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Calakmul: Weltkulturerbe und liebenswürdige Gastgeber

Veröffentlicht: 04.08.2021

29.7. – 31.7.Calakmul

Wir geniessen einen Jarra de Pina y Chaya und ein Joghurt mit Früchten und Granola bevor wir uns auf den ca. 4-stündigen Weg nach Calakmul machen. Wir kommen gut vorwärts und landen zum späten Mittagessen in Cohunas danach geht`s zu den Cabanas Jaax Che mitten im Urwald. Nach 700m Waldweg der es in sich hat sehen wir vor uns ein paar alte etwas heruntergekommene Hütten und im Kreis dahinter einige Palapas mit Zelten darunter wo wir zwei Nächte verbringen werden. Fernando und Letizia führen dieses Camp seit 21 Jahren und in etwa so alt sieht es auch aus, wenn etwas dem Wetter und feuchten Klima ausgesetzt ist und seither nicht mehr viel investiert wurde. Sie haben drei Hunde, sieben Katzen, eine Affenfamilie in den Bäumen,(Vorsicht vor pinkelnden und scheissenden Affen!) und stemmen das Ganze zu zweit, obwohl zumindest Fernando schon etwas länger im Pensionsalter ist. Seit ihre Kinder in die Stadt gezogen sind harren sie der Dinge die da kommen mögen, so wie zum Beispiel der Tren Maya, ein riesiges Tourismusprojekt mit zugehörigem Flughafen für weitere 4 Millionen Touristen jährlich. Letizia kocht wunderbare Gerichte auf dem Feuer in ihrer improvisierten Küche am Strassenrand zu den Ruinen, damit wenigstens ein paar Gäste sich bei ihr verpflegen kommen. Ihre Rollitas de Chaya und die Habanerosauce sind ein Gaumenschmaus. Canela, die halbjährige Hündin, ist sehr lieb und bettelt wie alle Hunde in México, anständig für eine Leckerei.

Da wir unsere Benzin- und Bargeldvorräte nicht genügend unter Kontrolle hatten, stranden wir mit beängstigenden 220km Restkilometern und 560 Pesos (ca. 29 Fr.) mitten in der Biosfera Calakmul. Dank Amelias Postkärtli und knapper Internetverbindung können wir Fernando die Unterkunft, alle Mahlzeiten und seine Führung in der Ruinenstadt per Banktransfer bezahlen. Damit sollten auch die anderen Kosten die wir garantiert bar bezahlen müssen geradeso mit unserem Restbargeld gedeckt sein bis wir den nächsten ATM plündern können. Die Gesamtstrecke die wir laut Planung bis zur nächsten Tankstelle noch fahren müssten ist 200km und Fernando ermutigt uns der Anzeige im Auto doch Vertrauen zu schenken, das reiche sicher, unser Wagen sei ja „economica“. Etwas unsicher bauen wir auf Fernandos Wort und sparen uns den Umweg von 110km um vollzutanken.

Am Abend fahren wir zum Volcano de Murcielagos um 2-4 Millionen Feldermäusen beim Verlassen ihrer Höhle zwecks Nahrungssuche zuzuschauen. Wir sind ca. 20 Leute die für dieses Spektakel 75 Pesos bezahlen und werden nicht enttäuscht: wie ein Tornado erheben sich abertausende Fledermäuse gleichzeitig aus dem Schlot und schrauben sich in die Höhe. Sie fliegen teils auch zwischen uns hindurch um sich dann in einem Strahl über den Bäumen Richtung Abendrot zu formieren. Nach einer halben Stunde unaufhörlichem Fledermausstrom wird es langsam zu dunkel und wir machen uns auf den Weg zum Acampamento für die Nacht. Der Urwald ist ohrenbetäubend laut, vor allem wegen der Chicharras, die sich immer wieder ein Stelldichein geben.

Das Regenwasser für die Morgendusche wird per Schale aus dem Plastikkübel entnommen, das hier die einzige Wasserquelle darstellt. Wir treffen Fernando zum Frühstück und wir fahren gemeinsam die 60 Kilomter zur Tempelanlage. Die UNESCO hat das Gebiet als einziges in Mexico sowohl kulturell als auch naturell als schützenswert erachtet. Unterwegs sehen wir Pfaue und Fasane die vom Strassenrand ins Dickicht verschwinden. Auch sonst ist dieser Tag voller Tiersichtungen, wie zig verschiedene Insekten, Spinnenaffen, Brüllaffen oder Iguanas. Fernando hat vor allem Freude an gefiederten weissköpfigen Aasfressern, die sich laut ihm viel seltener zeigen als zum Beispiel der Jaguar, den wir aber nicht zu Gesicht bekommen. Die Ruinenstadt Calakmul ist sehr zu empfehlen, da alle Pyramiden bestiegen werden können (hallo Muskelkater) und die Einbettung in den Urwald einfach magisch ist. Sowas hatten wir eigentlich von Palenque erwartet. Der Weitblick von den zwei höchsten Bauwerken ist sensationell. Regenwald in alle Richtungen, soweit das Auge reicht. Zusammen mit anderen Naturschutzgebieten in Guatemala, Belize und México ist dies, nach dem Amazonas, das zweitgrösste zusammenhängende Regenwaldschutzgebiet der Erde. Einfach wow! Fernando ist seit 30 Jahren Führer hier und weiss scheinbar alles was die Natur und die Hinterlassenschaften der Mayas angeht.

Nach drei erlebnisreichen Stunden fahren wir zurück und lassen den Nachmittag und Abend bei Letizia im Restaurante ausklingen. Nur zu einem kurzen Spaziergang zum in die Jahre gekommenen Aussichtsturm können wir uns noch durchringen. Amelia entfernt netterweise alle Spinnennetze für mich per Kopf und Oberkörper, danke. ;)

31.7. Laguna Bacalar

So, heute stellt sich heraus ob unser Benzinpoker aufgeht… Die Anzeige sagt 76km, zu fahren sind es 64. Alles scheint gut zu gehen bis die Anzeige - - - anzeigt und das Tanksymbol zu blinken anfängt. Wir sind froh dass Fernando recht hatte und laut der Zapfsäule und kurzem Kopfrechnen noch ca. 3 Liter im Tank sind. Danach geht es ins Zentrum von Xpujil wo wir Bargeld beschaffen wollen. Der eine Bankomat ist ausser Betrieb, der andere nicht für unsere Karten geeignet. Wie sich später herausstellt hat es noch drei weitere in der Mall, diese wurden aber bei Nachfragen nicht erwähnt. Somit geht es mit den letzten 200 Pesos nach Kohunlich, einer Mayastadt die wegen des Tempels der Masken bekannt ist. An der Front links und recht neben der Treppe kann man diese 2m hohen Gesichter alter Herrscher begutachten. Das Wechselgeld gibt`s erst beim Verlassen, da auch nur ein 10 Fr. Schein in Mexico normalerweise schwer zu wechseln ist. In Bacalar klappt es dann auch mit dem dritten ATM und wir sind wieder im Besitz von Bargeld. Wir beziehen ein super Hostal an der Laguna Bacalar, mit eigenem Holzsteg und Palapa mit Liegestühlen und Hängematte. Wieso dass die Lagune Süsswasser enthält müssen wir noch herausfinden. Leider gibt es Leute, (in diesem Fall ein Franzose) welche die Dünnwandigkeit von Zeltunterkünften nicht verstehen, und bis spät in die Nacht hinein auf dem Handy Filme schauen. Ein beherztes Wort und ein darauffolgender Besuch beim Nachbarzelt lässt das Handy dann doch verstummen. Amelia findet misteriöserweise plötzlich 2000 Pesos in einer Seitentasche die unsere Bargeldprobleme der letzten Tage wunderbar überbrückt hätten…Eichhörnchenverhalten par excellence: verstecken und nicht mehr finden. ;)


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