Tag 7 - Einsichten

Heute hat Luis (der Lehrer der Klassen “Kittens“, “Goldfish“ und “Cats“ u. a.) die Klassen wieder in kleine Gruppen eingeteilt. Maggie und ich arbeiten dann jeweils mit 2 - 3 Kindern mit Hilfe des Spanischbuches. Das bringt mich ordentlich ins Schwitzen. Z. B., wenn mir eine Vokabel fehlt und ich nicht weiß, wie ich die Aufgabenstellung erklären soll. Es überfordert mich auch, wenn einzelne Schüler deutlich hinter dem Niveau der anderen zurück sind. Man müsste fast noch mal ganz von vorne anfangen. Geht aber nicht, da zupfen nämlich schon die beiden anderen an meinem Ärmel. Ich fürchte, ich kann keinem richtig gerecht werden. Das lässt mich jedes Mal ganz unzufrieden zurück. Habe ich überhaupt irgend etwas erreicht? Hat er oder sie wenigstens ein ganz kleines bisschen mitgenommen aus dieser Stunde? Und wie empfinden die Kinder das? Ich frage besser nicht...

Heute Morgen hatte ich selbst eine Doppelstunde Spanischunterricht. Elisa, MEINE geduldige Lehrerin, und ich sprachen über Bildung im Allgemeinen und in Nicaragua im Speziellen. Lehrer für die Primarstufe (Klasse 1 - 6) haben selbst nur 9 Jahre die Schule und 2 Jahre die Universität besucht. In den Klassen sind 30 - 40 Kinder, kann auch schon mal mehr sein.Für ihre Mühen werden sie mit ca. 200 Dollar im Monat belohnt. Die Lehrer, nicht die Kinder. Eine vierköpfige Familie braucht zur Deckung des allernotwendigsten Bedarfes 400 Dollar. Dementsprechend ist auch die Lage an der Motivationsfront. Normale Ärzte verdienen ähnlich wenig. Da muss dann noch ein zweiter Job her. Mittlerweile hat man hier Probleme, die jungen Leute für einen solchen Beruf zu begeistern.

Während ich dies schreibe, dringen von unten Fernsehgeräusche herauf. Eine Telenovela, mal wieder. Mexikanisch wahrscheinlich, mit dramatischen Nahaufnahmen der Protagonisten, die maskenhaft auf schön geschminkt sind. Ich verstehe kaum ein Wort, begreife aber, dass es hier mindestens um Leben und Tod gehen muss. Die Schauspieler spielen so gekünstelt, es ist geradezu faszinierend. Die Nicas lieben es!

Die Fotos zeigen die “Kittens“ im Klassenzimmer. Dann ein paar Aufnahmen von einem Spiel, das heute draußen zur Auflockerung gespielt wurde. Und Sonnenuntergang von  meinem Balkon aus betrachtet.

Temperatur gut 30 Grad, leichter Wind, keine Bewölkung.