52 weeks
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Huaraz

Veröffentlicht: 05.11.2021

28.10. Um 6:00 Uhr morgens kommt unser Bus in Huaraz an. Rodolfo, unsere Hikingtourguide holt uns ab und gemeinsam spazieren wir zu unserem Hotel, das nahe vom Zentrum liegt. „El Jacal“ ist herrlich rustikal, verwinkelt und wird von einer Familie geführt. Wir beziehen unser Zimmer und können erstmals etwas verschnaufen und ankommen. Um 9:00 Uhr kommt Rodolfo wieder und wir besprechen die nächsten Tage, den 4-tägigen Trek den wir machen möchten und wo wir zusätzliches Material mieten können. Huaraz liegt selbst schon auf 3052 Meter über Meer, unser Trek wird uns auf über 4750 führen und da machen unsere Schlafsäcke nicht mehr mit. Zum Glück hat es einen guten Gearshop mitten im Zentrum. Von Rodolfo erfahren wir auch, dass die meisten Peruaner nicht gerne lange Wanderungen machen und das hier in Huaraz die einzige Bergführerschule von ganz Peru liegt. Diese wurde ursprünglich von einem Schweizer ins Leben gerufen, weswegen sie sich nach wie vor ans Schweizer System halten.

Da es in den nächsten Tagen immer wieder regnen soll, warten wir ab und werden mit Eintageswanderungen beginnen um uns auch an die Höhe zu gewöhnen.

Rodolfo strahlt eine angenehme Ruhe aus und zeigt uns noch den lokalen Markt wo man von ganzen Hühnern und Schweinen abgesehen auch einen Viertel Kuh kaufen könnte. Natürlich bekommt man auch alles andere was man fürs Leben braucht – die Halle ähnelt einem Supermarkt. Es ist wuselig und geschäftig, bunt und laut hier in Huaraz – uns gefällt es schon jetzt richtig gut! 

Danach verabschiedet sich Rodolfo und wir ziehen alleine weiter durch die Stadt. Frühstücken in einem kleinen Café für umgerechnet 8 Franken, kaufen uns noch Wasser und legen uns dann schlafen. Wir sind beide hundemüde nach den letzten Tagen mit wenig Schlaf in verrenkten Stellungen.

Nach unserer Naptime drehen sich unsere Gedanken um den weiteren Verlauf unserer Reise. Da jedes Land seine eigenen Covid- und Quarantänespielregeln hat, müssen wir uns da zeitintensiv durchwursteln. Immerhin: Bolivien, Chile und Argentinien machen zwar in guter Frist die Einreise per Flugzeug möglich, jedoch sind die Anforderungen für Chile sehr anstrengend und vielseitig. Und eben, nur per Flugzeug ist einzureisen, die Landesgrenzen mit dem Auto überqueren geht nicht, was unsere Pläne in Patagonien wandern zu gehen, zunichte macht. Also zeichnen wir Pläne und schauen wie es mit uns nach Peru weitergehen soll.

Vorerst aber geniessen wir es hier zu sein und die Andersartigkeit dieses Landes. Die Staaten sind schon ganz weit weg… ;)

29.10. Gefrühstückt wird auf der Hotelterasse mit super Blick zum Huascaran dem höchsten Berg der Cordillera Blanca mit stattlichen 6700m. Danach geht’s zurück zum Markt da dort unser Collectivo, ein Kleinbustaxi, Nr 10 fährt. Für zwei Soles fahren wir zur Puente Santa Cruz um zur Laguna Willcacocha zu wandern. Die 500+hm sind auf 3000 Meter kein Zuckerschlecken. Es geht auf Fusswegen durch ein kleines Bauerndorf mit Schule hinauf auf ein Aussichtsplateau wo man auf die südliche Bergkette blicken kann. Sogar die Wolken spielen mit und wir sehen fast alle Berge vor uns. Ein toller Anblick. Hunde bellen uns an und Esel lassen sich streicheln. Ausser dem Sonnenbrand ist der Ausflug ein voller Erfolg. Das Collectivo bringt uns auch wieder rassig in die Stadt und wir verbringen den Rest des Nachmnittags im Hotel. Amelia findet ein „Gourmet Restaurant“ nicht weit von uns wo wir zu Abend essen. Es wird von einem jungen Mann geführt, der in mehreren Restaurants in Lima gelernt hat. Er kocht nur saisonal und regional und weiss die Teller wunderbar anzurichten. Wie wir später merken ist er gar nicht einmal so teuer im Gegensatz zu anderen Restaurants. Natürlich kann man in Huaraz auch für 8 Soles (2Fr.) essen, doch wenn man für 6Fr einen Hauptgang in ungefähr einem 13 Gault Millau Punkte Restaurant bekommt, ist wohl klar wo man isst.

30.10. Heute wollen wir zur Laguna Racujolta wandern. Wir fragen Rodolfo per WhatsApp wieviel der Taxidienst kostet. Mit 2x3 Stunden Weg und 6 Stunden warten ( ja, die Taxifahrer warten bis man von der Wanderung zurück kommt!) würde das ca. 55Fr kosten. Wir halten ein Taxi an das per Zufall von einem Arbeitslosen Mountainguide gelenkt wird. Er erklärt uns, dass die Fahrt wie oben beschrieben, eben drei Stunden dauert, da die Strasse so schlecht ist. Er selber könne mit seinem Gefährt da eh nicht hoch. Wir zapfen seine Kenntnisse an und fragen ob er uns an einen anderen Ort hinfahren könnte. Er schlägt uns eine andere Lagune vor wo die Strasse besser ist und die Fahrt nur eine Stunde dauert. Die Wanderung ist aber mit rund 22km etwas länger. Als Vergleich könnte man die Distanz Interlaken – Kleine Scheidegg heranziehen. Wir schlagen ein und es geht hoch in die Berge auf 3900m. Dort ist beim Nationalparkeingang niemand zu sehen und wir gehen ohne Eintritt zu bezahlen ins Hochtal. Die Ebene zieht sich extrem und wir begegnen vielen Kühen, Pferden und Eseln die dort gratis grasen dürfen. Die letzten Höhenmeter hinauf zur Moräne oberhalb der Lagune auf 4400m sind ziemlich anstrengend so dass uns etwas die Luft ausgeht…Mutterseelenallein staunen wir über die unberührte Natur. Auch der zwischenzeitliche Regen verdirbt uns die gute Laune nicht. Immer wieder gibt es Wolkenfenster die den Blick auf die 5- und 6000er freigeben. Abel, unser Taxichauffeur kommt uns nach 5 Stunden entgegen, es ist ihm beim Warten wohl etwas langweilig geworden. Wir führen unsere ersten längeren Unterhaltungen auf Spanisch in Peru und wir kommen nach der Talfahrt sicher in Huaraz (130`000 Einwohner) an. Unterwegs fahren wir durch das Dorf von Rodolfo wo uns Abel die Eltern unseres Bergführers aus dem Autofenster hinaus zeigt. Lustig diese Zufälle. Gegessen wird natürlich wieder im Jama, dem besten Restaurant der Stadt. Es gibt ja noch mehr Vorspeisen und Hauptgänge zu testen ;)

31.10. Es hat heute mehr Gäste im Hotel da das Wochenende mit Halloween, Todos los Santos und dem Dia de las Muertos gleich mehrere Feiertage anstehen. Wir nutzen den Tag fast ausschliesslich zum Planen unserer nächsten 5 Wochen. Vor allem die Weiterreise in Peru nimmt Zeit in Anspruch. Nach 8h Zeitaufwand mit kurzer Stärkung mit Rinderherzen am Spiess (Anticuchos) haben wir 5 Busfahrten, 4 Hotels, 4 Flüge, 2 Mietwagen und ein Dschungeltrekking plus den Zeitplan der nächsten 4 Monate organisiert. Puh, jetzt geht es erst einmal an die frische Luft. Die Stadt ist voller Leben und alle Läden die offen haben geben den meist verkleideten Kindern Süssigkeiten. Wir probieren Picarones, so etwas wie Apfelküchlein ohne Apfel, dafür mit Honig und Papas rellenos, ungefähr wie Röstitaschen mit Füllung und Sauce. In der Stadt ist es wild und farbenfroh. Nur die Musik die wir erwartet haben (im TV gab es Werbung für Musikdarbietungen) finden wir nirgends. Später erfahren wir das Halloween gleichzeitig der Dia de la canzon creolla ist, doch der wird nicht mit Livebands gefeiert. Es sei nur ein etwas grösseres Ding in Lima. Schade – peruanische Musik live und hautnah zu hören hätte uns Freude gemacht. 

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