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Mr. Phong

Veröffentlicht: 09.02.2020

So nun zu einem kleinen Abenteuer:

Wir waren also in Hoi An. Von hier aus fährt leider kein Zug weiter in den Süden. Sergio, der Reisende aus Kolumbien, und ich hatten nach dem gemeinsamen Theater festgestellt dass wir den gleichen Weg in den Süden vor uns hatten. Warum also nicht zusammen reisen?

Meine erste Wahl lag beim Zug, der allerdings erst die 30km zurück in Da Nang Abfuhr. Beim Abendessen in Hoi An am letzten Tag dort hatte uns ein Einheimischer angesprochen, ob wir Lust hätten, ihn für geringe Entlohnung in seinem Dorf zwischen Hoi An und Da Nang zu besuchen und er würde uns etwas über die Traditionen und Geschichte erzählen.
Warum nicht? So ein Angebot bekommt man nicht alle Tage. Der Plan war also, Mr Phong zu besuchen und abends weiter nach Da Nang zu fahren, um den Nachtzug zu nehmen.

Mr. Phong ist Kriegsveteran des Vietcong und hatte mehr Geschichten auf Lager, als man sich vorstellen kann. Auch wenn vieles schwer zu verstehen war mit seinem Akzent. Anschließend erklärte er uns wie die Familienstämme Vietnams aufgebaut sind und dass diese bis zu 500 Jahre in die Vergangenheit zurück reichen. Jeder gehört hier zu einem Familienstamm dazu und weiß ganz genau wann und wo dieser gegründet wurde. Ich weiß nicht mal den Namen meines Urgroßvaters. Wir Europäer sind schon echt bescheuert, wenn es ums Erhalten unserer Geschichte geht.

Mr Phong führte uns in seinen Hinterhof, wo einige Schweine herumgrunzten. Direkt daneben standen völlig verstaubte Zisternen. "There we do ricewine". Echt jetzt? Ich musste lachen. Die Destillerie sah aus, als wäre sie Jahrzehnte nicht benutzt worden. "No, really." Mr Phong griff zu einem Plastikmaßbecher, der völlig verstaubt war und an dem einige Hühnerfedern klebten, und tunkte ihn in ein ebenfalls dreckiges Fass voll Flüssigkeit. "Try it." Was soll's? Man ist nur einmal jung. Ja, ich probierte es. Ganz ehrlich? Ich hab noch nie in meinem Leben besseren Schnaps getrunken. Sergio versuchte auch und wir grinsten uns nur selbstverständlich an. " is it possible to get 1 liter of that ricewine?" ...

Wenn man eins lernt auf Reisen, dann ist es die Ruhe zu bewahren und clever zu improvisieren. In Da Nang wurde es etwas kompliziert: Als wir ankamen stellten wir fest, dass wegen des Endes der Feiertage alle Züge für die nächsten zwei Tage ausgebucht waren. Ja scheiße, was jetzt? 5km weiter am Busbahnhof sagte uns die Dame am Schalter dass auch alle Busse für 5 Tage ausgebucht waren.
Okay, Brainstorming. Wir mussten definitiv heute weiter, da uns die Zeit davon lief. Wenn man so drüber nachdenkt sind in Vietnam alle Menschen ziemlich korrupt... "Hey, let's go looking for the Bus driver." Sergio war erst etwas suspekt dem gegenüber. "But we don't have a ticket." Ich lächelte. " Trust me. Everybody here is a bitch."
Tatsächlich suchten wir uns den nächsten Bus, der nahe zu der Stadt fuhr, zu der wir wollten, und siehe da: Der Busfahrer nahm uns für etwas Taschengeld mit. Glück gehabt.
Eigentlich bekamen wir sogar den besten Platz im Bus, was ein ganzes Matratzenlager war.
Es folgte eine lange, recht schlaflose Nacht. Der Reiswein minderte das allerdings etwas.

Aber Hey! Wir waren auf dem Weg in den Süden!♡

Antworten (1)

Sylvia
Coole Geschichte! 👍

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