Veröffentlicht: 30.01.2022
22.1. Heute um 9:00 Uhr haben wir den Termin für unseren PCR-Test. Nach einer kurzen Nacht stehen wir müde und mit dem restlichen Muskelkater vom W-Trek vor dem Labor. Hier hat sich bereits eine lange Schlange von Wartenden gebildet. Da wir uns online Termine reserviert haben, denken wir aber nicht dran uns einzureihen. Als sich die Türen öffnen, werden wir von einigen darauf hingewiesen, wir müssten in der Reihe hinten anstehen. Komisch, denken wir uns und schaffen es zum vereinbarten Termin in den 2. Stock.
Die Resultate sollten wir spätestens heute Abend bekommen. Das passt wunderbar, denn wir haben noch viel vor: um 10 Uhr fährt unser Bus zurück nach Punta Arenas, dort angekommen können wir um 13:00 unseren Camper Jeep mit Dachzelt in Empfang nehmen. Das Unternehmen ist ein Familienbetrieb und alle sind sehr herzlich und freundlich. Gerardo der Vater lädt uns sogar ein, auf seinem Grundstück oberhalb von Punta Arenas zu übernachten wenn wir möchten, WhatsApp genüge. Danach haben wir ausreichend Zeit zum Einkaufen, Jurada de Salud ausfüllen und wenn die Ergebnisse des Tests vorliegen, düsen wir los zum Grenzübergang nach Argentinien. So der Plan…
Um 17:00 Uhr bekommen wir dann endlich die Mail vom Labor: Roman wurde positiv getestet – meiner ist (noch) negativ! Ausgebremst!
In der Mail steht, dass das Gesundheitsministerium uns anrufen würde und uns alle weiteren Schritte erklären werde. Etwa 2 Stunden sitzen wir im Auto, diskutieren Möglichkeiten und warten auf den Anruf der nie kommt… Das es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich auch positiv bin und das wir uns in Quarantäne begeben sollten, ist uns klar. Wir suchen nach mehr Informationen auf den offiziellen Regierungsseiten, finden Rufnummern, aber alle Versuche jemanden zu erreichen scheitern.
Also fahren wir zum Krankenhaus und da ich „noch“ negativ bin, gehe ich hinein und versuche Fragen zu klären. Die Ausbeute ist auch hier eher kläglich: niemand ist zuständig und die Telefonnummern der 5 Quarantänehotels sind bis auf 2 allesamt nicht in Betrieb! Von den zwei Hotels erreichen wir eines und dort erklärt man uns, dass sie voll besetzt seien.
Was wir denn nun tun sollen? …ja, das wisse sie halt auch nicht… ich solle mich von Roman fernhalten – er soll in Quarantäne… ja soviel wissen wir theoretisch auch, leider ist es schwer umzusetzen. In ein normales Hotel können wir so nicht, es bleibt also die Selbstisolation im Dachzelt. Eingekauft ist ja, nur das Problem der fehlenden Sanitäranlagen bleibt ungelöst.
Wir schreiben Gerardo und können für diese 1. Nacht auf seinem Grundstück bleiben. Trotz Corona-Dämpfer geniessen wir den Ausblick über das beleuchtete Punta Arenas aufs Meer hinaus und Gerardo ist ein wunderbarer Gastgeber, bringt uns Bier und am Morgen Brötchen und frische Eier seiner Hühner.
23.1. Wir schlafen aus und nehmen es ultragemütlich, es besteht ja kein Grund zur Eile mehr. Ich werde von einem von Gerardo`s Hunden unsanft angegangen, er will ja nur spielen… Ausserdem ist es heute ausserordentlich windig, kühl und eher durchzogen. Gegen Mittag beschliessen wir uns einen neuen Ort für die „Zeltquarantäne“ zu suchen. Wir möchten die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren (ausserdem behielten wir unser „hohes C“ für uns…) Wir wollen möglichst weg von den Menschen und wenn’s geht etwas windgeschützt in der Natur ausharren. Obschon wir rasch aus Punta Arenas draussen sind, gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Plätzchen als schwierig: Chilenen stellen sehr gerne Zäune auf. Überall! Alles Land, das privat ist, wird eingezäunt. So sitzen wir einige Stunden in unserem Jeep irgendwo an einer Feldstrasse und spielen Karten.
Danach unternehmen wir einen 2. Versuch, biegen einen weiteren Feldweg ein und finden den perfekten Stellplatz: versteckt zwischen Büschen, ausserhalb eines Grundstückzauns. Der Platz ist so klein, dass nur unser Jeep und das Tischchen mit den Stühlen Platz hat. Endlich, wir sind froh und richten uns ein. Obschon es hier weniger zieht, haben wir keine Lust zu kochen, bereiten uns nur einen einfachen Salat zu und legen uns kurz danach schlafen. Irgendwann schrecken wir hoch, da hinter uns ein Wagen den Feldweg hochfährt. Vorbeigefahren, denken wir uns, ein gutes Zeichen. Etwa 20 Minuten später fährt das Auto wieder runter und hält direkt bei uns an…Mist. Der Mann erklärt uns, dass wir hier nicht parken dürften, es sei Privatland, alles hier, auch die Strasse. Wir erklären, dass wir das nicht wussten und dachten, das Privatgrundstück fange erst beim Zaun oben an. Der Herr verneint und kennt kein Pardon, wir müssen die Segel streichen – mittlerweile ist 22:30 Uhr.
Groggy ziehen wir uns an, packen ein, verschnüren das Zelt und machen uns vom Acker. Wir wissen nicht wohin und suchen nach einem Camping. Nur gibt es alle in Google Maps eingetragenen Stellplätze heute nicht mehr, na toll! Und irgendwo hinstellen trauen wir uns nicht mehr – wir möchten ungern nochmals geweckt werden. Nach zwei Stunden durch die Nacht brettern, finden wir einen Park! Mit Grillstellen und Stehplätzen und: er ist sogar gratis. Im Dunkeln bauen wir alles wieder auf. Immerhin sehen wir einen Honigmelonenmond über dem Atlantik aus den Wolken aufsteigen, der in seiner Grösse und Schönheit viele der Strapazen vergessen lässt. Trotzdem bleibt die Nacht unruhig und kurz, vor allem wegen dem Wind.
24.1. Wir fahren nach Punta Arenas hinein um uns nochmals testen zu lassen. Denn auch ich brauche einen positiven Test und das so früh wie möglich, damit sich unsere Quarantänebestimmungen nicht noch mehr verschieben und so das Warten in die Länge ziehen.
Leider seien die Testresultate alle erst in 2-3 Tagen zu erwarten, wird uns erklärt.
Wir beschliessen kurzerhand zurück nach Puerto Natales zu fahren und uns halt dort nochmals testen zu lassen. 2 Probenslots können wir um 15:00 Uhr beim selben Labor vom Samstag reservieren.
Die ca. 3-stündige Fahrt ist abenteuerlich und saugefährlich: die Windböen die hier brausen, sind eine Klasse für sich! Von einer Sekunde zur nächsten muss man das Steuer rumreissen, damit das Auto nicht im Strassengraben landet, ausserdem ist es in unserem Gefährt sehr laut, da der Wind zwischen Jeepdach und Zelt hindurchpfeift – sind das nun Kopfschmerzen wegen Covid oder vom Lärm?…
In Puerto Natales finden wir einen Camping auf dem wir kaum Kontakt zu anderen Personen haben. Die Toiletten sind gut durchlüftet und wir tragen sowieso immer Maske – mehr können wir nicht tun…
Beim Labor steht schon wieder eine meterlange Menschenschlange. Als die Pforten geöffnet werden, sagen wir dem Mann wir hätten Reservationen. „Na reihen sie sich schön hinten ein“ – äh, bitte wie?! Eine sich uns verschliessende Logik, die uns aber nicht das erste Mal begegnet in Chile: es gibt ein Reservationssystem, welches am Ende aber keinen Wert hat, da man vor Ort dann trotzdem anstehen muss, weil es „zu kompliziert“ ist das Ganze zu organisieren. Wir sind genervt und stehen trotzdem brav für 40 Minuten in der Schlange bis wir beschliessen, dass das so keinen Sinn hat. Stattdessen gehen wir einkaufen nur danach nochmals zum Labor zu gehen, dieses Mal aber für einen Antigentest: günstiger und ausreichend zum Sehen ob ich mittlerweile auch positiv bin. Ausserdem solle man so das Resultat in 2-3 Stunden haben. Nachdem dies getan ist, gehen wir zurück auf den Camping: Abwarten, Weinchen trinken, über Un-Möglichkeiten diskutieren und die Pistazienkerne vom Boden klauben - Mensch dieser Wind!!