Wolfgang Zander
Wolfgang Zander
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BULGARIEN, 10. und letzter Teil: Ruse und die Donau

Veröffentlicht: 26.07.2020

Bereits als Kind hatte ich diese Affinität zur Donau verspürt. Eine unbeschreiblich starke Anziehungskraft übte dieser Strom auf mich aus, und fasziniert schaute ich den Strudel der damals (vor dem Kraftwerksbau 1995) in Wien noch stärker strömenden Donau von der alten Floridsdorfer Brücke aus zu, wenn ich mit meinen Eltern über selbige spaziert oder später alleine mit dem Fahrrad vom Friedrich-Engels-Platz zum Hubertusdamm in den 21.Bezirk hinüber gefahren bin. Bewegt und beeindruckt hatte ich das viele fließende Wasser dieses imposant wirkenden Stromes beobachtet und mich immer wieder gefragt, woher die Donau komme und vor allem, wie die Quelle eines so großen Flusses aussehe. – Mehr als drei Jahrzehnte später, am 5.Juli 2013, hatte ich mir diesen Lebenstraum, an der Donauquelle einmal zu stehen, mit einem mir lieben Menschen gemeinsam schließlich erfüllt.

Die Frage ist für mich im Volksschulalter aber auch die gewesen, wie diese mächtig dahinströmende Donau dann weiterfließe. In einem Autoatlas meiner Eltern blätterte ich damit, dem Verlauf der Donau folgend, herum und stellte interessiert dabei fest, dass die Donau in Ungarn Duna, in Rumänien Dunarea und in Jugoslawien sowie in Bulgarien Dunav heißt.

Viele schöne Städte und Orte an und entlang der Donau hatte ich während der letzten Jahre von der Quelle weg bis nach Mohacs in Südungarn besichtigt. Die mit ihren wunderschönen klassizistischen und auch im Jugendstil erbauten Gebäuden wirklich sehenswerte Stadt Ruse zu besuchen, ist in diesem Zusammenhang mit meiner lebensgeschichtlich relevanten und auch tief in meiner Seele verankerten Donau-Faszination der eigentliche und wahrhaftige Grund gewesen, weshalb ich unbedingt einmal nach Bulgarien wollte.

Aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln habe ich mir die Donau dort angesehen und sie fotografiert. Das direkt am Kai gelegene Hotel Riga mit Blick auf die Donau und über das andere Ufer hinaus nach Rumänien hinüber hatte ich im Vorfeld meiner Reise dafür extra ausgesucht. Auf der 1954 zwischen Bulgarien und Rumänien errichteten "Freundschaftsbrücke" zu stehen, ist für mich dann der ganz große Höhepunkt dieser Reise gewesen. Sieben Kilometer außerhalb der Stadt in einem nicht gerade erbaulich wirkenden Industriegebiet liegt diese Freundschaftsbrücke und abenteuerlich ist allein schon die Anfahrt mit dem Taxi gewesen. Dem missgelaunten Grenzpolizisten zwischen dichten Auto- und LKW-Kolonnen zu erklären, dass ich nicht die Grenze zu Fuß nach Rumänien passieren, sondern nur als Tourist die Brücke besichtigen wolle, um ein paar Fotos von der Donau zu machen, ist ein weiteres Erlebnis für sich gewesen. Ziemlich angefressen herumkeppelnd hat er mich dann sehr zackig weitergewunken, während ich, über diese Szene fast ein bisschen amüsiert, an den monumentalen Pylonen vorbei die Rampe der Brücke hinaufspaziert bin. Als ich die Donau mit ihrer gigantisch wirkenden Breite dann von der Brücke aus betrachtet habe, ist mir die Gänsehaut gestanden: Fast dreimal so breit ist die Donau an dieser Stelle im Vergleich zu der unsrigen hier in Wien. 800 Meter sind es in Ruse, habe ich später nachrecherchiert. Knappe 300 Meter breit ist die Donau im Bereich der Floridsdorfer Brücke in Wien. - Wenn das nicht fasziniert . . .

Zwei Fotos möchte ich zum Abschluss dieses Bilderbogens und als Abschluss meines Reiseberichtes über Bulgarien insgesamt gegenüberstellen: Ein Bild, auf dem ich am 5.Juli 2013 an der Donauquelle im Schwarzwald stehe und ein Selfie an der Donau in Ruse am Abend des 11.August 2019 . . . - Ist es nicht tief beeindruckend und fast schon berührend, wenn man sieht, was aus diesem kleinen Rinnsal in 1078 Meter Seehöhe im Schwarzwald rund 2400 Kilometer weiter für ein mächtiger Strom geworden ist? - Die Donau, die für mich längst zu einer Allegorie des Lebensflusses geworden ist, über den ich auch schon einmal ein Lied geschrieben habe. Die Gänsehaut steht mir beim Schreiben dieser Zeilen selbst jetzt noch. Und mit der Vorstellung hier zu sein, verabschiede ich mich von meinen Leserinnen und Lesern. Hier, in Ruse an der Donau.

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