Womos und Reisebussen, einer Sicht von geschätzen 2 metern und einem tollen Seitenwind zu fahren. Aber hilft nix. Wir müssen da runter. Kilian macht Knut an, und er hört sich furchtbar an. Das Adrenalin schießt uns beiden ein. Oh Gott. Bitte keine Panne auf dem Kapp. Er hört sich an als ob er sich verschluckt hat. Aber dann gehts.. er schnurrt wir starten unseren Rückweg. Es war dann doch nicht so schlimm wie befürchtet. Der Nordkapptunnel war natürlich wieder das gleiche Spiel. Rein - runter in die Tiefe und mit satten 30kmh wieder rauf und raus . Und wieder kommen uns Womos entgegen. Wie? Auch die winken uns? Ihr wart doch noch gar nicht oben lieben Leute. Wieso winken sich hier alle. Wir sollten uns eine Plastikpattschehändchen zulegen. Wir ignoren die Winkerei trotz unserem Motto: Wir wollen freundlich und mutig (wie Cinderella schon sagte) durch Europa reisen. Aber da hat meine Freundlichkeit ihre Grenzen. Wir treffen in einem Shop am Rückweg einen Schweizer aus Graubünden. Der ist vor 4 Monaten aus Graubünden losgelaufen mit seinem Rucksack und ist über Dänemark, Schweden nach Norwegen aufs Nordkapp gelaufen!!! Ja echt!! Und jetzt läuft er nach Finnland und von da ins Baltikum und dann läuft er wieder heim nach Graubünden!! Und wir dachten, wir verlassen unsere Komfortzone...

Wir besuchen Trollholmen. Eine Landzunge die aus bröseligem Dolomitgestein besteht und im Laufe der Jahrhunderte zu krotesken Figuren geformt wurde. Der einfache Durchschnittsdeutsche mag sagen: ja ja das sind halt auch nur Steine. Ja genau. Wir aber sagen: wir haben sie gefunden. Die Trolle aus Norwegen. Und dazu nochmals wahnsinnig klare türkisfarbene Buchten. Das Wasser ist so klar, man kann überall auf den Grund sehen. Sagenhaft. Kilian eilt zum Bus die Angel holen. Hier muss doch ein Fisch zu fangen sein. Ich bin gespannt.

Der nächste Morgen: es gab KEINEN Fisch gestern... überlegen wir lange wie es denn jetzt weitergeht auf unserer Reise. Das Nordapp wäre erledigt. Norwegen ist sehr sehr teuer. Andererseits ist NordNorwegen landschaftlich auch echt der Wahnsinn. Sollen wir noch bleiben und weiterfahren. Sollen wir runterwärts Richtung Finnland fahren. Fragen über Fragen. Es ist auch nicht gerade war in NordNorwegen. Nach reiflicher Überlegung entschließen wir uns, doch den Weg Richtung Finnland einzuschlagen. Europa ist noch groß... es gibt noch viel zu sehen.

Fazit Norwegen: Wir hatten einen schweren Start hier in Norwegen. Inzwischen sind wir völlig begeistert von der Landschaft. Die hohen Berge, die tiefen grünen Fjorde, die tausende Rentiere, die vielen Schäfchen, die Flüsse, Seen und Wasserfälle, Felsen, Flechte und Moose haben uns völlig in ihren Bann gezogen. Norwegen ist eine Reise wert.


Antworten (1)

Petra
Viele liebe Grüße vom Lehenhof, Petra