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26 Von Winschoten nach Nieuw-Buinen - Eine Woche wwoofen!

Veröffentlicht: 06.07.2020

Um mal eine Weile länger an einem Ort zu sein, Neues zu lernen und mich nützlich zu machen, habe ich für eine Woche meine Sportschuhe gegen Gummistiefel getauscht und gegen Kost und Logis im Garten gearbeitet. 

Meine Wwoofing-Stelle war auf einer ehemaligen Farm, die jetzt als alternative Schule, vergleichbar mit einer sehr kleinen Waldorfschule, genutzt wird. Zur Farm gehört ein riesiger, leicht verwilderter Garten, der nach Permakultur-Prinzipien angelegt wurde, über die ich gerne mehr erfahren wollte. 

Meine Gastgeberin zeigte mir zunächst das zur Schule umgebaute Farmhaus, in dem sich auch mein Zimmer und die Küche befanden, und den Garten. Dabei erzählte sie mir, dass sie und ihr Mann die Idee für die Schule durch ihre eigenen zwei Söhne, beide autistisch veranlagt, bekommen haben. Ihr Mann ist aber vor knapp zwei Jahren traurigerweise verstorben... (Irgendwie scheint mich dieses Thema aktuell ein bisschen zu verfolgen...) 

Jedenfalls hat dieser Schicksalsschlag in Kombination mit der Corona-Krise und einer gleichzeitig stattfindenden Umstrukturierung in der Schule und der damit verbundenen Stiftung dafür gesorgt, dass der Garten ganz weit hinten angestellt wurde, nur ab und zu von Wwoofern gepflegt wurde und somit vor allem erstmal weitere Aufräumarbeiten notwendig waren. 

Konkret hieß das, dass ich damit beschäftigt war, die Pfade wieder frei zu legen und auch für kleine Kinder sicher zu machen, indem ich massig Brennesseln und andere stachelige oder gar giftige Gewächse (Riesenbärenklau!) entfernte. Um das richtige Bild vor Augen zu haben, sollte ich dazu erwähnen, dass in dem zauberhaften Garten gefühlt alles ein paar Nummern größer geraten war - vor allem der Rhabarber hat mich völlig umgehauen :D Aber so eben auch die Brennesseln, die mal gut 2m hoch waren und eher wie kleine Bäume wahre Wurzelballen und kleine Stämme entwickelt hatten, sodass ich beim Herausziehen gleich ein gutes Workout umsonst dazu bekam ;) Und mit Rheuma werde ich demnächst sicherlich auch keine Probleme bekommen :D

Die Atmosphäre im Garten war herrlich und es tat echt gut mal wieder was mit den Händen zu arbeiten statt wie im Büro vor allem mit dem Kopf - sehr erdend! Das Wetter war auch ideal, denn es war meistens bewölkt, manchmal etwas regnerisch, aber zum Arbeiten wesentlich angenehmer als pralle Sonne. 

Neben dem Jäten kümmerte ich mich außerdem ab und zu um die Hühner und Hasen. Auch bei den Hasen gab es ein etwas größeres Exemplar, über das ich beim ersten Anblick nicht schlecht staunte :D Und was ich besonders sympathisch fand war das Gehege, denn es stand auf sandigem Boden, um es den Hasen zu ermöglichen ihre eigenen Tunnel zu graben und damit eine möglichst natürlichen Lebensraum zu haben :) 

Insgesamt fand ich es allerdings etwas schade, dass meine Gastgeberin so extrem eingespannt war und außerdem in einem anderen Haus nebenan wohnte, sodass wir uns nur sehr wenig sahen und kaum ausführlicher unterhalten konnten.. Sie war immer total herzlich und beantwortete jede meiner Fragen, auch per WhatsApp - aber irgendwie hatte ich mir wohl einfach mehr Kontakt erhofft und mehr Möglichkeit etwas über Permakultur zu lernen.. Andererseits hatte das alleine Vor-Sich-Hinarbeiten auch was Meditatives und ich fand es schön zu wissen, ihr so zumindest eine ihrer vielen Baustellen abnehmen zu können. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich an einer anderen Station auf meiner Reise nochmal was, wo ich dann auch meinen Wissensdurst besser stillen kann und mehr Leute um mich haben werde ;) 

Ein paar mehr oder weniger wissenswerte Dinge habe ich natürlich trotzdem mitnehmen können:

- Pferdebremsen-Stiche oder eher Bisse sind so unglaublich fies, weil diese ein kleines Loch in die Haut machen und dann das Gift "hineinschütten" - autsch! 

- Deutschland, die Niederlande und Nordkorea sind die einzigen Länder, in denen Homeschooling illegal ist, da es eine Schulpflicht (anstatt einem Recht auf Schulbildung) gibt :O

- Im Norden der Niederlande gibt es praktisch kein Corona, es gab wohl nur 5/6 Fälle und das wars.. 

- Indisches Springkraut ist in den Niederlanden (und wohl auch sonst in Europa) eine wahre Plage geworden und darf daher auch keinesfalls extra ausgesät werden - die Nachbarn haben wohl trotzdem schon öfter nach ein paar Samen gefragt :D

- Es gibt wilde Erdbeeren, die gelb blühen und deren Früchte mit der Spitze nach oben wachsen, schmecken aber leider gar nicht gut...


Nach der Gartenarbeit hatte ich natürlich auch noch genügend Freizeit um mich mal wieder richtig in der Küche auszutoben (Pancakes, Ofengemüse, Rhabarberkompott und Co statt minimalistische One-Pot-Camping-Gerichte :D) und die Umgebung zu erkunden. In der Provinz Drenthe gibt es ziemlich viele Hühnengräber, unter anderem das größte der Niederlande, erbaut aus Felsbrocken, die vor ein paar Jährchen von Gletschern aus Skandinavien hierher geschoben wurden :O Der genaue Hintergrund der Hühnengräber selbst ist aber wohl bis heute ein Rätsel... 

Ansonsten wollte ich gerne noch  einen Baumwipfelpfad besuchen, der, wie sich bei meiner Ankunft herausstellte, jedoch leider nicht geöffnet war.. Glücklicherweise bin ich gegen den Wind hingestrampelt und flog so mit Rückenwind regelrecht zurück :P Da es hier gefühlt jeden Tag super windig bis stürmisch war, beschränkte ich meine sonstigen Erkundungstouren eher auf Spaziergänge oder eben Ziele im Osten, um am Heimweg den Westwind genießen zu können ;) 

Ansonsten nutzte ich natürlich die Luxusgüter wie WLAN zum Skypen, Strom um Geräte zu laden oder auch die Waschmaschine, um alles mal wieder richtig sauber zu bekommen :D

Alles in allem also eine sehr gute Woche, die gleichzeitig auch den Drang wieder weiterzureisen stärker und die Lust auf Neues wirft größer werden hat lassen :) 

Antworten (2)

Barbara
Die Samen vom indischen Springkraut kann man übrigens essen 🥘 so wird die Ausbreitung vermindert und man hat gleich noch was gutes und gesundes 😃

Eva
Wieder was gelernt 😉

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