Veröffentlicht: 27.02.2022
23.1. Punta Arenas
Wir schlafen aus und nehmen es ultragemütlich, es besteht ja kein Grund zur Eile mehr. Ich werde von einem von Gerardo`s Hunden unsanft angegangen, er will ja nur spielen… Ausserdem ist es heute ausserordentlich windig, kühl und eher durchzogen. Gegen Mittag beschliessen wir uns einen neuen Ort für die „Zeltquarantäne“ zu suchen. Wir möchten die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren (ausserdem behielten wir unser „hohes C“ für uns…) Wir wollen möglichst weg von den Menschen und wenn’s geht etwas windgeschützt in der Natur ausharren. Obschon wir rasch aus Punta Arenas draussen sind, gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Plätzchen als schwierig: Chilenen stellen sehr gerne Zäune auf. Überall! Alles Land, das privat ist, wird eingezäunt. So sitzen wir einige Stunden in unserem Jeep irgendwo an einer Feldstrasse und spielen Karten.
Danach unternehmen wir einen 2. Versuch, biegen einen weiteren Feldweg ein und finden den perfekten Stellplatz: versteckt zwischen Büschen, ausserhalb eines Grundstückzauns. Der Platz ist so klein, dass nur unser Jeep und das Tischchen mit den Stühlen Platz hat. Endlich, wir sind froh und richten uns ein. Obschon es hier weniger zieht, haben wir keine Lust zu kochen, bereiten uns nur einen einfachen Salat zu und legen uns kurz danach schlafen. Irgendwann schrecken wir hoch, da hinter uns ein Wagen den Feldweg hochfährt. Vorbeigefahren, denken wir uns, ein gutes Zeichen. Etwa 20 Minuten später fährt das Auto wieder runter und hält direkt bei uns an…Mist. Der Mann erklärt uns, dass wir hier nicht parken dürften, es sei Privatland, alles hier, auch die Strasse. Wir erklären, dass wir das nicht wussten und dachten, das Privatgrundstück fange erst beim Zaun oben an. Der Herr verneint und kennt kein Pardon, wir müssen die Segel streichen – mittlerweile ist 22:30 Uhr.
Groggy ziehen wir uns an, packen ein, verschnüren das Zelt und machen uns vom Acker. Wir wissen nicht wohin und suchen nach einem Camping. Nur gibt es alle in Google Maps eingetragenen Stellplätze heute nicht mehr, na toll! Und irgendwo hinstellen trauen wir uns nicht mehr – wir möchten ungern nochmals geweckt werden. Nach zwei Stunden durch die Nacht brettern, finden wir einen Park! Mit Grillstellen und Stehplätzen und: er ist sogar gratis. Im Dunkeln bauen wir alles wieder auf. Immerhin sehen wir einen Honigmelonenmond über dem Atlantik aus den Wolken aufsteigen, der in seiner Grösse und Schönheit viele der Strapazen vergessen lässt. Trotzdem bleibt die Nacht unruhig und kurz, vor allem wegen dem Wind.
24.1. Punta Arenas - Puerto Natales
Wir fahren nach Punta Arenas hinein um uns nochmals testen zu lassen. Denn auch ich brauche einen positiven Test und das so früh wie möglich, damit sich unsere Quarantänebestimmungen nicht noch mehr verschieben und so das Warten in die Länge ziehen.
Leider seien die Testresultate alle erst in 2-3 Tagen zu erwarten, wird uns erklärt.
Wir beschliessen kurzerhand zurück nach Puerto Natales zu fahren und uns halt dort nochmals testen zu lassen. 2 Probenslots können wir um 15:00 Uhr beim selben Labor vom Samstag reservieren.
Die ca. 3-stündige Fahrt ist abenteuerlich und saugefährlich: die Windböen die hier brausen, sind eine Klasse für sich! Von einer Sekunde zur nächsten muss man das Steuer rumreissen, damit das Auto nicht im Strassengraben landet, ausserdem ist es in unserem Gefährt sehr laut, da der Wind zwischen Jeepdach und Zelt hindurchpfeift – sind das nun Kopfschmerzen wegen Covid oder vom Lärm?…
In Puerto Natales finden wir einen Camping auf dem wir kaum Kontakt zu anderen Personen haben. Die Toiletten sind gut durchlüftet und wir tragen sowieso immer Maske – mehr können wir nicht tun…
Beim Labor steht schon wieder eine meterlange Menschenschlange. Als die Pforten geöffnet werden, sagen wir dem Mann wir hätten Reservationen. „Na reihen sie sich schön hinten ein“ – äh, bitte wie?! Eine sich uns verschliessende Logik, die uns aber nicht das erste Mal begegnet in Chile: es gibt ein Reservationssystem, welches am Ende aber keinen Wert hat, da man vor Ort dann trotzdem anstehen muss, weil es „zu kompliziert“ ist das Ganze zu organisieren. Wir sind genervt und stehen trotzdem brav für 40 Minuten in der Schlange bis wir beschliessen, dass das so keinen Sinn hat. Stattdessen gehen wir einkaufen nur danach nochmals zum Labor zu gehen, dieses Mal aber für einen Antigentest: günstiger und ausreichend zum Sehen ob ich mittlerweile auch positiv bin. Ausserdem solle man so das Resultat in 2-3 Stunden haben. Nachdem dies getan ist, gehen wir zurück auf den Camping: Abwarten, Weinchen trinken, über Un-Möglichkeiten diskutieren und die Pistazienkerne vom Boden klauben - Mensch dieser Wind!!
25.1. Torres der Paine
Um 7:00 Uhr bekommen wir die Mails, welche unser Schicksal besiegeln: wir sind beide positiv. Wir fahren zurück in den Torres Nationalpark zum Lago Pehoe und mieten uns auf dem Camping ein. Hier sind die Abstände zu den anderen Plätzen gross, und wir sind mehrheitlich draussen und für uns allein. Ausserdem ist es wohl der schönste Platz auf Erden um Freiluftquarantäne zu betreiben.
Wir wandern auf den Mirador Condor und legen uns in die steife Brise. Es macht Spass und wir können einen Sonnenuntergang lang das ganze Hin und Her vergessen und einfach geniessen, wo wir sind.
26.1.
Wir nehmen es gemütlich – what else? Lesen viel und halten die Nase in die Sonne. Im Verlauf des Tages lernen wir unsere Nachbarn besser kennen: Ulf und Gina ein schon älteres deutsch-englisches Pärchen und sehr! wohlhabend (ok, sie sind wohl Millionäre… aber doch entspannt). Irgendwann im Gespräch kommt’s: sie sind in derselben Situation wie wir: positiv und in selbstverschriebener Quarantäne am Ausharren UND sie kamen von Argentinien und sollten wieder zurück und fiebern genauso wie wir, ob und wann das klappen könnte. Auch der Nachbar auf der anderen Seite sei positiv – na, da haben wir ja den richtigen Ecken des Campings ausgesucht. Wenigstens stecken wir so nicht noch jemanden „frisch“ an.
Nachmittags machen wir einen Ausflug zum Mirador Torres. Von hier sieht man die Cuernos, die Torres und den Paine Grande, es ist wunderschön!
Abends vergnügen wir uns mit Suppe kochen, die Füchse und Vögel um unseren Stellplatz beobachten – es gibt Schlimmeres.
27.1.
Der Tag verläuft ähnlich wie sein Vorgänger: Nickerchen reiht sich an Lesen, Rumi spielen, Mails und Corona-Regeln checken mit schlechter Netzverbindung (dauert schön lang, ergo mehr Zeit totgeschlagen, Check!) Vögel beobachten, … Abends lädt uns Ulf auf ein Glas Wein ein. Das Glas Wein bauscht sich zu einer halben Nacht auf (mit mehr Wein, logisch) und angeregten Gesprächen und Diskussionen übers Reisen, Gott und die Welt. Beide Gina und er, sind sie spannende Gesprächspartner und erst als die Füsse zu Eisklötzen gefroren sind, spazieren wir zu unserem Jeep zurück und legen uns schlafen.