Veröffentlicht: 21.01.2017
Don Curry bemüht sich eigentlich stets, seine Lebenszeit sinnvoll zu nutzen. Verschwendung von Zeit ist ihm ein Gräuel. Darum wartet er auch nicht gern in Wartezimmern, auf öffentliche Verkehrsmittel oder in langen Schlangen vor Geldautomaten oder dem Taj Mahal. Doch in seinem Ringen um Selbstbestimmung siegt manchmal auch die Zeit und zwingt ihn zum demütigen Innehalten.
Der heutige Tag erzwang ganz viel davon. Bereits 4:15 Uhr klingelte der Wecker, in der Dusche war heißes Wasser noch recht knapp, da die entsprechenden Warmwasserbereiter erst zu den üblichen Duschzeiten aktiv werden würden. Statt eines Frühstücks reichte das Hotel große Pappkartons mit kleinem Inhalt: Doppelsandwich, Mini-Croissant und Mandarine. Don Curry nahm nur die Sandwiches an sich und vertilgte sie nach Abfahrt des Reisebusses um 5:15 Uhr in selbigem.
Nach 40 Minuten Fahrt war bereits der Flughafen von Delhi erreicht. Hier ging es nach dem Einchecken durch eine sehr freundliche Sicherheitskontrolle und ab 7:55 Uhr in ein Flugzeug der indischen Billig-Airline SpiceJet mit dem Ziel Bangalore. Im Flieger gönnte sich Don Curry noch einen Masala-Tee und bekam einen dicken Keks dazu - ein kleiner Trost inmitten des Eingepferchtseins aufgrund extrem enger Sitzreihen.
Dreieinhalb Stunden später war Bangalore erreicht, und es begann nun die Busfahrt nach Mysore, wo die Besichtigung des Maharajapalastes auf dem Programm stand. Doch statt der angekündigten 3 Stunden Fahrzeit, dehnte sich selbige auf 4 1/2 Stunden aus, viel zu spät für den Palast. Über 12 Stunden war Don Curry samt Gruppe nun schon unterwegs, ohne irgendein Ziel erreicht zu haben. Das Murren wuchs nicht nur in Don Curry.
Der Guide schlug schließlich einen Tausch der Programmpunkte vor: der Palast kommt morgen vormittag dran, der eigentlich dann vorgesehene Besuch des Blumenmarktes noch heute abend. Skeptisch ließ sich die Gruppe darauf ein: was würde am Abend noch auf dem Markt zu sehen sein?
Doch die Bewohner Mysores kaufen wohl mit Vorliebe am Abend ein: der Guide führte uns mitten hinein in ein exotisch-farbenfrohes Gewimmel. Neben den üblichen Obst- und Gemüseständen erfreuten besonders die vielen kleinen Läden, in denen live frische Blüten zu kunstvollen Girlanden zusammengefügt wurden - täglicher Schmuck für den Hausaltar daheim und daher absolut notwendig. Don Curry und viele andere Fotografen schwelgten geradezu in fantastischen Motiven...
Am Ende waren sich alle einig: Allein schon wegen dieses authentischen Indienerlebnisses hatten sich die 12 qualvollen Stunden der Anreise gelohnt. Ein gewohnt reichhaltiges Dinnerbuffet im Hotel vertrieb schließlich auch das letzte innere Murren und Don Curry erkannte: Manchmal konnte sich ein langes Warten durchaus auszahlen...