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Mehr als ein Zwischenstopp - die Hauptstadt Ottawa

Veröffentlicht: 13.08.2024

Ottawa ist die Hauptstadt Kanadas. Das wussten wir vor unserer Reise. Wir wussten noch, dass es zwischen Montréal und Toronto liegt - und das war's. Herr Ärmel hätte noch die Ottawa Senators als Eishockey-Team nennen können, aber sonst... Deswegen hatten wir Ottawa zunächst gar nicht geplant, aber nach den langen teils zermürbenden Busfahrten zwischen New York und Montréal entschieden wir uns doch für einen Zwischenstopp. Online lasen wir überall, dass ein bis zwei Tage völlig ausreichen würden, um die Stadt zu erkunden und es wirkte eher bemüht, auf Parliament Hill hinzuweisen und noch schnell ein paar Museen zu erwähnen. Aber als wir da waren, waren wir sofort sehr angetan. Es gibt eine überschaubare aber nicht kleine Ecke mit vielen Restaurants mit internationaler und vegetarisch/veganer Küche und Touri-Läden. Inmitten dieses Viertels findet sich eine Spielstraße mit Himmel und Hölle (Herr Ärmel bevorzugt die Totoro-Variante im Bild) und einem aufgemalten Seerosenweg über's Wasser, der nicht nur Kinder sondern vereinzelt auch Teenager und Erwachsene animierte, die Straße entlang zu hüpfen. Man konnte sich hier hinsetzen auf einen der vielen bequemen öffentlichen Liegestühle und den Leuten beim Hüpfen zusehen. Dazu hatten wir abends ein Eis, da ein kühles Bier in der Öffentlichkeit in Kanada nicht legal ist - ganz anders als Kiffen. So hatten wir auch hier eher Hanf- als Hopfenaromen in der Nase. Wir hätten also quasi noch entspannter den Kindern zusehen können, wären wir von Bier nicht nur auf Eis umgestiegen.

Es war ein sehr sehr schöner Abend den wir bei Bier im Außenbereich eines Pubs mit herüberwehender Straßenmusik beendeten. Es war quasi der Abschluss eines überraschend schönen Ausflugs in die Hauptstadt. Zuvor hatten wir Parliament-Hill besucht, der wirklich sehr schön angelegt ist und von dem aus man auf den Fluss Ottawa schauen kann, der teilweise in drei Arme aufgeteilt ist, so dass hier an einer Stelle ein Amphibien Bus unterwegs ist und an anderer Stelle Stromschnellen zu finden sind.

In der Einkaufsmeile waren wieder die obligatorischen Straßenkünstler zu finden, die sich an diesem Tag ihr Geld wirklich verdienten.

Insgesamt war das kulinarische Angebot bunt und vielfältig, aber man merkte auch, dass wir jetzt nur noch am äußersten Rand des französischen Einflusses waren und Ottawa fühlte sich oft recht US-amerikanisch an. (Und manchmal britisch.) Doch manchmal kamen wir auch hier noch mit Französisch weiter als mit Englisch. Und zum Beispiel der Hinweis auf dem Highway, doch lieber den ÖPNV zu nutzen als das Auto zu nehmen, kam uns überhaupt nicht amerikanisch vor.

Auch für einen Besuch im National History Museum im französischsprachigen Vorort Gatineau war noch genügend Zeit - und die brauchten wir. Insbesondere Herr Ärmel war von den Totempfählen kaum wegzuzerren. (Totempfähle, nicht Marterpfähle!)

Aber auch der Rest des Museums war sehenswert. Wir hätten uns gewünscht, dass der Abschnitt zu den finsteren Kapiteln der kanadischen Geschichte wie der Verschleppung von First Nation-Kindern raus aus ihren Familien durch die Kanadische Regierung noch mehr Platz gefunden hätten. Dass es in den 1940ern Hungerversuche mit gezielter Mangelernährung an solchen First Nation-Kindern gab, dürfte auch vielen Kanadier*innen nicht so bekannt sein.

Mit diesen etwas trüberen Gedanken verließen wir das Museum, doch würden wir bald wieder vom Charme Gatineaus und Ottawas eingefangen.

Es wäre sehr schade, wäre dieser Fleck auf unserer persönlichen Landkarte frei geblieben. Ottawa ist mehr als nur Hauptstadt und für uns war es mehr als nur ein Zwischenstopp.

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