fernvonlummerland
fernvonlummerland
vakantio.de/fernvonlummerland

Toronto – Die Metropole

Veröffentlicht: 15.08.2024

Birthday-Lunch at the CN Tower

Bevor wie Toronto erreichten, standen wir erst einmal lange im Stau und beschauten die Wolkenkratzer. Busankunftszeiten sind in Toronto eine sehr unverbindliche Angabe in Anbetracht vieler Staus. Toronto ist die Boomtown und Metropole Kanadas. Das geht zu Lasten des Charmes. In den Teilen der Altstadt, die es gibt, hat Toronto wie Ottawa ein eher englisches Flair, aber über weite Strecken scheint die Innenstadt nur aus Glas zu bestehen. An den Stadträndern sieht die Stadt ganz anders aus, ist dabei insgesamt weniger charmant als Montréal oder Quebec.

Das Wahrzeichen Torontos ist der CN Tower, der 553 Meter hohe Fernsehturm, der als er errichtet wurde, das höchste freistehende Gebäude der Welt war und er findet sich fast auf jedem Touri-Artikel. Wobei es kaum Tori-Shops in Toronto gibt. Für Herrn Ärmel wurde jedenfalls ein Kindheitstraum wahr, als Frau Waas ihn zum Geburtstag ins Restaurant im CN-Tower einlud, wo wir bei edler Küche langsam rotierend auf den Lake Ontario und die Metropole schauten, die sich weiter in alle Richtungen zu erstrecken schien als selbst New York.

Als wir an einem Tag das nahegelegen Baseballstadion um 13:30 erreichten, standen bereits die Fans der Blue Jays in der prallen Sonne Schlange in über 100 Meter langen Schlangen für das Spiel gegen die Baltimore Orioles, zu dem Herr Ärmel auch kurz überlegt hatte zu gehen. Wir schauten, wann das Spiel beginnen würde, und erfuhren, dass das Spiel 4 ½ Stunde später um 18 Uhr losging. Frau Waas wollte nicht glauben, dass das Spiel dann noch einmal ca. 3 ½ Stunden dauern würde und drückte ihr tiefes Bedauern für die armen Zuschauer*innen aus und beglückte Herrn Ärmel zu seiner Entscheidung, nicht zu gehen.

Making Friends

Die ersten Tage verbrachten wir bei Raj (Name von der Redaktion geändert) außerhalb der Innenstadt. Von dort waren es zu Fuß fast 2 Stunden zum Stadtzentrum. Zum Stadtrand, wäre es noch einmal weiter gewesen. Raj ist ein aus Indien stammender Weltbürger mit arabischen Wurzeln, dessen Familie in New Jersey lebt und der selber Kanadier ist und Verwandte in Sydney hat. Wir hatten Raj über beWelcome (einer unkommerziellen und somit besseren Alternative zu Couchsurfing) gefunden. Da er noch einen anderen Übernachtungsgast hatte (eine junge Kalifornierin) und auch für später Anfragen hatte, blieben wir nur 2 Tage bei ihm, aber es war sehr angenehm mit ihm. So trafen wir uns mit ihm am letzten Tag unserer Reise noch einmal und wurden zu veganen indischen Burgern und dem besten japanischen Cheesecake der Stadt eingeladen. Ja, Toronto hat kulinarisch durchaus Abwechselung zu bieten. So hatten wir in einer koreanischen Pizzeria Pizza mit Teig mit grünem Tee. Eine deutlich bessere Wahl als die berühmt berüchtigte Poutine und mit Sicherheit die gesündeste Pizza, die wir je hatten.

Raj gab uns als wertvolle Tipps so z.B. den Hinweis zum Gratisbesuch im Kunstmuseum am Mittwochabend, das an diesem Tag völlig überlaufen war. Man lerne daraus: wenn Kunst frei zugänglich ist, erreicht man damit auch Schichten, die sich Kultur sonst nicht so einfach leisten können.

Seine Empfehlung zum kuriosen süßen kleinen Schuhmuseum griffen wir ebenfalls sehr dankbar auf. Als wir dort ankamen war es zwar wegen Kanalisationsproblemen kurz geschlossen, doch dafür durften wir später umsonst rein, als wir nach eineinhalb Stunden noch einmal kamen da wir ja extra aus Lummerland gekommen sein, um uns Schuhe anzuschauen. So konnten wir das gesparte Geld im Museumsshop lassen und im nahegelegenen Ayuvedischen Bio-Fairtrade-Café mit Heilkräuterverkauf und Heilkristallen. (Das kann jetzt jeder für sich selbst bewerten, aber es gibt Fotos von Café und Museum in diesem Artikel.)

Scheiße – es gibt ja noch Frühstück!

Nach unserer Zeit bei Raj zogen wir ins Studierendenwohnheim (wir sind ja wieder jung). Dieses Wohnheim vermietet nämlich Zimmer an Reisende während der Semesterferien. Und diesen Charme strahlte es auch aus. Die Räume waren... ausreichend sauber; es gab eine Tischtennisplatte und einen Tischkicker im Erdgeschoss und es gab eine große Mensa, in der wir unser Frühstück bekamen – sprich: Bagels, Rührei, Panckaes, Linsen, und einiges mehr. Zur Qualität verweisen wir hier auf die Überschrift – einen Ausruf von Frau Waas, als wir unseren Tag planten. Vor dem gechlorten kanadischen Leitungswasser warnte uns auf unserer weiteren Reise auch ein New Yorker. Herr Ärmel brachte zum Frühstück immer seinen Becher mit, um die Einwegbecher zu vermeiden und Frau Waas entschied für sich, auf gechlorten Tee komplett zu verzichten. Überaus weise, wie Her Ärmel fand, der in den Cafés in Nordamerika auch nur Cappuccino trinkt, da die feinen Teearomen gegen das Chlor kaum eine Chance haben. Die schlimmste Cola seines Lebens hatte der erklärte Cola-Gourmet dann auch bei den Niagarafällen, da der Sirup dort mit gechlortem Leitungswasser angerührt wird. So haben wir es uns auch angewöhnt, immer die Eiswürfel abzubestellen, da das Chlor die besten Getränke verschlimmbessert.

Leider konnten wir von Toronto nicht so viel sehen, wie wir wollten, da Herr Ärmel an 2 Morgen in die Notaufnahme des Krankenhauses musste. (Es geht ihm aber wieder gut, trotz gechlortem Frühstückstee.)

Online konnte er sich dann seine Blutwerte anschauen und bekam seinen Arztbrief mit EKG und Blutwerten mit. Im Entlassbrief stand dann auch als Standard drin, dass die Transfrau, die ihn als Ärztin behandelt hatte, sich ihm mit Vorname und bevorzugtem Pronomen „she/her“ vorgestellt hätte und dass sie sich (sic!) während der Arbeit wiederholt die Hände gewaschen hatte.

Genau wie alle anderen im Krankenhaus war sie sehr freundlich und kompetent. Aber man darf auch etwas für sein Geld erwarten, da man privatverischert erst einmal in Vorleistung gehen muss und ein Besuch in der Notaufnahme standardmäßig zunächst einmal 1.060 kanadische Dollar kostet. Muss man sich erst einmal gönnen können, so eine Krankheit.

So bekam Herr Ärmel Einblicke in die kanadische Kultur, die er so für sich nicht geplant hatte.

Leider blieb so wenig Zeit für den Theatre District, Church Street und Cabbage Town oder den Lake Ontario. Man hätte noch vieles tun können, aber dafür waren alle Menschen, die wir in Toronto trafen sehr freundlich und machten die Stadt trotz fehlender architektonischer Highlights (bis auf den Hundebrunnen!!) zu einem schönen Ort. Einzig eine aufgebrachte Begegnung gab es, als Her Ärmel nichts böses ahnend ein fotografisches Foto von einem First Nations Gathering mit Tipis in einem Stadtgarten machte und erbost darauf hingewiesen wurde, dass es sich um eine heilige Versammlung handelte und er die Fotos löschen müsse.

Dafür bekamen wir am letzten Abend noch gratis ein Konzert mit indischer Musik vom nahegelegenen Platz vor der Townhall direkt in unser Hotelzimmer geliefert bis 23 Uhr nach einem netten Abend mit Raj zum Ausklang.

Antworten

Kanada
Reiseberichte Kanada