Geschichten vom roten Rucksack 2.0: Die Krabbencrew
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Die Rabengeschichte 🦅

Veröffentlicht: 24.06.2020

Trotzdem wir in den letzten Wochen keine großen Ausflüge gemacht haben, gibt es trotzdem ein paar Ereignisse, die ich euch erzählen möchte!

Fangen wir erstmal mit dem spektakulären Rabenangriff an! 

Als ich an einem regnerischen Freitag zur Arbeit gehe, verhüllen dunkle Wolken den morgendlichen Himmel. Ich ziehe meine Kapuze tief ins Gesicht und gehe schnellen Schrittes durch die Straße. In der Ferne höre ich Rabengeschrei, das ich nur am Rande wahrnehme. Als mir plötzlich ein Mann entgegen kommt, wundere ich mich noch, dass zwei Raben sich laut kreischend streiten und ziemlich tief fliegen. Ein paar Schritte weiter rufen sie immer noch und plötzlich fliegen sie sehr tief, kommen immer näher und streifen meine Kapuze! 

Da sehe ich auf dem Bürgersteig einen kleinen Raben, der zwar mit seinen Flügeln schlägt, aber noch nicht fliegen kann. Die beiden Raben sind scheinbar die besorgten Eltern, die ihren Nachwuchs beschützen! In dem Augenblick, in dem ich den Kleinen sehe, mache ich kehrt und drehe mich direkt um. Ich möchte die Eltern nicht verärgern. Daher gehe ich ein paar Meter zurück und laufe über die unbefahrene Straße,  um auf der anderen Seite meinen Weg fortzusetzen. Doch dieses Friedensangebot reicht den Eltern nicht: Unter lautem Gekrächze attackieren sie mich weiter und fliegen immer meinen Kopf an! Ich versuche sie mit Armgewedel zu verscheuchen. Aber sie verfolgen mich noch einige Minuten bis sie mich in Ruhe lassen. In der ganzen Straße ist das Geschrei von anderen Raben zu hören und so erschaudere ich bei dem Gedanken, in einem Hitchcock Film gefangen zu  sein. Durch meinen Kopf schwirren die Gedanken: Wird dieser Angriff ein böses Ohmen für den Tag werden?

Es war kein böses Ohmen für den Tag und die Eltern sind einfach sehr fürsorglich mit ihrem Nachwuchs. Mir ist auch nichts passiert: Mein Kopf ist noch dran und meine Kapuze ist auch nicht beschädigt. Aber leider ist es jetzt so, dass ich jedes Mal, wenn ein Rabe über mir krächzt, meinen Schritt beschleunige und meine Schultern hochziehe. 😒


Um dieses dramatische Erlebnis zu verarbeiten, erzähle ich es jeden, der es hören will und nicht. 😂 Ein Kollege meint, dass sich Raben an Personen erinnern können und ich habe tatsächlich das Gefühl, wenn ich erneut durch die Straße laufe, dann krächzten sie jedes Mal und mir läuft ein Schauer über den Rücken.


Jetzt zur Arbeit: 

Nachdem ich die ersten Tage die Müllberge aufräumen muss, darf ich die Tage darauf viel "Protection" machen. Während ich das hier schreibe, fühle ich mich ein bisschen wie "Lisa aus Australien"... "Protection": Ich weiß gar nicht, wie man das auf deutsch nennen würde. 😂 Auf jeden Fall macht mir diese Arbeit richtig viel Spaß: Ich klebe blaue Folie auf die Kochfelder, Backöfen und Weinschränke. Außerdem lege ich flauschige Folie auf den Holzboden aus und lege dünne Holzplatten drüber. Ich klebe Pappe auf die Küchenzeilen und die Fliesen im Bad. Außerdem benutzt man verschiedene Klebeband-Arten für verschiedene Untergründe, je nach dem, wie empfindlich der Untergrund ist. Ich werde noch zu einer richtigen Bauarbeiterin und professionellen Protectorin.

Die Protectorin

Küche, bevor ich sie "protecte"
blaue Folie

Holzboden-Schutz


Mit meinen Kollegen übe ich fleißig englisch zu sprechen. Das bringt mir auf jeden Fall sehr viel. Und dadurch, dass es mir immer weniger ausmacht, wenn ich mal die Wörter nicht weiß, traue ich mich auch längere Gespräche zu führen. Ich habe mittlerweile eine handvoll Kollegen, mit denen ich während der Arbeit spreche. Sie fragen mich viel und so kann ich viel antworten. Wenn ich mal was nicht weiß, dann umschreibe ich es und sie sagen dann oft den Begriff, der mir gefehlt hat. Außerdem gefällt es mir, wenn ich ihnen persönliche Fragen stellen kann und so einiges von ihnen erfahre. Ein Kollege hört Musik bei der Arbeit und als ich einen halben Tag mit ihm zusammen in einem Apartment arbeite, die Musik im Hintergrund läuft und wir uns so unterhalten, fühle ich mich wie im Englisch-Unterricht bei einer Listening Comprehension!  😂 Wenn wir uns nicht unterhalten, dann singt er die Songs mit und ich fange an, die Songtexte besser zu verstehen. Mit einem anderen Kollegen philosophiere ich über Fußball. Einige von euch wissen ja, wie gut ich Fußballspiele kommentieren kann. Er ist Bayer Leverkusen Fan. Ein mexikanischer Kollege bringt mich zum Lachen, als er erzählt, dass seine Mama - während er kurz weg ist - ihm in einem schicken Restaurant das bestellte Hähnchen zerlegt, weil er immer ihr kleiner Junge bleiben wird. 


Wenn ich die Samstage arbeite, habe ich immer ein bisschen meine Ruhe und kann meine Aufgaben erledigen ohne das so viele Menschen herum laufen. Leider musste ich letzten Samstag eine nicht so tolle Erfahrung mit zwei Typen machen. Erst ist es nicht so schlimm: Im Aufzug frage ich Joal, der den Aufzug bedient, nach einem Walki Talki, weil nicht alle Etagen mit einem ausgestattet sind. Darauf meint der eine Typ, dass ich seine Nummer haben kann und ihn anrufen kann... Ich sage "Nein" und gehe. Kurz darauf muss ich auf der gleichen Etage, wie die beiden arbeiten. Da sie den Teppich kleben, darf ich eigentlich nicht mehr über den Flur laufen. Als ich frage, ob ich zwei Schritte über den Kleber ins Treppenhaus laufen darf, will der eine mir helfen. Aber ich lehne ab. 

Später treffe ich die beiden auf der Park-Etage. Der eine will unbedingt meine Handynummer haben. Und auch, dass ich einen Freund habe, glauben sie mir nicht. Stattdessen bleibt der eine im Türrahmen stehen, sodass ich nicht durch kann. Sie fragen mich, ob ich nicht freundlich bin, keine neuen Freunde kennen lernen möchte und ob ich was gegen Türken habe. Das ist mir so unangenehm und ich bin heil froh als sie endlich abhauen. 

Aber ich habe auch wirklich nette Kollegen: Einer arbeitet für einen Deutschen und erzählt mir, dass sein Chef neue Mitarbeiter sucht und sich immer freut, deutsch sprechen zu können. Das Angebot gefällt mir schon, aber ich denke, dass ich dort nicht nur für ein paar Wochen arbeiten kann. Außerdem wären die Baustellen weiter weg und ich könnte nicht mehr zu Fuß zur Arbeit laufen. 

Seit letzter Woche ist Glenn wieder da! Darüber freue ich mich richtig. Nachdem er einen Tag mit dem Neuen (, der nicht weiß, wie herum man das Cuttermesser hält) arbeitet, ist der erstmal krank und Glenn fordert sich einen neuen Mitarbeiter über Pristine an. Ich arbeite auch manchmal mit dem Cuttermesser-Spezialisten. Das ist immer witzig, aber er hat schon eine Arbeitseinstellung wie Balu der Bär vom Dschungelbuch. "Probier´s mal mit Gemütlichkeit..." 😂

Einen Tag kommt Manny, der Chef von Pristine vorbei, um zu hören, wie es läuft. Dabei reden wir auch über Julian: Er möchte Julian einen Job für erfahrene Arbeiter suchen. Dann würde Julian mehr Geld pro Stunde bekommen. Ich lege auch nochmal ein gutes Wort ein und erzähle, wie gerne Julian als Dachdecker gearbeitet hat. 😉


Letzte Woche Donnerstag hört meine deutsche Kollegin auf, weil sie einen Roadtrip startet. Wir sind alle traurig, dass sie geht. Aber wollen in Kontakt bleiben. Joel, unser Aufzugführer, ist auch traurig und fragt mich, ob nicht ich gehen könnte, anstatt sie. 😂 Ja danke! Sehr freundlich! 😅 Aber heute morgen habe ich eine Corona-Faust von ihm bekommen. Außerdem gibt er mir den Tipp, ich soll doch allen nervigen Leuten eine falsche Telefonnummer - und zwar von der Auskunft - geben. 


Julian hat auf der Arbeit ein Stinktier gesehen und mir ein Foto geschickt. Er hat im ersten Moment angenommen, dass es ein Waschbär ist. Aber es ist ein süßes kleines Stinktier. 

süßes Stinktier


Jetzt kommen wir mal zu einem weiteren wichtigen Thema: 

Essen & Trinken

Einen Abend gehen Julian und ich nach der Arbeit in einer Bar essen. Wir bestellen Poutine - das typisch kanadische Nationalgericht! Das ist wirklich lecker. Ihr müsst das mal ausprobieren! 🤤

Relish the pub
Relish the pub


Julian gönnt sich relativ regelmäßige Käffchen in den Pausen. Klar, dass ich da mal einen dringenden Appell  an ihn richten muss, damit er sparsamer mit seinem Geld um geht. Das ich das hier so in meinem Blog erwähne, habe ich ihm natürlich vorher erzählt! Es ist auch völlig in Ordnung für ihn... Ich muss euch jetzt nur im Gegenzug davon berichten, dass ich mir auch einmal einen Kaffee in der Mittagspause gekauft habe...



Unser Mitbewohner ist leider nicht mehr so ordentlich. Ich muss oft die Sachen auf der Spüle nochmal spülen, weil da noch Essen dran ist. 🤢 Die letzten Tage hatten wir ein kleines bis mittleres Fruchtfliegen-Problem, weil im Regal noch ein paar Zwiebeln lagen, die der Nanny gehört haben. Unser Mitbewohner fragt, ob wir das Fliegenproblem auch in unserem Zimmer haben. Ich verneine, weil wir nie gebrauchtes Geschirr im Zimmer lassen. Aber er erzählt, dass er ganz viele Fliegen im Zimmer hat... baaahh... Mittlerweile ist das Problem aber gelöst und wir sind wieder Fliegen-frei. 🐜🚫


Jetzt zu einem wichtigen Anliegen von mir: Wenn ihr Themen oder Fragen habt, die euch brennend interessieren, dann schreibt mit das bitte in den Kommentaren oder schickt mir eine Nachricht. Ich möchte beim nächsten Beitrag dann darauf einzugehen! Ich freue mich von euch zu hören! 😃


Und bis ganz bald!! 


: ... und ich habe beim Zahlvorgang mit meiner Bankkarte nicht "Girokonto", sondern "Sparbuch" ausgewählt. Daher musste ich 5 $ Gebühr zahlen, sodass der eine Kaffee über 9 $ gekostet hat... Tja... Doof gelaufen! 😅💸 Aber der Kaffee war lecker! 

Straßenkunst


Antworten (1)

Fla
Was ist Poutine für ein Gericht ?

Kanada
Reiseberichte Kanada
#rabenangriff#arbeit#protectorin#kaffee#essen#pub