Unser Reisetagebuch
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Die ersten Tage FÈS

Veröffentlicht: 26.08.2018

TAG I:

22.08.2018, Mittwoch

Exotische Gerüche in unseren bayrischen Geruchsorganen, spezielle Entdeckungen und interessante Begegnungen. Vom allerersten Tag an gab Marokko sein Bestes, um all unsere Wünsche zu erfüllen - wenn auch auf andere Art und Weise, als zunächst erhofft.

Ziemlich zeitig begann unsere Reise (3.30 Uhr) und führte uns über Frühstückspizza von gestern auf direktem Weg nach „München-West“. Gerade erst das Mama-Taxi verabschiedet, fanden wir uns kurz darauf an der Gepäckaufgabe wieder, um in eine spontane Panik zu verfallen - mein Reisepass war weg. Naja, Augen auf im Straßenverkehr! Er war natürlich da, wo er sein sollte. Also: Rucksäcke weg, Sicherheitscheck, Passkontrolle und schwuppdiwupp flogen wir über die schönen Alpen hinweg nach Fès, Marokko. Leon am Chefplatz, ich in der Mitte und am Gang eine ganz liebe in München lebende Marokkanerin, welche uns wertvolle Tipps mit auf die Reise gab: zum Einen, dass der Dresscode für Frauen inzwischen sehr westlich geprägt ist, sprich Kopf-, Schulter- und Kniebedeckung ist meist nur noch in Moscheen nötig, zum Anderen klärte die Damen uns auf, dass heute der höchste religiöse Festtag in ganz Marokko ist, das Opferfest (vergleichbar mit Weihnachten im christlichen Raum). Jede Familie schlachtet im Beisein der ganzen Verwandtschaft zu Ehren Allahs mindestens ein Lamm, welches in den folgenden 36 Stunden immer wieder rituell verzehrt wird. Schon der Taxifahrer, welcher uns und ein weiteres deutsches Pärchen nach harter Verhandlung auf französisch für „nur“ 160Dhm (natürlich immer noch wahrscheinlich sein Topverdienst an diesem Tag) in die Medina, die Altstadt, brachte, lud uns abends zu sich und seiner Familie zum Lammessen ein genauso wie der Besitzer unseres Riads. Wir lehnten dankend ab, nachdem wir verstanden hatten, dass heute Herz und Leber gegrillt wurden. Beilagen? Gibts nicht. Stattdessen hatten wir frittierte Pizza und Zwiebel mit Tomate. Danach war uns genauso schlecht, als hätten wir das Herz roh verschlungen. Vielleicht lag das jedoch an den Rahmenbedingungen unter welchen wir das Essen zu uns nahmen: Unmengen geköpfter Schafe auf jeder Straße, in jeder Gasse, vor jeder Haustür. Blutrinnsäle zwischen leblosen gehäuteten Tierkörpern, abgehackter Köpfe und improvisierten Grillplätzen (Feuer und ein Boxspringbettgestell darüber) wohin das Auge reichte. Am unangenehmsten war allerdings der beißende Geruch, der sich in den schmalen Gassen staute - eine süßliche Mischung aus Benzin und Hammelfleisch. Alles, buchstäblich alles roch noch Tage später danach (von meinen Haaren möchte ich gar nicht sprechen). Auch unser hübsches marokkanisches Zimmer im Riad blieb nicht verschont. Dass es jedoch im Bad stank, hat andere Gründe, gell Leon? Eigentlich darf ich davon nicht erzählen, aber ich mach's natürlich trotzdem. Irgendwann wollte die Frühstückspizza Leon´s Körper eben wieder verlassen und so begab sich der Jüngling aufs Klosett. Dass zu dieser Zeit jede echte Mama in ganz Marokko mit dem guten Leitungswasser das Festmahl zubereitete, daran dachte der Allgäuer nicht. Und so hatte er keine andere Wahl als wie ein geschlagener Ritter die Stufen hinab zu steigen und dem Angestellten sein braunes Geschäft zu präsentieren, welches einfach nicht aus dem schönen weißen Porzellan gespült werden wollte. Abends konnten wir uns dann endlich verabschieden von unserem Freund und sogar eine erfrischende Dusche war möglich, um anschließend in einen tiefen erholsamen Schlaf zu fallen.

Donnerstag, 23.08.2018

Dieser Schlaf war verdammt geil! Leckeres Frühstück mit Eiern, Oliven, Muffins, marokkanischem Gebäck und Minztee und wir waren vorbereitet für diesen Tag. Der abendliche Wind gestern hatte zum Glück den schlimmsten Geruch aus den Straßen getragen, sodass wir ganz entspannt unseren Weg durch die Medina, vorbei an noch glimmenden Feuerstellen, Fellen, einzelnen geöffneten Souvenirläden und Cafés, suchen konnten. Unterwegs zu einer Ledermanufaktur bekam unsere Reisegruppe Zuwachs von einem kanadischen Pärchen, die sich verlaufen hatten. Nun waren wir zu viert. Während der Führung bekamen wir Minze in die Hand gedrückt, um den Geruch zu neutralisieren, sahen Farbbottiche in blau, braun, grün, rot und gelb und massenhaft Lammhaut vom gestrigen Massenschlachten. Den restlichen Tag folgten wir dem bunten Treiben von Fès, rasteten in einem Café, probierten frischgepressten Orangensaft, Kaktusbrötchen, Feigen und bewunderten den wunderschönen Jardin sowie den Königspalast etwas außerhalb der Medina. Den Abend ließen wir nach leckerem Panini und Taco auf der Dachterrasse mit einem polnischen Gefährten illegaler Weise bei Whiskey-Cola ausklingen - im Hintergrund leidete der Muezzin.

Antworten (1)

Thomas
So tolle Bilder! Und ich freue mich schon sehr auf die nächsten Geschichten!