Veröffentlicht: 30.12.2018
Die letzten Wochen haben viel Stress und Flexibilitaet gefordert und gleichzeitig viele schoene Erinnerungen geschafft.
Auf der Arbeit wird es von Tag zu Tag komplizierter. Wir fuehlen uns oft Misverstanden und viel Unmut wird heruntergeschluckt. Wenn wir Nachmittags dann nach "Hause" kommen, ist es schwierig zur Ruhe zu kommen, viele Backpacker arbeiten noch nicht, weswegen es abends auch laenger laut ist. Leider haben die meisten immernoch keine Ahnung was das Wort "Putzen", "Abwasch" oder "Muelltrennung bedeuten soll...
Uns wird klar das wir bald den Platz wechseln moechten, es ist nicht gut wenn die Arbeit und das Zuhause sich nicht mehr richtig anfuehlt. Also geht die Suche los. Wir suchen nach Hausern, Backpackern und Campingplaetzen. Alles eher ernuechternt. Wie schon erwartet werden eher ungern Haeuser an Rucksackreisende vermietet, die meisten Campingplaetze sind auf ein paar Tage Aufenhalt reduziert und die wenigen umliegenden Backpackers versprechen nicht gerade eine bessere Leistung. Wir haben uns einen angeschaut in welchem es nicht mal eine Dusche gab und keine wirkliche Kueche.
Es scheint keine alternativen zu geben.
Wegen eines Angebots, das wir in unserem Backpacker gefunden haben, kommen wir mit Val (die Besitzerin vom Hostel) ins Gespraech. Sie erzaehlt uns von ihrem Grundstueck welches sich ca. 15 Fahrminuten von Huonville befindet. Sie hat einen grossen Garten in welchem sie einige wenige Backpacker aufnimmt. Also schlaegt sie uns vor, uns dass alles einmal anzuschauen, und dann zu entscheiden ob wir gerne kommen moechten. In den naechsten Tagen fahren wir also wie verabredet zu ihrem Grundstueck. Sie hat ein wunderschoenes Haus welches irgendwie etwas zusammen geschustert aussieht, da sie viele verschiedene Stile mischt. Vor dem Haus ist eine grosse Gruenflaeche, dort steht ein Tipi, es gibt eine Feuerstelle, eine kleine Kueche, eine Dusche und eine Sofa Garnitur zum relaxen. Direkt am Haus befindet sich eine Art botanischer Garten. Manche Blumen sind bis zu vier Meter hoch und verbreiten wunderbaren Duft. Hinterm Haus, im Garten, gibt es eine freistehende Badewanne und links vom Gebaeude beginnt der Wald. Wir wussten beide sofort, dass das ein guter Ort fuer uns ist.
Beim gehen hat Val uns dann erklaert, dass wir leider nicht sofort kommen koennen, da schon so viele Leute da sind und die Kochmoeglichkeiten leider sehr beschraenkt sind.
Eine Woche spaeter kommt sie dann wieder auf uns zu. Marvin (ein Deutscher) verlaesst das Tipi und wenn wir moechten koennen wir gerne naechste Woche einziehen. Super Gluecklich sagen wir zu.
Die Woche vergeht wie im Flug (haha) und die darauffolgende verspicht viel gutes.
Die Vor-Weihnachtszeit ist immer etwas seltsam wenn man nicht Zuhause ist, erst recht wenn es 20 grad C hat und man 16,000 km weit von seiner Familie entfernt ist.
Fuer mich war es eine intensivere Zeit die durch viele Nachrichten und Anrufe aus Deutschland gepraegt wurde.
Fuer meinen Geburtstag sind Flou und ich nach Hobart gefahren. Flou hat einen Tag in den Thermen fuer uns gebucht, abends sind wir Essen gegangen und ueber die Nacht gab es ein Hotelzimmer mit privatem Bad!
-Wie schnell einem doch wieder Bewusst wird was fuer ein Luxus ein einfaches Bad darstellen kann.
Es hat gut getan aus dem Backpacker raus zu kommen und gleichzeitig auch gut getan wieder zurueck zu kommen. Es war zwar schon der 23.12 aber trotzdem haben viele an mich Gedacht, mir wurde ein Staendchen gesungen und ich habe sogar einen Kuchen bekommen.
Alles in allem ein sehr schoenes Wochenende. Merci mon amour.
Um Weihnachten zu ueberstehen haben die meisten Reisende ihre eigenen Wege gefunden. Meistens gibt es einen sehr organisierten Backpacker, der Streber unter den Reisenden, welcher etwas grosses organisieren moechte. Und meistens sind alle Beteiligten sehr gluecklich darueber das einer das alles uebernimmt. Bei uns im Hostel hatte Papy (ein veganer, sehr positiver und sportlicher Franzose) die Idee, dass jeder ein traditionelles Weihnachtsessen aus seinem Land kocht und wir es alle gemeinsam geniessen.
Wir haben uns dazu entschieden ein Mousse au chocolat zu machen. Nach der Arbeit, am 24.12 sind wir aleo schnell einkaufen gefahren und dort an der Kasse habe ich Val getroffen. Zum zweiten Mal sagt sie das wir nicht kommen koennen. Es tut ihr unglaublich Leid, aber es scheint gerade nicht so einfach bei ihr im Garten zu sein. Alle sind eher angespannt und moechten nicht das noch mehr Leute kommen. Im ersten Moment konnte ich gar nicht reagieren. Wir waren beide sehr enttaeuscht und teilweise auch wuetend. Val erzaehlt uns die Lage anders als die anderen Backpacker und wir wissen nicht so wirklich wem wir Glauben schenken sollen.
Heiligabend ist trotzdem schoen. Ich habe sehr gut und sehr viel gegessen. Es ist unglaublich was manche Leute so aufgetischt haben. Manche Japaner standen sicher den ganzen Tag in der Kueche. Jeder hat versucht sein bestes zu geben und das Resultat kann sich blicken lassen.
Die Weihnachtstage verbringen wir gemeinsam am Wasserloch das in der Naehe von Huonville ist. Wir sind wieder auf der Suche nach neuen Moeglichkeiten und schauen uns einen Campingplatz, der etwas weiter weg ist an. Es gefaellt uns sehr gut dort, es ist ueber die Haelfte guenstiger und die Fahrzeit ist auch in Ordnung. Also geben wir Val bescheid das wir den Backpacker verlassen werde. Sie entschuldigt sich nocheinmal fuer ihr hin und her und erzaehlt uns das sie letzte Nacht an uns Gedacht hat und das sie unsere Lage um den Schlaf gebracht hat. Aber eine Loesung hat sie wieder friedlich einschlummern lassen. Sie moechte uns gerne aufnehmen und wir duerfen ihre Kueche und ihr Bad mitbenutzen, somit sollte es fuer alle Beteiligten gut sein. Wenn ich fertig bin mit schreiben, werden wir zu ihr fahren und bis unser Zelt in ihrem Garten steht werde ich nicht daran glauben das wir wirklich dort bleiben koennen.
Gestern haben wir einen Trek gemacht. Wir sind in ein Natural Reserve gefahren. In Tasmanien zahlt man einen Pass der einem erlaubt in eben diese Reserve zu fahren. Es gibt die Moegichkeit sie ueber ein Jahr zu kaufen, fuer zwei Monate oder 24 Stunden. Da wir im naechsten Monat eher weniger Zeit zum Wandern haben, haben wir eine Karte fuer 24 Stunden gekauft. Wir haben uns dazu entschieden erstmal einen einfachen Trek zu machen. In den 40 Minuten Fahrzeit haben wir ca zehn grad C verloren. Am Startpunkt befanden wir uns ca auf 1000 metern und mit dem Wind war es eisig Kalt. Ich musste mich erst einmal umziehen bevor es auf die gut befestigten Wege ging. Mit Liebe gebaute Stege fuehrten uns ueber eine sumpfige Landschaft. Groessere und kleinere Seen waren immer wieder am Wegrand. Das Blumenreich am Boden hatte eine voellig andere Struktur als wir es in Europa gewoehnt sind. Es ist streng verboten die Wege zu verlassen, ein einziger Fussabdruck kann bis zu 30 Jahren brauchen um wieder vollstaendig rekonstruiert zu werden.
Der Wind peischt uns um die Ohren und jagt ueber die Flache Landschaft vor den Bergen. Dann geht es in den Bush. Teilweise auf allen Vieren erklimmen wir die erste Huerde. Wir hoeren viele Voegel und andere Tiere, aber sehen koennen wir kaum welche. Auf der flachen Ebene hat sich die Natur von nur 100 metern Hoehenunterschied transformiert. Es ist zu trocken fuer jegliche Vegetation, der blanke Steinboden breitet sich vor uns aus. Umso naeher wir dem Gipfel kommen und so mehr Steine werden es. Der Wind peischt uns wieder um die Ohren und es ist teilweise gar nicht so einfach zu laufen. Unser Weg wird durch Steinpyramieden gekennzeichnet die sich das letzte Stueck nach oben ziehen. Dann stehen wir auf 1300 metern ueber dem Meer, auf dem hoechsten Gipfel um uns herum, Hartz Mountain Peak! Um uns herum sehen wir nicht ein einziges Haus! Kein Mensch! Wald so weit und breit das Auge blickt. Ich habe diese kleine Wanderung in vollen Zuegen genossen. Es ist ein unbeschreibliches Gefuehl da oben zu stehen und all das sehen zu duerfen.
Die letzte Zeit war eine reine Achterbahn aber ich schaue mit zuversicht ins neue Jahr, ich bin neugirig und weiss wieder einmal mehr was ich in meinem Leben haben moechte und was nicht.