Veröffentlicht: 07.03.2018
Hallo aus Weimar!
Unser Besuch im römischen Haus war nicht so erfolgreich wie erwartet. Leider konnten wir die Ausstellung nicht besichtigen, da das Haus im Winter geschlossen ist. Wir verschafften uns von außen einen Eindruck und machten eine kurze Pause hinter dem römischen Haus, mit einer wunderschönen Aussicht auf die Landschaft. Als wir dort saßen, haben wir uns etwas darüber ausgetauscht, wie wir "Faust I" fanden. Am Ende ist irgendwie das Thema Antike aufgekommen, vielleicht durch die Umgebung. Auch ist uns aufgefallen, dass dort ein Zusammenhang besteht. Das Erste was uns auffiel, waren die einzelnen befremdlich wirkenden Wörter. Gleich auf der ersten Seite stand der Begriff"[...]Äolsharfe[...]"(Faust I, S.1 Z.28), nach längerem Recherchieren verstanden wir, was das Wort mit der Antike und vor allem mit der griechischen Mythologie zu tun hatte. Denn das Wort wurde nach dem Herrscher der Winde "Aeolus" benannt. In diesem Zusammenhang bedeutet die "Äolsharfe" Windharfe, das Instrument erklingt durch den Wind. Dadurch schlussfolgerten wir, dass Goethe versucht, seine Empfindungen in einem Gegenstand zu personalisieren, um den Lesern seine Emotionen zu verdeutlichen. Er verknüpft somit seine Gefühle mit der Antike, in diesem Fall der Götterwelt, was deutlich auf Goethes Faszination hindeutet. Ebenfalls nimmt er durch den Satz "Der, wie ein Geier, dir am Leben frißt." (Faust I, S. 44, Z.1636) Bezug auf die Sage von Prometheus, welcher als Lehrmeister der Menschen gilt. Er bringt ihnen auch das Feuer bei und wird daraufhin von Zeus bestraft. Prometheus musste im Kaukasus in Ketten liegen und jeden Tag ertragen, wie ein Stück seiner Leber von einem Adler gefressen wird. Mit dieser Aufforderung verdeutlicht Mephistopheles, dass auch Faust die Bestrafung und letztendlich der Tod widerfahren kann. Auch das Wort "[...]Meduse[...]" (Faust I, S.118, Z. 4194) beschreibt die Medusa aus der griechischen Mythologie, welche, durch ihren Anblick, Menschen versteinert. Dadurch wird die vorherrschende Gefahr, die Faust bevorsteht, verdeutlicht. In der Szene "Die Hexenküche" wird jedoch der Bezug zur Antike am besten heraus gestellt. Faust sieht dort Helene, oder auch die schöne Helena genannt, im Spiegel und begehrt sie auf den ersten Blick. Mit den Worten "Bald Helenen in jedem Weibe"(Faust I. S.72 Z. 2604)lockt Mephistopheles ihn mit der Leidenschaft, damit er sich in seinen Händen befindet. Helene verkörpert in Faust das göttliche Abbild einer Frau. Aber diese Schönheit bringt nicht nur Freude und Leidenschaft, sondern auch Trauer und Verzweiflung, wie die Sage von ihr zeigt. Goethes Faszination für die Antike ist nicht offensichtlich dargestellt, schaut man jedoch genauer hin und achtet auch auf die kleinen versteckten Hinweise, merkt man sie klar und deutlich. Für ihn war die Verknüpfung vom Göttlichen mit der Natur und den Menschen, das was die Antike so interessant und besonders machte. Die Natur und die Architektur des römischen Hauses waren so überwältigend, dass wir uns einfach näher mit diesem Thema auseinandersetzten mussten. Durch diesen ersten Eindruck können wir sehr gut nachvollziehen was Goethe daran so fasziniert und beschäftigt hat.
Durch diese Erkenntnis wurde uns ebenfalls klar, dass die Antike einen wesentlich größeren Einfluss auf Goethe hatte und somit auch auf Faust, als der erste Eindruck vermuten lässt.
Wir sind ziemlich geschafft vom ersten Tag, freuen uns aber natürlich trotzdem auf morgen. Immerhin gibt es viel zu entdecken.
Gute Nacht, ihr hört von uns :).