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Die Perle der Rockies

Veröffentlicht: 27.08.2024

Nach unserem Aufenthalt in Winnipeg mussten wir irgendwie in die Rockies weiterkommen, aber die Sache mit der Fortbewegung in Kanada ist bekanntlich schwierig, wenn man nicht fliegen will. So gönnten wir uns noch einmal den Luxuszug Canadian von Winnipeg nach Edmonton und nahmen von dort nach kurzer Nacht den Bus nach Calgary und dann nach Banff. Deshalb können wir über beide Städte nicht viel berichten. Calgary kommt etwas moderner daher und hieß uns mit einem aus der Jahreszeit gefallenen karibischen Straßenkarneval willkommen. Die genauen Hintergründe erschlossen sich uns nicht, aber wir nahmen die Willkommensparade dankbar nickend ab.

Die Reise im Canadian war wieder sehr schön; wir hatten Gespräche mit sehr sehr netten und eher so so la la sympathischen Zeitgenossen. Ansonsten ist über den Canadian alles gesagt.

Die wohl bekanntesten Orte der Rockies sind Banff und Jasper mit ihren jeweiligen Nationalparks. Tragischerweise wurde Jasper dieses Jahr Opfer verheerender Waldbrände – eine Katastrophe für Natur und Menschen. Für uns hieß das, nicht von Edmonton nach Jasper sondern von Calgary nach Banff weiterzureisen.

Wenn man mit dem Bus von Calgary kommt, dann verändert sich die Landschaft sehr bald. Der Motor des Busses kämpft sich die Steigung rauf und die Felder der Prärie weichen zunehmend Wäldern, wobei als letztes Zeichen der Landwirtschaft noch eine Zeit lang weite Weiden mit glücklichen Rindern darauf verbleiben.

Und noch während der Busfahrt hatten wir ein Highlight unserer Reise: Dank Frau Waas steter Aufmerksamkeit waren wir scheinbar die einzigen im Bus, die ein größeres Bärenjunges sahen, welches den Bürgersteig neben der Straße entlang eilte, so dass es hier nur ein sehr verpixeltes und verschwommenes Foto von einem Bärenpopo gibt.

Banff selbst ist ein prächtig herausgeputzter Ferienort. Die Bevölkerung besteht fast nur aus Menschen, die im Tourismus arbeiten, so dass die Einheimischen enorme Probleme haben, einen Handwerker zu finden oder gar Bauarbeiter, die etwas weiter weg von Banff neue Hotels bauen könnten.

Die Straßen sind auffallend sauber, die Kulissen sind prachtvoll, Leerstände gibt es nicht. Überall gibt es öffentliche Sitzbänke (außerhalb der Waldbrandsaison sogar teilweise mit gasbefeuertem Lagerfeuer), Gratis-Wasserspender und Mülltonnen mit Bärensicherung.

Die zahlreichen Geschäfte laden all diejenigen zum Shoppen und Schlemmen ein, die es sich leisten können. Sichtbare Obdachlsoigkeit gibt es aber in Banff anders als in anderen Städten Kanadas nicht. Hier scheint die Welt noch in Ordnung, gibt es eine schöne Bibliothek, einen Jungen, der abends selbstgemachte Limonade vor dem Grundstück seiner Eltern verkauft und wir sahen einen Weißwedelhirsch, der weitgehend unbeeindruckt von den fotografierenden Menschen die Zierpflanzen eines Vorgartens abäste.

Um unsere arg strapazierte Reisekasse zu schonen entschieden wir uns für das Samesun-Hostel, in dem Frau Waas in einem 8er Frauensaal und Herr Ärmel in einem 8er-Schlafsaal schlief. Die 16er Variante war schon ausverkauft…

Trotz der beengten Verhältnisse freuen wir uns, im Samesun abgestiegen zu sein. Natürlich gibt es an so einem Ort Reibungspunkte, aber die engagierten Kräfte am Schalter (insbesondere Cassie, die für uns erfolgreich Zimmerbuchungs-Tetris spielte) und das gemütliche Pub im Erdgeschoss mit Live-Musik und Pub-Quiz machten das Samesun zu einem Erlebnis. Auch kommt man in diesen beengten Verhältnissen schnell in Kontakt mit Menschen aus Hongkong und von Réunion, denen man sonst nie begegnen würde.

Aber neben all dem, was wir hier über Banff schreiben, bleibt ganz klar die Natur das Wichtigste in und um Banff. Unsere Bergwanderungen, die Wanderung am mit Kunststücken gesäumten Trail entlang der Bow Falls (bekannt aus „Fluss ohne Wiederkehr“) und insbesondere der Ausflug mit dem Linienbus zum Lake Louise waren die wahren Highlights, die uns unser Leben lang begleiten werden.

Morgens zum Sonnenaufgang am Lake Louise anzukommen, ist wie in eine Instagram-Fototapete hineinzulaufen. Die Schönheit der Kulissen lässt sich für uns nicht in Worte fassen und so lassen wir hier eher die zahlreichen Bilder sprechen.

Selten wenn je waren wir auf unserer Reise so wehmütig, einen Ort wieder verlassen zu müssen. Und das ist das einzige, was man an Banff kritisieren kann – dass es nicht bequem von Lummerland aus mit dem Eisenbahnverkehr zu erreichen ist. Wir haben uns nach unserer Trennung von Quebec erneut verliebt.

Antworten (1)

Edmund
Seit 41 Jahren findet jedes Jahr im August in Calgary das Carifest zur Würdigung und Feier der karibischen Kultur statt. Weshalb es ins Leben gerufen wurde, konnte ich nicht herausfinden.

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