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Eine Insel ohne Berge…

Veröffentlicht: 24.07.2024

… und ohne Eisenbahnverkehr. Aber ein sehr schöner Ort: Die Ile du Repos


Von Quebec sind wir mit unserem Mietwagen in nördliche Richtung gefahren (klar, kein Eisenbahnverkehr in dieser Region – damit haben sie es in Nordamerika nicht so), da wir einige Tage auf dem Campingplatz Île du Repos verbringen wollten. Sobald man Quebec und seine Vororte verlässt, tun sich um einen herum wunderschöne von dichtem Baumbestand sattgrün bewaldete Hügel und Berge auf, die immer wieder von teils kleinen, teils majestätisch großen Seen und oft munter fließenden Bächen und Flüssen mit kleinen Stromschnellen unterbrochen werden. Außer den Überlandleitungen und dem Highway fanden sich oft über viele Meilen keinerlei Zeichen menschlicher Siedlung. So haben wir immer wieder an den extra beschilderten View-Points angehalten, um die atemberaubende Natur zu bestaunen und zu genießen. Die Ränder dieser Parkplätze waren stets purpurn und gelb gesprenkelt von den zahlreichen Wildblumen.

Bei unserem zweiten Stopp hat sich ein kleiner Baumstachler (auch als „Nordamerikanisches Stachelschwein“ bekannt) aus Versehen zu uns gesellt. Es machte Spaß, ihn zu beobachten, aber als er uns bemerkte, war der Spaß vorbei. Er verharrte mitten in der Bewegung mit dem Blatt, welches er gerade gemütlich wegmümmeln wollte in den Pfoten und plusterte sich ein wenig auf. Daraufhin beschlossen beide Seiten, etwas Abstand voneinander zu nehmen. Allzu verängstigt zeigte er sich aber auch danach nicht und ließ sich noch einmal blicken.

Die Wälder wichen irgendwann traditionellem amerikanischemFarmland mit den typischen großen Holzscheunen mit Mansarddächern und Getreidesilos und vereinzelten kleinen Siedlungen.

Nach einer ca. dreistündigen Fahrt erreichten wir dir Île du Repos – quasi eine Insel der Erholung, gelegen in einer Oase der Ruhe. Der Campingplatz dort ist sehr idyllisch auf einer kleinen Insel, die sich im Lac St.Jean findet. Neben großzügig gestalteten Zeltplätzen mit extra Holztischen und -bänken, gibt es dort auch kleine Häuser mit einzelnen Appartements.

Von unserem Chalet mit kleinem Balkon für zwei hatten wir einen tollen Blick auf den von Birken, Lärchen und anderen Bäumen gesäumten See. Und so war es schön, einfach auf unserem Balkon zu sitzen und in Betrachtung des Sees auf die Natur achten zu können. Es gab dort sehr viele Vögel und eine Vogelart gab immer wieder eine ganz besondere Melodie zum besten, die weit eher wie ein Pfeifen denn wie ein traditionelles Zwitschern klang. Wir können nur davon abraten, diesem Vogel in eben den gleichen Tönen zu antworten, da ansonsten diese „Konversation“ zu einem nie zu enden scheinenden Gezwitscher ausartet. Herr Ärmel fand es dennoch schn, dass ihm unter der Dusche zugegepfiffen wurde.

Am nächsten Morgen sind wir in den Zoo Sauvage St-Félicien gefahren, was der beeindruckendste Zoo ist, den wir je gesehen haben, auch wenn man Zoos sicher generell kritischen sehen sollte oder vielleicht auch muss. So fährt man durch einen Großteil des Zoos in einem Zug, der vergitterte Abteile besitzt, währen sich die Tiere frei bewegen können. Einige Tiere haben sich direkt gezeigt (Schwarzbären, Elche, Präriehunde, Waipitis), während andere Tiere es vorzogen, den vorbeifahrenden Zug nicht zu begrüßen. Es spricht sehr für einen Zoo, wenn man eben nicht alle Tiere zu sehen bekommt.

Aber selbst den Tieren, die in einem Gehege gehalten wurden, hat man sehr viel Platz gegönnt. Zudem waren die Gehege toll und artnah eingerichtet. So standen wir ziemlich lange vor dem Tigergehege (Herr Ärmel schätzte es auf ca. 4.000 bis 5.000 Quadratmeter) und mussten zudem auf den Aussichtspunkt klettern, bis wir den sich gut versteckenden Tiger sehen konnten.

Auf unserem Campingplatz haben wir Thomas (Name geändert) in der rustikal gemütlichen Gemeinschaftsküche kennen gelernt. Thomas ist frankophoner Kanadier, lebt in der Ville de Québec und wollte die Île du Repos nutzen, um sich ein wenig zu erholen. Vor einigen Jahren ist er durch die Rocky Mountains gefahren, daher konnte er uns viele nützliche Tipps geben, die wir eifrig mitgeschrieben haben. Er gesellte sich am nächsten Morgen bei unserem frugalen Frühstück (die einzige Einkaufsmöglichkeit gab es bei der lokalen Tankstelle) zu uns und wir führten das Gespräch vom Vorabend angeregt weiter.

An unserem letzten Tag auf der "Insel der Erholung" haben wir noch einen Spaziergang durch den Nationalpark gemacht. Hier standen unglaublich viele Birken dekorativ herum und wurden zahlentechnisch nur noch übertroffen von der Anzahl der Mücken. Uns blieb nichts anderes übrig als uns zu vermummen. Einmal sind wir sogar in die vorhandene Mückenschutzhütte geflohen, um uns für einen Moment zu retten. Bei jedem Foto oder jeder Textnachricht, die man schrieb, versuchten eine oder mehrere Mücken, die Gelegenheit zu nutzen, dass unsere Hände endlich mal still blieben. Da soll man mal kein Foto verwackeln… Aber abgesehen davon war es eine sehr schöne und entspannte Wanderung.

Am nächsten Tag mussten wir uns schweren Herzens schon wieder auf den Weg nach Montreal machen, da dort unser zweiwöchiger Sprachkurs auf uns wartete. Mit Ferien und Erholung in imposanter Natur würde es ein Ende haben und es würde wieder heißen, die Schulbank zu drücken. Aber unsere schönen Erinnerungen - und ein paar Fotos als Gedächtnisstütze - bleiben uns.

Antworten (1)

Martina
Baumstachler- wie unverschämt niedlich ist der denn? Bringt mir so ein Tierchen mit 🥰

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