Veröffentlicht: 18.03.2020
Ich schreibe jetzt einen Beitrag über Whistler, weil ich euch versprochen habe, dass ihr etwas über Schnee lesen werdet.
Der erste Tag ist sonnig und in Whistler Village sind viele Touristen unterwegs. Alle sind schwer beschäftigt und mit ihren Skiern oder Snowboards unterwegs. Julian schmiedet direkt den Plan, dass wir noch in dieser Woche Ski fahren.
Ich bin ein bisschen nervös, weil ich in den nächsten Tagen ein Vorstellungsgespräch haben werde. Susann - Julian ist schon mit ihr zusammen gereist - ist aktuell auch in Whistler und arbeitet in einem Hotel. Durch ihre Kontakte bekommen wir direkt einen Termin für ein Vorstellungsgespräch in dem Hotel.
Doch vorher checken wir in unser Hotel ein. Da Whistler vom Tourismus lebt, sind alle Hotels und auch die Hostels recht teuer! Und so sind wir wirklich froh, dass wir noch ein Zweibettzimmer in einem Hotel finden, das sogar ein bisschen günstiger ist, als ein Hostel.
Als wir dann in unser Zimmer kommen, staunen wir nicht schlecht. Es ist nämlich gar kein Zweibettzimmer! In dem Raum wohnen wir zu 24, denn es ist ein Pod Hotel! Das heißt man hat wie eine Art Koje, in der das Bett und eine kleine Einrichtung für Kleidung ist. Mit einem Vorhang hat man dann sein Zweibettzimmer.
Wir müssen beide lachen: Da hätten wir doch auch ein Hostel buchen können.
Abends treffen wir uns mit Susann und sie zeigt uns das Dörfchen und ein paar Kneipen. Ich kaufe mir erstmal eine dicke Mütze, damit ich keine kalten Ohren bekomme.
Morgen soll es schneien! Wir sind schon ganz aufgeregt und freuen uns auf den Schnee.
Und am nächsten Morgen ist es tatsächlich so weit! Draußen ist der Himmel grau und der Boden weiß! Der Schnee bleibt direkt liegen und so machen wir uns auf ins kalte Weiß. Wir erkunden das Dörfchen, schauen uns die Geschäfte an und laufen zur Piste. Die Piste endet direkt im Dorf, sodass man entspannt runter fahren kann und direkt im Hotel ist.
Es schneit den ganzen Tag und ist so windig, dass der Schnee beim Laufen ins Gesicht gepustet wird! Das ist natürlich nichts für mich, weil ich so schnell friere. Daher bekomme ich eine heiße Schokolade zum Aufwärmen.
In zwei Tagen wollen wir Ski fahren und brauchen noch eine Skihose und ein paar richtige Handschuhe. Also gehen wir shoppen. Die Saison ist schon fast zu Ende und daher gibt es viele Sachen reduziert.
Da wir morgen das Vorstellungsgespräch haben, gehen wir früh ins Bett.
Am nächsten Morgen haben wir dann unser Vorstellungsgespräch mit Tina. Sie erzählt, wie bussy es im Hotel ist, da in Whistler gerade die Ski-Saison die Haupt-Saison ist. Ich werde dann als Zimmermädchen und Julian als Houseman arbeiten. Ich soll die Zimmer aufräumen und putzen. Julian soll die Materialien und Wäsche in die Etagen bringen und auffüllen, was fehlt. Das Gespräch verläuft wirklich sehr nett und wir haben den Job. Am Sonntag sollen wir anfangen zu arbeiten. Das ging wirklich einfach, aber nur weil wir die guten Kontakte durch Susann hatten.
Nachmittags gehen wir dann zum Ski-Verleih und besorgen uns die Ausrüstung: Skier, Ski-Stöcke, Ski-Schuhe und einen Helm. Außerdem kaufen wir noch eine Ski-Brille.
Am nächsten Tag ist dann unser Ski-Tag. Wir stehen früh auf, damit wir die ersten auf der Piste sind. Wir haben den Tagespass schon gestern gebucht und müssen mit der E-Mail nur noch zum Express-Stand und den Pass abholen. Um acht Uhr starten die Gondeln. Da ich erstmal rein kommen muss, wollen wir die einfachen Pisten zu erst fahren. Und so fahren wir nur mit einem kleinen Lift hoch. Ich bin echt aufgeregt und auch ein bisschen ängstlich. Schließlich ist es 16 Jahre her, dass ich zuletzt Ski gefahren bin und meine Realschulfreundinnen lachen sich jetzt sicherlich kaputt, weil sie an die alte Geschichte mit der Tanne denken müssen. Aber Bäume umarmen soll ja gesund machen...
Aber es ist wie Fahrrad fahren - man verlernt es scheinbar nicht. Zwar müssen wir ein bisschen reinkommen, aber es klappt doch verhältnismäßig gut! Es sind noch nicht wirklich viele Menschen unterwegs und die Schneefläche hat noch die Rillen, auf denen man so gut fahren kann. Trotzdem setze ich mich einmal auf den Hintern, weil ich nicht mehr bremsen kann. Das Aufstehen ist echt schwierig und so dauert es, bis ich endlich wieder auf den Skiern stehe! Besonders peinlich ist mir, dass ich direkt unter dem Lift gefallen bin und so sieht mich jeder, der im Lift sitzt, mit dem rutschigen Boden kämpfen.
Als wir wieder unten angekommen sind, steigen wir direkt wieder in den Lift ein und fahren diesmal direkt mit einem weiteren Lift. Nach der zweiten Fahrt sind wir fast doppelt so hoch, wie beim ersten Mal. Also starten wir wieder und sind nach ein paar Minuten und Pisten bei einem dritten Lift angekommen. Dieser Sechs-Personen-Lift fährt uns dann direkt bis nach ganz oben. Das Wetter ist total schön, es ist sonnig und in der Luft glitzern kleine Eiskristalle! Die Aussicht ist der Wahnsinn. Ich freue mich, dass wir doch den dritten Lift genommen haben, obwohl ich mir erst nicht so sicher war. Ich muss jetzt echt den kompletten Berg nach unten fahren. Aber wir nehmen wieder die grüne Piste, die gar nicht ganz so flach startet! Es kreuzen so viele verschiedene Pisten den Weg, dass man richtig aufpassen muss, wo man jetzt her fährt. Da Julian nicht immer nur den einfachsten Weg fahren will, fährt er zwischen durch ein kleines Stück blaue Piste, wenn sie unseren Weg kreuzt. Und so kommt es zum Versehen: Julian fährt die blaue Piste ein Stück zu weit und ich muss meine schöne einfache grüne Piste verlassen und auch ein kleines Stück die blaue Piste runter! Dann geht es weiter auf einer grünen Piste, die richtig viel Spaß macht. Diese "Bear Cub"-Piste gefällt mir so sehr, dass ich sie auf jeden Fall nochmal fahren will.
Als wir dann wieder unten angekommen sind, machen wir erstmal eine Pause und gehen ins Hotel zurück. Nach einer Stunde starten wir dann erneut und nehmen diesmal direkt die Gondel bis nach ganz oben! Ich will ja auf jeden Fall noch mal den Bear Cub fahren... so ist der Plan... Da Julian aber nicht die gleiche Anfangsstrecke fahren will, starten wir diesmal links herum. Im Endeffekt fahren wir so steile und huckelige Pisten runter, dass ich nach kurzer Zeit nicht mehr kann. Dann endet die Piste auch noch und wir fahren Offroad durch richtig tiefen Schnee, um wieder auf einer Piste zu kommen. Als wir endlich zu einem Lift kommen, entscheiden wir uns, den Lift wieder hoch zu nehmen, obwohl die Strecke bis ins Dorf jetzt nicht mehr so weit wäre. Zum Bear Cub wären wir von hier eh nicht mehr gekommen, da wir leider viel zu falsch gefahren sind. Oben angekommen entscheide ich mich die Gondel runter zu nehmen, weil meine Beine so brennen. Julian fährt diesmal die richtige Piste runter und kann den Bear Cub nochmal fahren. Ich motze mindestens zehn Minuten, weil ja eigentlich ich unbedingt die Piste nochmal fahren wollte und mal wieder bestätigt wurde, dass sehr oft Julians "Abkürzungen" nicht wirklich gute Alternativen sind. Trotzdem wir das zweite Mal gefühlt nicht so weit gekommen sind, waren wir fast zwei Stunden auf dem Berg. Ich bin mit der Gondel nur kurze Zeit vor Julian unten. Dafür ist jetzt auch Julian richtig geschafft, da er von ganz oben bis nach ganz unten ohne Pause gefahren ist und die schönen Rillen von heute morgen nicht mehr vorhanden sind.
Danach bringen wir die Ski-Ausrüstung wieder zurück und gehen ins Hotel. Die Nacht kann ich richtig gut schlafen.
Am nächsten Tag müssen wir aus dem Hotel aus checken. Wir bleiben noch im Dörfchen, weil wir die Papiere bei unserem Arbeitgeber unterschreiben müssen. Danach nehmen wir unsere Rucksäcke und machen uns mit dem Bus auf in ein Hostel, das ein bisschen außerhalb liegt. Das neue Hostel ist richtig schön. Alles ist sehr offen und groß und auch die Betten sind bequem. So langsam kommt das Thema Corona auch bei uns an. Im Wohnzimmer des Hostels wird informiert, welche Symptome auftreten können und dass man sich beim Hostelpersonal melden soll, wenn es einem nicht gut geht.
Am nächsten Tag besorgen wir uns schwarze Schuhe und Essen für die Arbeit. In der Nacht kann ich nicht schlafen und bin unruhig, wegen meinem ersten Arbeitstag.
Dann kommt mein erster Arbeitstag und es ist so anstrengend, dass ich abends richtig platt bin. Ich bin bei einer Inderin eingeteilt, die mir alles beibringen soll. Die meiste Zeit arbeiten wir aber noch mit einer weiteren Inderin und so reden beide viel in ihrer Sprache. Am Ende der Schicht bin ich so froh, dass ich Feierabend habe.
Der zweite Arbeitstag ist genauso anstrengend und Corona ist das Thema Nummer eins. Auf meinem Arbeitsplan steht, dass ich nur noch den nächsten Tag arbeite und dann vier Tage frei habe.
Und am Ende meines dritten Arbeitstages heißt es, dass das eine Hotel wahrscheinlich geschlossen wird, da mittlerweile auch der Berg und die Ski-Pisten geschlossen wurden.
Und so nutze ich heute meinen ersten freien Tag, um den Bericht zu schreiben.
Am Ende des vorherigen Beitrages habe ich wirklich nicht daran gedacht, dass meine Arbeit vielleicht schon wieder so schnell vorbei sein kann, da der Virus uns einen Strich durch die Rechnung macht. Aber da wir noch keine endgültigen Informationen haben, werden wir weiter abwarten.
Ich bin mittlerweile in ein Mitarbeiterhaus gezogen und Julian in ein anderes Mitarbeiterhaus. Aber nach und nach verlassen alle Mitarbeiter die Wohnungen, weil sie zurück nach Hause fahren oder fliegen. Und so werde auch ich ab morgen alleine auf meiner Etage in einem großen Haus wohnen. Das Haus ist wirklich sehr schön und daher ist es nicht so schlimm, dass ich ganz alleine sein werde. Aber es ist schon erschreckend, da wir normalerweise mindestens zu sechs wohnen würden. Nur ein Raum in der unteren Etage ist noch bewohnt.
Aktuell wissen wir noch nicht, wie unsere weiteren Pläne sind. Julian hat aktuell noch Arbeit. Also bleiben wir erstmal hier und planen dann weiter.
Ich hoffe, dass zu Hause in Deutschland alles okay ist und jeder gesund bleibt.
Ich wünsche euch allen viel Gesundheit.