Don Curry on Tour
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Don Curry und das runde Boot

Veröffentlicht: 24.01.2017

Don Curry hat eine Vorliebe für ungewöhnliche Transportmittel. Sei es ein Mokoro in Botswana, ein sehr einfaches Einbaumboot, mit dem man lautlos durch das Okavango-Delta gleiten kann; sei es die Tarabitha in Ecuador, eine Art offene Seilbahn zwischen den beiden Seiten eines tiefen Andentals. Sobald sich ihm eine Möglichkeit bietet, derartige Vehikel zu nutzen, greift er gerne zu.

Auch das südliche Indien verfügt über etwas sehr Spezielles, was Fortbewegungsmittel betrifft. Einzig in Irland konnte sich ähnliches entwickeln, sonst gibt es weltweit nichts dergleichen. Es handelt sich um das Coracle, ein kreisrundes Boot mit ungefähr 2 m Durchmesser und einer Außenwandhöhe von gerade mal 30 cm. Irgendwie ähnelt es einem großen Wok, der auf dem Wasser schwimmt. Es ist insgesamt eine sehr leichte Konstruktion aus Bambus und Schilf, das in heutiger Zeit mit einer Plastikplane bespannt wird - früher wurde Tierleder stattdessen benutzt.

Don Curry hatte gelesen, dass man im Orange County Resort kurze Coracle-Fahrten buchen könne und hatte schon am Vorabend an der Rezeption angefragt. Leider sei das nur von 9:00 bis 11:00 Uhr möglich, bedauerte die Rezeptionistin. Zufällig war gerade einer der Hotelmanager in der Nähe, hörte Don Currys Anliegen und erklärte: Natürlich könne Don Curry das tun. Er solle einfach nach dem Frühstück zum Bootanleger am Kabini See hinuntergehen.

Da stand er nun und wartete, als sich plötzlich eine eigenartige Gestalt näherte: mal sah es aus wie eine Art Fliegenpilz auf Beinen, mal wie eine Schildkröte, die aufrecht ging. Es war Sundra, einer der 130 Angestellten des Resorts, mit einem Coracle auf dem Rücken. Vorsichtig ließ er es zu Wasser und platzierte noch ein rundes Sitzkissen in der Mitte für Don Curry, sowie einen hölzernen Hocker für sich selbst. Schon das Betreten des empfindlich schwankenden Coracles erwies sich als gewöhnungsbedürftig; sicherheitshalber hatten Sundra und Don Curry Schwimmwesten angelegt.

Hier kommt ein Coracle...


Dann stach Sundra mit dem Coracle und seinem Passagier in See. Mit kräftigen Schlägen des Ruders brachte er das Boot schnell in Richtung Seemitte. Nebenbei erklärte er einiges zum Gebrauch des Bootes und wies auf einige interessante Wasservögel hin. Don Curry erfuhr dabei, dass das Coracle sowohl ein Fischerboot als auch ein Transport- und Fährboot sei. Bis zu 20 Einheimische würden - teilweise stehend - damit von einem Seeufer zum anderen fahren. Don Curry grauste allein schon bei der Vorstellung, in dieser wackeligen Nussschale aufstehen zu sollen. Die runde Form hatte sich entwickelt, weil die Winde und Wellen des Sees jederzeit schlagartig die Richtung ändern konnten und damit ein länglichen Boot viel leichter zum Kentern brachten.

Bitte einsteigen!


Einen Nachteil hatte das Coracle allerdings.  Das erfuhr Don Curry am eigenen Leib, als er mitten auf dem See mal selbst zum Ruder greifen sollte: egal, was er tat, das Coracle drehte sich einfach nur. Und je energischer er das Ruder ins Wasser trieb, umso schneller entwickelte sich die Drehung. Gut, das Don Curry in dieser Hinsicht nicht empfindlich ist, andere hätten sich vermutlich bald einer hervorbrechenden Übelkeit hingegeben. Trotzdem war Don Curry froh, das Ruder wieder Sundras geübten Händen überlassen zu können, der problemlos dem Boot wieder eine Richtung geben konnte. Nach 30 Minuten musste es leider zum Bootanleger zurückgehen, da die Gruppe um 9:30 Uhr das Resort gemeinsam verlassen würde. Das Coracle gehört sicherlich nicht zu Don Currys Lieblingsbooten, aber er kann jetzt zumindest mitreden, wenn irgendwo eine Diskussion über Vor- und Nachteile des Coraclefahrens entstehen würde. Man weiß ja nie...

Nach der glücklichen Landung am Bootanleger, setzte sich bald die ganze Gruppe in Bewegung, um auf zwei Motorbooten die gegenüberliegende Seite des Kabini Sees zu erreichen. Der Reisebus hatte sich bereits vor 2 Stunden über holprige, enge Straßen auf den Weg dorthin gemacht, um dort auf die Gruppe zu warten. So blieb Don Curry und seinen Begleitern zumindest diese 2 Stunden Busfahrt erspart. Fast 6 weitere sollten noch folgen.

Zunächst wurde es noch richtig spannend, als die Straße mitten durch den Nagarhole National Park führte. Ein Teil der Gruppe hatte bei ihrer gestrigen Morgensafari dort zumindest einen Elefanten gesehen. Jetzt konnte man direkt vom Reisebus sogar sechs Elefanten nahe der Straße erblicken, darunter ein winziges Jungtier. Allerdings hatte die Nationalparkstraße auch ihre Tücken: zweimal waren kräftige Bodenwellen nicht gekennzeichnet, so dass der Bus mit normaler Geschwindigkeit darüber fuhr - vor allem im hinteren Bereich des Fahrzeugs flogen zahlreiche  Passagiere regelrecht an die Decke, einige trugen sogar leichte Verletzungen davon.

Zwei Stunden später bot die Straße eine atemberaubende Serpentinenstrecke abwärts. Nach 9 Haarnadelkurven und geradezu erschreckenden Ausblicken auf die Straßenführung tief unterhalb, waren rund 1000 Höhenmeter überwunden, und die Temperaturen außerhalb des Busses deutlich angestiegen. Durch kräftig grüne Agrarlandschaften voll tropischer Obst- und Gemüseplantagen näherte sich die Gruppe der Küste des Bundesstaates Kerala.

Nördlich der alten Hafenstadt Calicut wartete bereits das Hotel auf die neuen Bewohner. Auch wenn die Freundlichkeit des Personals echtes Bemühen zeigte, so konnte das Haus in keinem Punkt mit dem Orange County Resort mithalten. Immerhin lag es aber fast direkt am Strand des Arabischen Meeres.

Don Curry und viele andere aus der Gruppe nutzten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Strandspaziergang. Auch viele indische Familien genossen die Strandatmosphäre. Auffallend war allerdings, dass niemand im Meer badete, und dass auch die Strandkleidung gerade mal die Füße nackt ließ, keinesfalls mehr. Recht hübsch zeigte sich der Sonnenuntergang über dem Meer, der Don Curry zumindest etwas über den Verlust des Paradieses hinwegtröstete.

Am Arabischen Meer


Insgesamt war Don Curry nicht sehr zufrieden mit diesem Tag.  Hätte er sich nicht selbst das kurze Erlebnis mit dem Coracle organisiert, wäre der ganze Tag eine einzige lange Busfahrt gewesen. Er hoffte sehr, dass die kommenden Tage wieder mehr Sehenswertes und Erlebnisreiches mit sich bringen würden...





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#indien#kabini#calicut