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Finn vs. Indien

Veröffentlicht: 08.04.2018

Mit Worten ist ein Land wie Indien schwer zu beschreiben. Wenn ich heute mit ein paar Tagen Abstand an die 5 Wochen in diesem Land, in dem wohl jeder einzelne Bundesstaat so unterschiedlich ist wie bei uns in Europa die einzelnen Länder, zurückdenke, sind es aber vor allem zwei Wörter die mir in den Sinn kommen: laut und dreckig. An sich keine guten Eigenschaften, aber ich glaube, dass gerade weil Indien so laut und schrill ist, es für Fremde so aufregend ist. Und gerade weil Indien so dreckig ist, sticht die Reinheit und Gutmütigkeit, die viele Menschen dort in sich tragen, so hervor. Und das ist für mich die Essenz von Indien. Die Schönheit dieses Landes sind die Menschen. Auch wenn ich viele Dinge nicht verstehen kann. Zum Beispiel wie man das Land,

was einem heilig ist, so dermaßen verschmutzen kann, dass es vermutlich schon jetzt kein Zurück mehr gibt. Am besten zu erkennen am Ganges, der von den Indern liebevoll Mutter Ganges genannt wird. In Rishikesh, wo der Fluss entspringt, noch rein und klar und ein paar hundert Kilometer in Varanasi das wohl giftigste Gewässer der Welt. Dieser Widerspruch ist für mich unverständlich.

Und wieso verdammt muss man hupen, wenn die Straße leer ist?! Die ganzen 5 Wochen habe ich nicht einmal das Gefühl von Ruhe empfunden und meine Ohren haben gefühlt eine Resistenz aufgebaut, sodass ich alles gedämpft wahrgenommen habe. Auch wenn es hier so unendlich viele Ashrams gibt, in denen auch viele Weiße innere Ruhe suchen, könnte ich mir im Leben nicht vorstellen längere Zeit in Indien zu verbringen. Selbst in vielen Tempeln, hatte ich das Gefühl in einer Art kunterbuntem Freizeitpark für Gläubige zu sein und habe Ruhe und Spiritualität vergebens gesucht. Nur in den ersten Tagen zum Holifest haben mich die religiösen Zeremonien mitreißen können.

Sicherlich hatte die Anspannung, die ich die ganze Zeit gespürt habe, aber auch viel mit den Vorurteilen und Horrorgeschichten über Massenvergewaltigungen zu tun, die mir vor der Reise durch den Kopf gingen. Zwar haben wir Reisende getroffen, die an Holi negative Erfahrungen mit wild gewordenen zugedröhten Inderhorden gemacht haben, aber für mich persönlich haben sich die meisten Vorurteile verflüchtigt. Die 6 Schlösser, mit denen wir unser Gepäck immer und überall gesichert haben, sind in Indien zum Beispiel total unnötig gewesen. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mein Hab und Gut geklaut werden könnte. Im Gegenteil: in Sawai Madhopur hat sich ein Teil (mit nicht geringem Wert) von meiner Kamera gelöst und ein Mann ist und hinterhergelaufen, um es mir zurückzugeben.

Die Menschen waren generell sehr interessiert an uns (auch wenn es bei jedem original die gleichen Fragen waren: Where are you from? Oh germany? I know someone in Frankfurt! First time India? Do you like it?) und ich hatte immer das Gefühl ein gern gesehener Gast zu sein. Nach jeder Zugfahrt hatte man das Gefühl Freunde gefunden zu haben und in drei verschiedene Städten eine Übernachtungsmöglichkeit zu haben.

Jeder wollte ein selfie mit uns machen, was aber vor allem wenn ungefragt, irgendwann sehr anstrengend wurde. Dies führte auch einmal dazu, dass ich ziemlich aus der Haut fuhr und mit einem Inder aneinander geriet.

Aber das habe ich vor allem an den Tuktukfahrern gelernt, ist in Indien ganz normal. Wenn einem was nicht passt, sagt man es einfach und zahlt den Preis den man für angemessen hält. Beschweren tut sich darüber meistens keiner.

Zusammengefasst: Ich bin froh Indien und vor allem viele Leute dort kennengelernt zu haben. Genauso froh bin ich jetzt nicht mehr in Indien zu sein und ich kann mir auch nicht vorstellen in den nächsten Jahren das Bedürfnis zu empfinden wieder nach Indien zu fahren. Die Aussage: Indien hasst man oder man liebt es, kann ich nicht bestätigen. Ich hasse es nicht, weder liebe ich es. Ich glaube Indien ist Indien und eins der einzigartigsten Länder dieser Welt.

Highlights:

- Slumtour in Dharavi

- erster Tag in Vrindavan

- Cochin an einem Tag mit den Jungs

Schönste Stadt: Udaipur  

Interessanteste Stadt: Mumbai 

Antworten (2)

Dirk
Ich bin froh für Euch, dass Euch Indien soviel gegeben hat und Ihr die Gelegenheit nutzen konntet, eine ganz andere Kultur so intensiv kennenzulernen. Und - alle Berichte von Euch haben mich sehr neugierig gemacht, irgendwann einmal das Land zu besuchen ;-)

Uwe
Eure Berichte waren deshalb besonders eindrucksvoll, weil ich das von Euch erlebte mir gut vorstellen kann. Anders als Dirk würde ich nicht Indien besuchen wollen