Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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49. Tag - 26. August: Budapest, Tag 1: Profilgemeinde mit anspruchsvoller Kirchenmusik

Veröffentlicht: 28.08.2022

Um die Mittagszeit wurde ich heute von Pfarrer Oliver und seiner großen Familie in Szentendre herzlich verabschiedet mit der Einlaung, ich möge einmal wiederkommen, wenn ich in der Nähe oder in Budapest bin. Denn die nur rund 20km entfernte ungarische Hauptstadt, war heute mein Tagesziel. Pfarrer Matyas aus Tata legte mir den Besuch der Lutherischen Gemeinde am Deak Terenc, mitten im Zentrum, nahe. Zwei Tage wollte ich in Budapest bleiben und zwei Gemeinden kennenlernen – so mein Plan. Am Abend vorher schrieb ich per E-Mail Pfarrer Feri an und er antwortete noch in der gleichen Stunde: Ich könne gerne kommen und in der kleinen Gästewohnung übernachten.

Die Anfahrt entlang der Donau war recht einfach. Schon bald begann der sogenannte Speckgürtel von Budapest und auf einer dicht befahrenen Straße ging es immer weiter in Richtung Zentrum. Unterwegs traf ich einen chilenischen Radtouristen und wir unterhielten uns bei einem Cafe eine Weile, weil ich noch etwas Zeit hatte.

Am Nachmittag begrüsste mich Pastor Feri direkt vor dem großen Ev. Gemeindehaus, dass zugleich ein Luthermuseum betreibt, welches ich mir unbedingt anschauen sollte. Nach einer wohltuenden Dusche zeigte mir Feri als erstes den evangelischen Urnenfriedhof, der sich im Keller des Gemeindehauses befindet. Er sagte, dass der alte evangelische Friedhof weit außerhalb vom Zentrum entfernt liegt und für ältere Menschen kaum zu erreichen ist und deshalb wurde vor einiger Zeit ein Urnenfriedhof im Gemeindehaus eingerichtet. Ich staunte nicht schlecht. Wir gingen zunächst einen Cafe trinken um uns auszutaschen, denn 17 Uhr bin ich zum Taufgottesdienst eingeladen und könne dann die Kirche besichtigen. Zur Gemeinde gehört auch noch eine das Evangelische Museum, eine Buchhandlung, ein Kindergarten und deshalb wird der ganze Komplex auch "Evangelische Insel" genannt.

Zur Situation in Budapest erklärte Pfarrer Feri, dass von den rund 1,7 Mio. Einwohnern von Budapest ca. 30.000 zur Ev.- Lutherischen Kirche gehören. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet 35 (richtig gemerkt?) eigene Kirchengemeinden in unterschiedlicher Größe. Zu seiner Gemeinde mitten im Stadtzentrum gehören ca. 1600 Gemeindeglieder. Jeden Sonntag gibt es sogar drei Gottesdienste, 9,11 und 18 Uhr. Der Hauptgottesdienst 11 Uhr ist mit 150-180 Menschen - außerhalb der Sommerzeit - natürlich am Besten besucht. Seine Gemeinde ist eine, so würden wir in Deutschland den Charakter beschreiben, eine Profilgemeinde mit dem Schwerpunkt klassischer Kirchenmusik.

Wenn in einem Gottesdienst eine Kantate aufgeführt wird, kommen noch zahlreiche Besucher mehr. Zugleich gibt es jedes Jahr eine Bach Musikwoche, welche in diesem Sommer zum 33. Mal stattgefunden hat. Diese kirchenmusikalische Ausrichtung der Gemeinde ist möglich, weil durch ihre Größe sie einen eigenen, festangestellten Kirchenmusiker hat, von denen es in der Ev. Kirche in Ungarn nur sehr wenige gibt. Wichtig ist  auch der Kindergarten und die Schule, als Merkmal der "Evangelischen Insel"

Zum Taufgottesdienst begrüßte mich dann auch der Kantor der Gemeinde und lud mich zum Sonntagsgottesdienst ein. Der Taufgottesdienst war mit ca. 30min recht kurz, weil es für die Taufgesellschaft am Sonntag nicht möglich ist, wie ich erfuhr. Dann konnte ich mir die Kirche genauer anschauen. Was mir besonders auffiel war, dass jede Bankreihe an der Seite eine geschnitzte Lutherrose hat. So wird das Lutherische Bekenntnis auch optisch für jeden Besucher gut sichtbar.

Nach der Taufe und Besichtigung zog ich noch etwas im Zentrum am Donauufer entlang und konnte das abendliche, beleuchtete Stadtpanorama mit Fischerbastei und historischer Burg bewundern. Ich ging aber schon bald wieder zurück, weil ich für mein nächsten Land – Rumänien - die Zugangsroute recherieren wollte und ein interessanter Tag ging zu Ende.

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