Veröffentlicht: 02.06.2024
Da wir natürlich immer noch nicht genug von Lemuren hatten, stand auf dem heutigen Programm ein Besuch im Lemurialand an. Das ist eine Art Tierpark / Zoo in der Nähe von Hellville. Wir ließen uns, glaube ich, unheimlich abziehen, was die TukTuk Preise angeht, um dorthin zu kommen, doch da das Dorf so klein ist, gibt es nur zwei Fahrer, auf die man eben angewiesen ist und nicht nein sagen kann. Für ein halbes Vermögen fuhren wir also ungefähr 30 Minuten dorthin und zahlten dann noch den Eintritt.
Unser Guide war aber dafür echt richtig cool und wusste viel, die Führung machte also total Spaß. Als Erstes sahen beziehungsweise suchten wir den „roi du camouflage", ein Gecko, das sich farblich 1:1 an seine Umgebung anpassen konnte.
Als Zweites wurden wir mal wieder von Lemuren begeistert, diesmal sahen wir aber andere Arten als vorher auf Nosy Komba, unter anderem King Julien :D Diese waren jedoch „eingesperrt“ (aka sie waren von einem Wassergraben umgeben, denn sie mögen kein Wasser). Später sollten wir aber noch wilde Lemuren sehen :)
Vorher besuchten wir noch Schnappschildkröten, die dir ganz ohne Probleme einen Finger abbeißen können, weshalb wir sie leider nicht streicheln durften. Unser Guide erzählte uns, dass sie sogar Krokodile töten. Werden sie von diesen nämlich gefressen, verstecken sie sich in ihrem Panzer und essen später von innen heraus das Krokodil auf - gruselig!
Zum Glück kamen dann auch direkt schon die wilden Lemuren auf uns zu, die wir auch gute zwanzig Minuten lang mit Banane füttern und streicheln durften, während unser Guide sein cineastisches Talent zeigte und uns ununterbrochen filmte und fotografierte :D Dabei sagte er genau drei Sachen in immer unterschiedlicher Reihenfolge: „Maaaaaki, maki maki“, „Voilà“, und „Banane?“.
Nach diesem felligen Vergnügen schauten wir noch bei den zwei Riesenschildkröten Napoleon und Bonaparte vorbei, die glaube ich 150 und 170 Jahre alt waren - und echt riesig!
Als krönenden Tier-Abschluss sahen wir dann doch noch Krokodile, die mir ehrlich gesagt ziemlich Angst machten. Ein Krokodil isst 5kg Fleisch pro Woche und kann bis zu 40 km/h schnell rennen - das kann ich nicht, weshalb ich froh war, dass es eine Mauer zwischen uns gab. Als ich diese Tiere gesehen habe, war ich auch ehrlicherweise ganz froh, dass wir damals am Mont Passot keine gesehen hatten :D
Der letzte Programmpukt im Lemurialand war dann die Ylang-Ylang Distellerie. Nosy Be heißt „Insel des Parfüms“, denn diese Ylang-Ylang Pflanzen riechen unfassbar gut und sind eine Hauptzutat von beispielsweise Chanel n°5.
Uns wurde erklärt, dass in so einem Behältnis (siehe Bild unten) 500kg Blütenblätter hereinkommen - das muss man sich mal vorstellen, Blüten wiegen ja absolut nichts!! Meinen Rechnungen zufolge müsste das ungefähr 300.000 Blüten entsprechen. Die muss man erstmal finden :D Daraus entstehen dann circa 12l ätherisches Öl, das direkt nach Paris verschickt wird.
Nach diesem schönen Besuch von ungefähr 2 Stunden fuhren wir mit dem TukTuk zurück nach Hellville, denn wir wollten den restlichen Tag dazu nutzen, Geld abzuhaben und uns die Hauptstadt mal ein wenig näher anzusehen. Wir ließen uns also beim Geldautomaten absetzen und sagten unserem Fahrer, er solle uns gegen 14Uhr wieder abholen.
Etwas reicher als vorher schlenderten wir durch die Straßen und schauten in einige Geschäft rein. Es war echt super viel los in dieser Stadt und ich hab es als totale Reizüberflutung empfunden. Aber es war sehr interessant, gerade der große Kontrast zu unserem mini Dörfchen und dieser Stadt. Wir liefen ungefähr 4 Stunden hier herum und besichtigten dabei auch noch den Bazar Antranomanogny, eine Art Markt.
Nach einiger Zeit setzten wir uns in ein echt süßes Restaurant und teilten uns mal wieder eine Mahlzeit, bevor wir dann zur letzten Station kamen, dem Supermarkt. Hier deckten wir uns noch einmal mit Wasser, Erdnüssen und Baguette ein (wie immer :D) und warteten dann auf unseren Fahrer. Lustigerweise trafen wir dabei auf die beiden Engländer, die auch mit uns auf Nosy Iranja übernachtet hatten - irgendwie ist Nosy Be also schon klein. Wir quatschten etwas, die beiden würden heute wieder nach Hause fliegen und vertrieben sich die Zeit bis zum Flug.
Wieder in unsere Unterkunft angekommen machten wir uns etwa frisch (aka versuchten uns mit Wasser aus dem Kanister irgendwie zu duschen) und spazierten dann ein wenig in unserem Dorf herum. Das war echt schön und wir triefen auf viele nette Leute. Außerdem sahen wir dieses Gebäude, eine Kühlkammer für Fisch, das sowas von gar nicht in die Landschaft passte. Natürlich ein Projekt des korrupten Präsidenten, wer hätte es gedacht...
Laura und ich wollten uns dann noch in eine kleine Bar setzen und was trinken, als wir von einem Jungen angesprochen wurde, der hier Englisch mit einer Organisation lernte und gerne, etwas quatschen wollte, um sich zu verbessern. Wir setzten uns also zu dritt in die Bar, gaben ihm ein großes Bier aus und redeten eine ganze Weile mit ihm auf Englisch.
Seine Geschichte fand ich ziemlich traurig, er ist weg von seiner Familie, da diese zu arm war um ihm ein Leben zu ermöglichen. Jetzt wohnt er mit 18 ganz alleine in diesem kleinen Dorf und versucht, sein Englischzertifikat zu machen, um Guide werden zu können und irgendwann weg aus Madagaskar zu kommen. Krasse story, aber er wirkte wirklich froh, mit uns reden zu können und ein Bier zu trinken. Immerhin etwas. Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns dann in unser Zimmer, um noch etwas zu essen.
Unser Festmahl bestand aus Baguette mit frisch gekauften Bananen aus dem Dorf und Erdnüssen. Don't judge before you try, das war echt lecker :D Not macht erfinderisch, habe ich gehört.
Danach gingen wir schlafen.
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Heute stand die Aktivität an, wegen der wir überhaupt erst in dieses Dörfchen gezogen sind: Ein Besuch in der Naturreserve Lokobe.
Doch der Tag startete erstmal wieder mit dem geilen Frühstück, wir fragten sogar nach noch mehr von diesen Reisküchlein - so lecker einfach!
Gegen 8h30 stiegen wir mit unserem Guide und seinem Cousin in eine Piroge ein. Diese war glücklicherweise deutlich stabiler und weniger löchrig als die, auf Nosy Iranja. Wir brauchten nicht mal einen Eimer zum Bootausleeren :D
Wir paddelten für ungefähr 20 Minuten und kamen dann an einem Strand an, an dem wir anlegten. Die Naturreserve ist ausschließlich über den Meerweg zu erreichen, weshalb unser Boot natürlich auch nicht das einzige vor Ort war.
Empfangen wurden wir von einigen Souvenirständen, teilweise fand ich die Sachen auch echt richtig cool. Allerdings hatten wir (vermutlich glücklicherweise) gar kein Extra-Geld mitgenommen und konnten uns daher so oder so nichts kaufen. Aber anschauen war auch schön :)
Nachdem ich mich ordentlich in Sonnencreme gebadet hatte, liefen wir los und kamen zuerst an einem Reisfeld an. Das erinnerte mich total an meine erste Madagaskarreise, denn dort waren diese Felder überall. Das Grün eines Reisfeldes ist eine wunderschöne Farbe und ich freut mich echt, es nochmal zu sehen.
Was ich danach sah, freut mich auch dolle: Lemuuuuuren (ja, schon wieder :D). Uns wurde erklärt, wie die Babylemuren großgezogen werden und dass die Weibchen immer das Sagen haben. #GoLemuren
Wir stopften die süßen Fellknäule mal wieder mit Bananen voll und gingen nach ein paar Minuten weiter. Während des gesamten Marsches durch den Wald erklärte uns unser Guide verschiedene Pflanzen und Tiere und auch, wie er das alles gelernt hatte. Sein Vater ist ebenso Guide und schon als kleines Kind hatte er ihn auf seinen Touren begleitet.
Das nächste Tier, dem wir begegneten, war eine Boa. Wir lernten, dass diese hin und wieder auch Lemuren verspeisten, wenn diese zum Beispiel nachts vom Baum fielen. Lemuren sind nämlich nachts fast blind und können die drohende Gefahr daher nicht sehen. Allerdings hält so ein Lemur wohl lange satt, weshalb so ein Vorfall nicht jede Woche stattfindet.
Als nächstes erwartete uns etwas, was die Beobachtungskünste unseres Guides wirklich zur Geltung brachte: Er zeigte uns die kleinste Chamäleonart der Welt. Dafür griff er plötzlich einfach irgendwann in einen Baumstamm hinein und sagte „Hier, Hand auf“. Wie auch immer er diese kleinen Würmchen gefunden hat. Die Dinger waren auf jeden Fall kleiner, als ich erwartet hatte.
Da wir schon einige Zeit unterwegs waren, wurde es Zeit für eine kleine Pause an einem Wasserfall. Diese nutze ich, um den Duschmangel der letzten Tage auszugleichen und versuchte beim Baden, die Sonnencremereste der letzten Woche von meiner Haut zu entfernen. Ich fühlte mich danach echt wie neu geboren und das kühle Nass tat richtig gut. Danach sonnte ich mich noch ein wenig und genoss den schönen Ort.
Nach gut einer Stunde Pause ging es weiter zu einer Lemurenart, die wir noch nicht kannten: Ein nachtaktiver Lemur, der tagsüber komplett blind ist. Leider konnte ich kein Foto von ihm machen, aber für die Leute, die die Animationsfilme Madagascar kennen: Es ist der kleine Freund von King Julien.
Gegen Ende der Führung stellten die Guides dann nochmal ihre Beobachtungsgabe unter Beweis, in dem sie uns den König der Tarnung in freier Wildbahn zeigten. Ich hab ne Weile gebraucht, um ihn zu sehen, aber vielleicht seid ihr ja besser als ich :D
Auf dem Rückweg zum Strand sagten wir den Lemuren noch einmal Tschüss, denn wir würden sie heute zum letzten Mal sehen.
Wieder am Ausgangspunkt angekommen setzten wir uns an einen Tisch, wir hatten Mordshunger. Die Stunde warten auf das Essen zog sich daher echt ziemlich in die Länge, doch es lohnte sich: Das Essen war mega lecker, es gab eine Art Kartoffelsalat, Brot, Reis, Zébu und ich aß sogar einen Fisch (dank des Coachings von Laura). Zum Nachtisch gab es Orangen.
Mit vollem Magen knallten wir uns noch ein letztes Mal an den Strand um ein Maximum an Bräune mit nach La Réunion zu nehmen.
Eine Stunde später, gegen 14h, paddelten wir dann wieder zurück Richtung Dörfchen. Wir legten aber ein bisschen woanders an, da unser Guide uns noch die Mangroven zeigen wollte, eine Baumart, die ausschließlich in Salzwasser wächst.
Wieder bei uns in der unterkunft angekommen machten wir uns so gut es ging frisch und fingen an, schonmal alles einzupacken, was wir nicht mehr brauchten.
Danach gingen wir raus ins Dorf und trafen auf unseren Guide, mit dem wir dann den Abend verbrachten. Zuerst kaufte er für uns Bananen, die sind hier nämlich so krass lecker, ganz anders als in Deutschland und sogar als auf La Réunion. Die Leute hier in dem kleinen Örtchen haben auch die Kunst des Toursiten-Abzockens noch nicht so für sich entdeckt, weshalb wir quasi nichts für die Bananen zahlten. Danach gingen wir noch was trinken und unser Guide lud uns sogar ein, total nett. Wir probierten den Vanille-Rum, der auch echt lecker und verhätnismäig sanft zu trinken war.
Nach 1-2 Stunden quatschen mit unserem neuen Freund verabschiedeten wir uns dann aufs Zimmer, um noch zu Abend zu essen. Heute standen Bananen, Kekse und Ersnüsse auf dem Speiseplan. Lecker! :D
Nach diesem Luxusessen ging es auch schon ins Bett.
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Der allerallerletze Tag war angebrochen un wir standen ihm mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es war echt schön hier und ichbwäre gerne noch geblieben, aber ich vermisste schon auch meinen normalen Lebensstandart ein wenig.
Wir stopften uns zum Frühstück nochmal mit allen Reisküchlein voll, die wir ergattern konnten und packten dann die letzten Dinge in die Rucksäcke.
Dann warteten wir auf unser TukTuk, das pünktlich um 9h ankam und uns zum Flughafen brachte. Vorher machten wir noch ein letztes Selfie mit unserem Guide-Freund und tauschten Kontaktdaten aus.
Am Flughafen angelangt verlief alles reibungslos und wir kamen schnell durch alle Kontrollen etc durch. Offensichtlich velief es auch für alle anderen Reibungslos, denn wir flogen fast 30 Minuten zu früh los - Die Deutsche Bahn could never.
Nach ungefähr 1,5 Stunden Flug waren wir dann wieder zuhause angekommen und ich war tatsächlich ganz froh drüber.
Da wir die letzten zwei Wochen quasi mit Fasten verbracht hatten, ging es vom Flughafen direkt zu einem Burgerrestaurant, das Laura und ich schon länger mal ausprobieren wollten. Wir nahmen unser Essen mit und setzten uns ans Meer. Es war super lecker und ein gelunger Ausklang des Urlaubs :)
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Insgesamt war diese Madagaskarreise echt ganz anders, als meine erste.
Erstens sind die Inseln landschaftlich und auch kulturell sehr anders, als die Grande Terre. Zweitens war meine erste Erfahrung natürlich viel lxuriöser und dadurch viel kontrastreicher. Tagsüber sah man die Armut und abends saß man in einer luxuriösen Unterkunft und trank Cocktails. Diesmal sahen wir tagsüber die Armut und saßen Abends in einem Haus ohne Strom und Wasser. Das ganze hat mir gut gefallen, denn wir haben teilweise wirklich gelebt, wie die Leute dort und gut mitbekommen, wie es ihnen geht. Außerdem hatte ich diesmal mehr Kontakt mit den Einheimischen und habe mich viel mit ihnen unterhalten. Das war sehr spannend und hat mir letztes Mal ein bisschen gefehlt. Landschafltich präferiere ich glaube ich (bis auf Nosy Iranja) trotzdem das Festland-Madagaskar.
Ich bin dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen und hoffe, dass ich es für immer schätzen werde, wenn Strom aus der Steckdose und Wasser aus dem Wasserhahn kommt!