Veröffentlicht: 05.11.2021
1.-4.11. Santa Cruz Trek
4 Uhr früh, der Wecker klingelt. Rasch packen wir unsere paar Sachen für den bevorstehenden Santa Cruz Trek. Pünktlich um 4:30 Uhr holt uns Rodolfo mit dem Kleinbus ab. Auf dem Rücksitz sitzt bereits Angel, unser Koch für die nächsten Tage. Nun geht die 6-stündige Fahrt ins Hochland der Cordillera Blanca los. Es ist eine rumplig-holprig-schöne Fahrt mit immer wieder schönen Ausblicken in die Berg- und Talwelt Perus.
Endlich ist es soweit und wir können aussteigen. Hier im Dörflein treffen wir auf Cirillo, Eseltreiber und unser Mann für die Zelte und das Gepäck. Da es nicht mehr Touristen hat, sind wir alleine und mit 3 Personen und 4 Eseln mehr als nur wohl umsorgt!
Cirillo stellt jeweils alle Zelte (samt Latrinenzelt) auf und Angel zaubert im Kochkittel auf den zwei Kochplatten manch leckeres Essen: jeden Tag ein anderes Frühstück, einen Mittagsimbiss, Nachmittagstee mit Knabbereien und ein Abendessen. Wir sind geplättet ob all dem Luxus! Auch der Hygienestandard ist für Zeltferien sehr hoch.
Wir geniessen die langen, ruhigen, sternenverhangenen Nächte und bei den täglichen Wanderstrecken wird unser Trek immer wie mehr zum kulturellen Austausch:
Mit Rodolfo sprechen wir am 1. Tag noch englisch, da aber weder Angel noch Cirillo Englisch sprechen und Rodolfo von uns erfährt, dass wir doch etwas Spanisch können, wechseln wir beim Abendessen auf Spanisch. So können alle mithören/-reden und verstehen und wir zwei haben einen 4-Tage-Intensivsprachkurs. ;) Wenn wir oder die drei eine Pause brauchen, wechseln wir auf Berndeutsch und sie auf Quechua – die Landessprache Perus. Diese wird jedoch nicht in den Schulen gelehrt und ist mittlerweile etwas „verwaschen“ mit Spanisch. Auch herrsche ein grosser Stadt-Land-Graben und viel Diskriminierung unter den Peruanern selbst: wer Quechua spricht, ist Person 2. Klasse; obschon die Person damit schon 2 Sprachen spricht…
Wir erfahren viel Spannendes über die Geschichte von Peru: wusstet ihr zum Beispiel, dass Peru erst seit rund 200 Jahren unabhängig ist? Oder dass die Amerikaner die Forelle mit ins Land brachten? Oder das ganz viel Eukalyptus hier wächst? (Auch von „Eroberern“ mitgebracht, ohne Koalas…)Das die Unterstufe am Morgen die Oberstufe am Nachmittag Schule hat - unterrichtet von denselben Lehrern? Auch gibt es in ganz Südamerika genau eine einzige Bergführerin bis jetzt! Aber 2 weitere Frauen sind gerade in Ausbildung, es bewegt sich also etwas. Übers Schulsystem, Politik, Traditionen und Gepflogenheiten der Schweiz und Peru – wir lassen nichts aus und erzählen uns alles.
Der zweite Tag führt uns über den Punta Union, dem höchsten Punkt des Trekkings.Die Inka haben den Passübergang mit Treppen ausgebaut und wir können immer noch dieselben Stufen benutzen. Unten im Talboden warten schon die Zelte auf dem wohl schönsten Campingplatz der Cordillera. Andere Touristen hat es wenig. Wir begegnen nur 7 Europäern in 4 Tagen, alle in entgegengesetzter Richtung unterwegs.
Am zweitletzten Tag regnet es uns noch die Hucke voll, nachdem wir auf dem Rückweg von der Gletscherlagune Arhuaycocha sind, wo wir vergebens auf den Ausblick auf den „Paramount Pictures Berg“ ( ja, der im Logo) warten. Auch verlängern wir diese Strecke, damit wir am letzten Tag rasch im Tal sein werden. Der Weg verläuft am Fluss entlang, welcher gesäumt von mit Bromelien bewachsenen Bäumen ist. Eine wunderschöne Landschaft, die zum Fotografieren einlädt.
So geht Roman nach dem Tee nochmals los. Ich lege mich zum Ausruhen ins Zelt und lese. Pablo der Trekkinghund auf den letzten Etappen taucht vor dem Ess-Zelt auf und bewacht es über Nacht. ;)
So vergehen diese 4 Tage mit unvergesslichen Weitsichten in die Bergwelt Perus und vielen kostbaren Erinnerungen und Anekdoten.
Unterwegs sehen wir noch das niedlichste Viech ever: ein Viscacha! Ja das heisst nicht nur wie ein Pokémon, das ist eine Art Kreuzung aus Kaninchen und Eichhörnchen – sehr putzig. Unbedingt hier angucken gehen: https://www.pinterest.com/pin/219057969356303085/
Am letzten Tag sind wir nach 2 Stunden wandern im Dorf Cashapampa angekommen. Kurz darauf kommt der Minibus um alles Gepäck einzuladen. Cirillo nimmt seine Esel und wandert den ganzen Weg zurück in sein Dorf. Wir fahren unsererseits zurück nach Huaraz.
Wir haben noch eine Nacht im „el Jacal“ gebucht und bekommen sogar dasselbe Zimmer, das wir vorher schon hatten.
Wir hängen die Schlafsäcke zum Auslüften an die frische Luft, bevor wir sie ins Geschäft zurückbringen, sortieren die Wäsche und geniessen eine heisse Dusche.
Nach einem Wettercheck wird klar, dass die Besteigung des Pico Mateo morgen ins Wasser fallen wird. Schade, dafür können wir es gemütlich nehmen bevor wir uns morgen Abend wieder einmal in einen Nachtbus setzen… das Abenteuer geht weiter.