Veröffentlicht: 13.03.2024
Natürlich durfte auch der Fußball in Rio nicht fehlen und insgesamt wurden 7 Spiele in und außerhalb der Stadt besucht.
Gleich am 3. Tag sollte eines der großen Derbys geschaut werden: Flamengo Rio, der wohl erfolgreichste, größte und populärste Verein des Landes gegen Vasco Da Gama, ein Verein der einfachen Leute, welcher seinen Ursprung in der Favela um das ikonische Stadion São Januário hat. Vasco war der erste Verein im Land, welcher sich in den 20er-Jahren über die strengen Regularien des Brasilianischen Verbandes hinwegsetzte und sowohl farbige Spieler als auch Analphabeten in seiner Mannschaft einsetzte. Eine Maßnahme, die dem Verein eine enorme Reputation unter den Menschen der unteren gesellschaftlichen Schichten einbrachte und welche ein enormer Affront gegen die Riege der Regierenden zu damaliger Zeit bedeutete.
Die größten Derbys finden in der Regel allesamt im Estádio Maracanã statt und so bedeutete bereits der Name dieses Mythos eine gewisse Vorfreude: 75 Jahre Geschichte, zu Spitzenzeiten über 200.000 Zuschauer, 2 Weltmeisterschaftsendspiele und natürlich Finalstadion des Ortes an dem die deutsche Nationalmannschaft 2014 in einer magischen Nacht gegen Argentinien den 4. WM-Titel holte.
Begleitet von einem brasilianischen Pärchen machten wir uns auf den Weg zum Maracanã. Leider öffnete der Himmel kurz vor Ankunft am Stadion alle Schleusen und wir verließen das Taxi in einem so unfassbaren Wolkenbruch, wie ich ihn zuvor selten erlebt habe. Ich rannte direkt unter eine Unterführung und wunderte mich noch über unsere Begleiter, welche in aller Seelenruhe durch die Wassermassen schlenderten. Mir wurde allerdings recht schnell klar, dass es bei dieser Menge an Wasser von oben überhaupt keinen Sinn macht, von Unterschlupf zu Unterschlupf zu hetzen, da man innerhalb kürzester Zeit vollends durchnässt war und ich ergab mich meinem Schicksal. Im Eifer des Gefechts wechselte ich versehentlich die Straßenseite, geriet dabei kurz zwischen die Fronten von zwei rivalisierenden Fangruppierungen und atmete eine ordentliche Prise Pfefferspray ein, welches eigentlich dafür gedacht war, die beiden Gruppen wieder voneinander zu trennen. Nun gut, nützt ja nix, mit Hand vor den Augen und ohne wirkliche Sicht zumindest wieder auf die andere Seite der Straße, kurz die Augen mit einem ordentlichen Blick in den Himmel ausgespült und gewartet, bis das Übel aus Schmerz, Kurzatmigkeit und tränendem Sehorgan endlich nachließ.
Der Rest der Anreise verlief glücklicherweise weniger aufregend und auch das Spiel war recht entspannt. Auf den Rängen beeindruckten die Anhänger beider Vereine mit einer enormen Lautstärke, wobei die Fans von Vasco durch mich persönlich noch etwas lauter, wahnsinniger und enthusiastischer wahrgenommen wurden.
Schon sehr beeindruckend und auch ein gutes Gesamtpaket aus dem Geschehen auf Rasen und Rängen in diesem besonderen Stadion, was allerdings außerhalb des beschriebenen Mythos doch von seiner Architektur her recht langweilig erscheint. Das Spiel ging im Übrigen 0:0 aus.
Neben diesem persönlichen Highlight besuchten wir noch die anderen beiden großen Vereine der Stadt, Fluminense und Botafogo (jeweils im Classico gegen Vasco) und auch ein paar kleinere Clubs und Stadien standen noch auf der Liste.
Zu Gefallen wussten dabei vor allem Madueira, mit seinem winzigen aber feinen Stadion, in Mitten einer sehr einfachen Wohnsiedlung und Bangu, mit seinen fanatischen Fans, den „Castores de Guilherme“ (Die Biber von Guilherme), die das gesamte Spiel gegen die Gegner aus Volta Redonda ordentlich Stimmung machten.