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421 Tage im Ausland – Was bleibt?

Veröffentlicht: 24.05.2022

Dies wird der Abschlussbericht meiner Zeit in Norwegen. Der 28.02.2022 markierte das Ende meiner Auslandszeit in Trondheim und ebenfalls das Ende eines wichtigen Lebensabschnittes. Ich habe viel erlebt und viel gelernt. Auch wenn meine Berichte überwiegend die abenteuerlicheren Erlebnisse darstellen, so machen diese doch nur einen Teil der Zeit aus. Vielmals kamen die langfristigsten Erkenntnisse und die wichtigsten Lehren in Momenten, die ihren Weg nicht in meine Berichte fanden. Zum einen, da manche aufgrund Ihre äußerlichen Unscheinbarkeit wenig Angriffsfläche für eine unterhaltsame Geschichte lieferten, zum anderen, da einige von Ihnen mein Denken in einem zu schwer zu beschreibenden Maße grundlegend beeinflussten. Diese Erlebnisse fanden Ihren Weg ausschließlich in meine persönlichen Journal-Einträge.

Den Inhalt dieses letzten dem Auslandsjahr gewidmeten Eintrag betreffend bin ich noch etwas unschlüssig. Es macht wohl Sinn noch einmal auf den letzten Monat zurückzublicken, auch wenn der erzählerische Charakter sich in Grenzen halten wird.

Der Februar war wie auch schon ein Großteil des Januars mit der intensiven Arbeit an meiner Masterthesis gefüllt. Besser gesagt, mit dem eigentlichen Schreiben der Arbeit. Meine Ergebnisse in Form von Simulationen hatten sich während des Januars noch oft geändert und dieser Trend setzte sich auch im Februar fort. Auch wenn der 21.02. die offizielle Deadline darstellte, so simulierte ich doch bis kurz vor knapp noch neue Ergebnisse und besserte (oftmals von mir eher eingebaute) Fehler in dem Simulationsmodell aus. Wie man sich denken kann, schrumpfte die Zeit, welche mir zum Schreiben blieb auf eine gefährlich kurze Spanne, so dass ich notgedrungen irgendwann meine aktuellen Ergebnisse als die „finalen“ Ergebnisse ansehen musste. Für das Schreiben blieb mir knapp eine Woche, was durch meine erste Covid-Erkrankung zusätzlich etwas erschwert wurde. Meine Motivation die Arbeit zu verfassen hätte ebenfalls besser sein können. Für das Projekt, in dem ich die Simulationen tätigte, sind lediglich das von mir verbesserte Modell und die Resultate wichtig. Die schriftliche Arbeit trägt meiner Ansicht nach nicht mehr so viel Mehrwert bei und gilt nur als der Beweis, dass man schlüssig logisch Probleme lösen und die Ergebnisse kommunizieren kann. Alles in allem für mich nicht die ideale Motivation weswegen sich das Ende doch sehr hinzog und ich den ein oder anderen Tag in gedrückter Stimmung verbrachte. Aber schließlich war Abgabetag und das Thema war erledigt. Die Arbeit wurde abschließend mit 1,3 bewertet.

Kennen wir das noch?

Es blieben noch 6 weitere volle Tage, in denen ich mich von meinen Freunden verabschieden konnte. In diesen beteiligte ich mich an einem letzten Cabin Trip (mein einziger in dem die gesamte Studierendengruppe sich auf eine traditionelle Nacktsauna einigte!), ging noch ein paar Mal aus, organisierte einen Taco-Freitag und eine anschließende Abschlussparty. Zu dem Taco-Freitag wurden neben meiner Kerngruppe an Freunden auch noch einige andere Leute geladen, mit denen ich das ein oder andere Erlebnis verbrachte. Die Tacos waren vorzüglich und sehr bald kam auch Schwung in die versammelte Gruppe, gab doch das Soundsystem meines Mitbewohners noch einmal die feinste Musik zum Besten. Zwischendurch gab es noch einmal einen Feueralarm, der uns um 11 noch einmal in die kalte Nacht hinausschickte, was die Situation aber eher noch abwechslungsreicher gestaltete. Die darauffolgenden 2 Tage des Samstag und Sonntag nutzte ich, um von meinen Mitbewohnern Abschied zu nehmen und gleichzeitig meine Möbel zu veräußern. Die Verabschiedung am Sonntag erfolgte teilweise emotional und ich nahm mir vor sie bald wieder zu besuchen. Es folgen ein paar Eindrücke in Bildern, die ich in der letzten Woche festgehalten habe.

Der oft besuchte Uni-Buchshop
Die manchmal besuchte Kantine im Realfagbygget derNTNU
Foucaultsches Pendel im Realfagbygget
Nahegelgener Campusteil Dragvoll, sehr gut zum ruhigen Lernen oder für`s Fitnesstraining
Campus Dragvoll von Innen
Lernraum in Dragvoll den ich manchmal nutzte
Ein leichter Lichtring ("Halo") der in der Atmosphäre von Eiskristallen erzeugt wird
Ein verlassener Tunnel in Trondheim den ich beim Spazieren entdeckte


Der steile Pfad den ich oft lief, um zur Uni zu kommen
Kanone auf der Festung Kristiansten

Eine seltene Ehre: Zwei meiner norwegischen Mitbewohner feiern mit
Feueralarm während der Party! Alle raus. Aber die Laune ist gut
Unsere wohlgelaunte chilenische Mitbewohnerin

Relikte aus schwierigeren Zeiten
Hier ging ich für Besprechungen zur Masterarbeit ein und aus.
Peperoni ist Abfahrbereit...
Letztes Gruppenfoto nach dem finalen Sushiessen
Mein treuer Kamerad und Mitbewohner Jørgen

Die Fahrt zur Fähre südlich von Oslo dauerte etwa 9 Stunden und nach dem Übersetzen fand ich Unterkunft in einem dänischen Landhaus. Die Landschaft vermisste nun den schwarzen Granit und der Blick konnte weit über das flache Land schweifen. Ein Anblick, der mir im bergigen Norwegen doch lange verwehrt geblieben war. Ebenso abwechslungsreich sah ich nun die die heimischen deutschen Landschaften. Meine Zeit in Norwegen hat mich ironischerweise gelehrt, jegliche Geografie wertzuschätzen und nicht nur auf die „Highlights“ zu achten. Nach einem weiteren vollen Tag Fahrt trudelte ich im trauten Sachsen ein, sehr zu Überraschung meiner Familie, war ich doch ein paar Tage später angekündigt. Zuhause angekommen, stellte ich schnell fest, was viele Menschen nach der Rückkehr von einer längeren Reise beschreiben. Es ändert sich nicht allzu viel und man muss erstmal lernen seine neuen Erfahrungen und Erkenntnisse, sein weiterentwickeltes „Ich“ in der alten Umgebung zu behaupten. Ein Prozess, der sehr langwierig sein kann und auch für mich immer noch Zeit in Anspruch nimmt. Es war ein sehr wichtiges Jahr in Norwegen, auch wenn ich neben den „normalen“ Auslandserfahrungen auch eher unkonventionellere Erfahrungen gemacht habe. Diese wurden aber sicherlich schlicht auch dadurch begünstigt, dass ich mich außerhalb der Heimat, außerhalb meiner gewohnten Komfortzone befand. Für die persönliche Entwicklung war die Entscheidung die Zeit dort zu verbringen somit die beste die ich je hätte machen können.

Rückfahrt durch verschneite Berglandschaften
Das Fährterminal in Larvik
Hab ich schon vermisst.

Mit diesen Worten schließe ich offiziell meine Auslandserfahrung in Form dieses Blogs ab und ich hoffe ich konnte unterhalten sowie gute Einblicke geben, was man in Auslandsemestern oder alternativ in Norwegen so erleben kann. Norwegen ist ideal, um sprichwörtlich eine Brise Nordwind zu schnuppern und sich von dem Land und der Landschaft verzaubern zu lassen. Abgesehen von Norwegen als Reiseziel, kann ich jeden bestärken, einfach einmal einen kleinen Schritt aus dem gewohnten Alltag zu machen und zu sehen was das Leben für einen bereit hält. Eine Erkenntnis die ich ebenso oft mir selbst wieder klarmachen muss und von der ich mit Sicherheit noch in Zukunft profitieren werde.

Med vennlig hilsen, Tom

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