Ganz unerwartet bekommen wir einen Anruf von Debbie, sie moechte uns gerne kennen lernen und bietet uns einen Job in einem Roadhouse an. Das Roadhouse (Raststaette) befindet sich in Nindigully, einem mini kleinem Dorf welches offieziel sieben Einwohner hat. Nindigully ist gute 800km Landeinwaerts von Brisbane und nah an der Grenze zu New South Wales. Aufgeregt machen wir uns auf den Weg. Schliesslich wollten wir schon lange mal in einem Roadhouse arbeiten. Nach nur wenigen Kilometern veraendert sich die Landschaft drastisch. Die schoenen gruene Waeldern verwandeln sich in braune trockene Buesche und die rote Erde ist ueberall zu sehen. Nach einer langen Autofahrt kommen wir in Nindigully an. Debbie, die Inhaberin, ist eine duenne Frau welcher man den Kampf gegen den Krebs schnell ansieht. Sie zeigt uns unser Zimmer und der Manager, Gilly, ein kraeftiger Australier, fuehrt uns ums Haus herum und zeigt uns die Bar. Es gibt eine Bar welche die australische Pub Stimmung wiederspiegelt, einen Biergarten mit Feuerstelle und einer kleinen Buehne, eine kleine Kueche in welcher die riesigen Burger und Steaksandwiches zubereitet werden und fuenf Zimmer in welchen die Gaeste uebernachten koennen. Der Nindigully Pub ist nicht nur fuer seine 5.5kg Roadtrain Burger beruehmt, vor ein paar Jahren wurde hier auch eine australische Schnulze mit Hugh Jackmann verfilmt (Paperback Hero/ Trucker mit Herz). Viele Australier kommen extra deswegen ins Outback. Flo arbeitet in der Kueche und hilft die ueberwiegend fleischigen Gerichte zuzubereiten. Er macht seine Arbeit sehr gut und schafft sich schnell einen angesehnen Platz in der Kueche. Ich arbeite an der Bar. Morgens muessen die Zimmer gemacht werden, Betten neu bezogen, die Waesche wird auch von uns gewaschen und zum trocknen hinaus gehaengt. Die Bar oeffnet um zehn Uhr und meistens kommen dann auch schon die ersten Gaeste hinein maschiert und haben einen Kaffe oder gleich ein Bier. Um Alkohol ausschenken zu duerfen mussten wir uebrigens einen Online Kurs absolvieren. Fast fuenf Stunden haben wir fragen ueber Alkohol beantwortet und Regeln gelernt welche hier nicht wirklich beruecksichtigt werden. Mittags und Abends nehmen wir die Bestellungen fuer das Essen in der Bar auf. Die Gaeste bekommen dann einen Buzzer von uns welcher zu viebrieren und blinken beginnt sobald das Essen fertig ist. Dann duerfen sich die Gaeste das Essen selber in der Kueche abholen. Meine Aufgabe ist es dann spaeter die Tische wieder abzuraeumen und zu desinfizieren. Ich muss mir jedes Mal Plastikhandschuhe anziehen bevor ich hinaus gehe und Teller, Glaeser oder Flaschen einsammle. Des weiteren ist es meine Aufgabe nach den Toiletten zu schauen und natuerlich den Gaesten weiter zu helfen wenn sie Fragen haben. Ich mag die Arbeit und es macht Spass mehrere Dinge managen zu muessen. Ich habe schnell viel Verantwortung und oeffne bald den Pub alleine. Wir stecken beide viel Energie in die Arbeit und merken erst einmal gar nicht das uns ein paar Dinge stoeren. Die meisten anderen Mitarbeiter sind zwar super lieb, aber das auch nur auf den ersten Blick. Staendig wird ueber andere gesprochen und die Atmosphaere unter den Arbeitern koennte besser sein. Alle wirken sehr muede und ausgelaugt, immer wieder beschweren sich unsere Kollegen arbeiten zu muessen oder sonderwuensche von Gaesten entgegen zu nehmen. Zu oft denken wir das die Freude an der Arbeit fehlt. Gastwirtschaft wird in
Deutschland und
Frankreich grossgeschrieben und ist sehr wichtig, auch in kleineren Cafes oder Restaurants. Wir haben zwar schon oefters als Kunden selbst bemerkt, das dass hier unten etwas anders laeuft, aber haben uns nie gross daran gestoert. Als Arbeiter wiederrum finde ich es erschreckend wie unwichtig das Wohlergehen der Kunden ist. Desweiteren stellen wir auch fest wie zufrieden die Gaeste durch kleine Gesten sind und wie wenig sie von Gastronimie und Service erwarten. Mit der Zeit wird es immer unangenhmer zu arbeiten und wir moechten eigentlich auch nicht wirklich das verteten wofuer der Nindigully Pub steht. Es wird immer viel getrunken und viel Fleisch gegessen. Wir haben leider keine Kueche in unserer kostenlosen unterkunft, weswegen wir meisten einmal die Woche sehr viel kochen und das dann unter der Woche abends immer schnell in der Mikrowelle auffwaermen, manchmal mit Pommes welche vom Abendessen uebergeblieben sind. Wir haben immer zwei Tage frei pro Woche in welcher wir mit unserem Van hinaus ins Outback fahren. Zu einem kleinen, leisen Freecamp. Dort machen wir dann ein Feuer und geniessen die Sterne und die Ruhe.Nach vier Wochen stellen wir fest, dass uns diese zwei Tage nicht mehr reichen und wir einfach nicht mehr hier sein moechten.Also machen wir was wir immer machen: wir packen unsere Sachen und ziehen weiter.