Veröffentlicht: 15.05.2020
Seit dem 30. April sind wir wieder zurück in Vancouver. Nachdem aus der Bewerbung in Pemberton nichts mehr geworden ist, haben wir den Entschluss gefasst, zurück nach Vancouver zu fahren. Den Bus haben wir morgens online gebucht. Da im Moment keiner mehr nach Whistler fahren will, ist das Busticket einfach mal fast doppelt so teuer, wie vor ein paar Monaten, als wir die Hinfahrt gebucht haben.
Der Bus ist viel kleiner und wir müssen die Rucksäcke mit in den Bus nehmen und auf die Sitze packen. Der Busfahrer hat auf jeden Fall einen heißen Reifen und so sind wir pünktlich nach zwei Stunden in Vancouver.
Mit den Rucksäcken und einem Paket für die Post machen wir uns auf zum Postamt. Wir haben richtig Glück, da wir die letzten Kunden sind, bevor die Post Feierabend hat und schließt. Das Paket geht nach Deutschland und besteht aus unseren Skihosen, noch mehr Klamotten und schon einigen Erinnerungsstücken aus der Hawaii- und USA-Zeit. Beim Postamt wird uns erzählt, dass das Paket mindestens sechs Wochen nach Deutschland braucht, da es per Schiff verschickt wird. Aber es kommt tatsächlich schon nach neun Tagen an. 😀
Vancouver ist richtig ausgestorben. Die meisten Geschäfte sind geschlossen und die Schaufenster sind zum größten Teil mit Spanplatten zugenagelt. Aber viele Künstler nutzen die Gunst der "Gratis-Leinwände" und verschönern die Spanplatten mit richtigen Kunstwerken! Die meisten haben natürlich mit der aktuellen Situation zu tun.
Wir haben diesmal ein anderes Hostel gebucht, das uns wirklich gut gefällt. In der unteren Etage ist, wie in dem anderen Hostel, eine Bar. Sie ist jedoch im Moment wegen Corona geschlossen. Das besondere an dem Hostel ist, dass zur Zeit die Zimmer nur zur Hälfte belegt werden. Und weil wir ein 4-Bettzimmer gebucht haben, sind wir jetzt in einem Privatzimmer. 😁 So haben Julian und ich jeder ein eigenes Doppelbett. Auf unserer Fensterbank landen immer Tauben. Dadurch können wir die Fenster nur einen Spalt weit aufmachen. Besonders ideenreich sind die Türen der Zimmer gestaltet: jede Türe ist mit einer anderen Flagge bemalt. Wir wohnen im Philippinen-Zimmer.🇵🇭
In der Woche bewerben wir uns noch online bei Pristine Labour. Pristine ist eine Zeitarbeitsfirma, die Mitarbeiter an verschiedene Baustellen vermittelt. Aber wir machen uns nach den ganzen Bewerbungen keine große Hoffnung auf eine schnelle Antwort. Doch das Gegenteil ist der Fall! Wir bekommen direkt eine Info per Mail, dass wir Unterlagen ausfüllen, per Mail zurück schicken und am Montag ein Telefonat führen sollen.
Am Wochenende machen wir einen Spaziergang zum Strand mit dem imposanten Namen Sunset Beach. Es ist wirklich warm geworden, daher sind viele Menschen unterwegs.
Am Montag haben wir dann das Video-Telefonat mit einer sehr freundlichen Mitarbeiterin von Pristine und einem weiteren Bewerber. Uns wird erklärt, was unsere Aufgaben sind, welche Kleidung wir benötigen und wir schauen uns Sicherheitsvideos an. Da wir erst noch alle Sicherheitsklamotten (Stahlkappenschuhe, Sicherheitsweste und Helm) kaufen müssen, besprechen wir mit ihr, dass wir erst am Ende der Woche anfangen. Außerdem machen wir mittags noch einen letzten Test zum Thema Sicherheit. Schon ein paar Stunden nach dem Telefonat bekommt Julian einen Anruf. Es gibt einen Job ab morgen. Aber leider fehlen uns ja noch die Sachen. Kein Problem! Die bekommen wir direkt von Pristine gestellt. 😄 Also so schnell haben wir echt nicht mit Arbeit gerechnet. Und so kommt der erste Arbeitstag am nächsten Morgen: die Baustelle, auf der wir arbeiten, ist nur 30 Minuten zu Fuß vom Hostel entfernt. Sam, ein Mitarbeiter von Pristine, bringt uns die Klamotten zur Baustelle. Nach einer Sicherheitsunterweisung auf der Baustelle können wir loslegen. Der erste Tag ist unglaublich anstrengend! Meine Schuhe sind zu klein, sodass meine Zehen weh tun. Außerdem verliere ich beim Laufen meine Sohle. Überall, wo ich stehe, bröckelt ein kleines Stück von meinen Sohlen ab und bleibt liegen. Gott sei Dank bringt mir Sam am nächsten Morgen ein paar größere Schuhe vorbei. Ich bin so platt nach dem ersten Tag, dass ich nur noch nach Hause schlurfe und schlafen gehe. Aber ich muss auch richtig lachen, weil Julian erzählt, dass ich am Anfang meinen Helm schief aufgesetzt und richtig fehl am Platz ausgesehen habe. 😅👷🏼♀️
An der Ecke vor der Baustelle steht eine Steam-Clock. Es ist eine Uhr, die dampfbetrieben ist. Alle 15 Minuten spielt sie eine Melodie und zu jeder vollen Stunde pfeift sie die Uhrzeit an. Dabei kommt oben viel Dampf, wie bei einer Lokomotive heraus.
Als Freitag ist, bin ich richtig froh! Thank god it's friday! Am Wochenende unternehmen wir nicht viel. Ich muss meine Füße schonen und auch Julians Füße tun weh.
Jetzt ist die zweite Woche fast zu Ende. Die Arbeit ist jeden Tag ein kleines bisschen anders. Zwar müssen wir jeden Tag die acht Etagen und zwei Parkdecks aufräumen und fegen, aber trotzdem bekommen wir jeden Tag andere Zusatzaufgaben. Beispielsweise werden an einem Tag Fenster geliefert und so müssen wir eine Etage halbseitig freiräumen. Anfang der Woche wird der Kran abgebaut, der in dem Gebäude stand - besser gesagt, das Gebäude wurde um den Kran errichtet, weil es zu wenig Platz außen gibt. Und heute werden die Löcher auf den Etagen "zugebaut". Die nächsten Tage wird dann ein Aufzug eingebaut, damit die Materialien auf die entsprechenden Etagen gebracht werden können. Da der feine Baustaub echt gefährlich ist, arbeiten wir oft mit Maske. So langsam erkennen uns die anderen Bauarbeiter und quatschen mit uns. Aber das Fegen und Aufräumen wird auf Dauer echt langweilig und ich finde es echt anstrengend, wenn wir Materialien die Etagen hoch und runter schleppen müssen. Naja, am Ende können wir dann sagen, wir haben Microsoft mit aufgebaut! 😂😎💪🏻
Wir wollen auf jeden Fall noch ein paar Wochen weiter arbeiten, bis wir vielleicht doch noch einen Farmjob finden.
Update: Am Freitag ist unser letzter Arbeitstag auf der Baustelle gewesen. Wir haben aber schon neue Baustellen zugeteilt bekommen. Leider sind Julian und ich dann getrennt. Unser letzter Arbeitstag ist richtig entspannt. Nach der Mittagspause darf ich auf dem Gehweh Fußgänger stoppen, wenn der Kranwagen, der auf der Straße steht, Materialien transportiert. Leider braucht der Kranfahrer drei Stunden, bis der Wagen seine richtige Position hat und so sitzen Sarah und ich die drei Stunden in der Sonne, quatschen und warten, dass wir arbeiten können. Am Ende sperre ich nur einmal die Straße, weil ich dann Feierabend habe! 😎☀
Unsere weitere Planung ist es Geld für einen Roadtrip zu sparen. Wenn die Parks wieder eröffnet sind, wollen wir Anfang August oder Anfang September ein Auto mieten und starten. Bestimmt wundert ihr euch, dass ich Auto und nicht Wohnmobil schreibe. Ein Wohnmobil oder ein Campervan sind leider viel zu teuer! Ein großes Auto ist wesentlich günstiger und da wir nur zu zweit reisen, wird ein Auto ausreichen.
Eine Alternative wäre es, einen umgebauten Bus oder Van zu kaufen. Aber der ganze Aufwand mit Suchen und Versichern schreckt uns ein bisschen ab. Die Idee ist jedoch noch nicht ganz vom Tisch und wir gucken uns zwischendurch ein paar Inserate an.
Ich habe schon eine grobe Route geplant. Aber wir müssen noch einen Feinschliff vornehmen. Da wir in British Columbia - also im Westen starten, wollen wir erst in den Norden Richtung Alaska und dann nach Osten fahren. Ob wir bis nach Montreal fahren, steht noch nicht fest. Dafür haben wir wahrscheinlich nicht genug Zeit. Aber ich habe mir schon viele sehenswerte Städte und Nationalparks heraus gesucht.
Ich freue mich schon richtig auf unseren Roadtrip, auch wenn es noch mindestens 2 1/2 Monate dauern wird bis wir starten! 🏕🚗
Und dann hoffe ich endlich auf eine Bären- oder Elchsichtung! 🐻🦌