Veröffentlicht: 22.10.2023
Don Curry lernt bei seinen Reisen immer noch dazu. So entwickelte sich in den letzten Jahren die Erkenntnis, dass es vorteilhaft und ziemlich angenehm ist, den letzten Tag vor der Abreise nicht mehr mit notwendigem Programm zu belasten, sondern einfach Zeit zu haben, um die Reise abzurunden und in Ruhe den Koffer für die Rückreise zu packen. Und vielleicht sogar noch das letzte Ziel etwas ausgiebiger zu genießen...
Genau das stand heute im Vordergrund: das Genießen. Es begann schon mit den Vorzügen des exklusiven Badezimmers, setzte sich fort mit dem betörenden Panoramablick im Bakuer Morgenlicht und führte schließlich zum Frühstück, das Don Curry erstmals in Aserbaidschan in Form eines Buffets erleben durfte. Dieses war mehr international als aserbeidschanisch geprägt: mit Croissants, Danish Plunder, Hash Browns und Müslivariationen. Don Curry nahm es als Möglichkeit, sich allmählich aus dem kaspisch-orientalischen Gefilde zu lösen. Nach einem ausgiebigen Spaziergang um das Hotel herum und einer notwendigen Entrümpelung Kias wurde es schon Zeit für das nächste Mahl. Mittags boten die diversen Spezialitätenrestaurants des Hotels sehr günstige Menü-Optionen an. Don Curry verzichtete auf die Angebote der italienischen, türkischen und japanischen Etablissements und wählte das asiatische Restaurant "Spices" als Schauplatz seines Mittagessens, das er draußen auf der Hotelterrasse im 20. Stock einnahm. Aus den vielfältigen Möglichkeiten wählte er eine thailändische Garnelen-Kokos-Suppe, chinesische frittierte Rinderhack-Bällchen und schließlich grenzwertig scharfes Schweine-Kung Pao mit Reis; ein Glas Mineralwasser gab es zum Gesamtpreis von 7,50 € kostenlos dazu.
Derart gestärkt konnte er sich ein letztes Mal in das Abenteuer Baku stürzen und wählte diesmal die Metro als Fortbewegungsmittel. Im rund 500 m entfernten Metrobahnhof galt es zunächst eine Sicherheitskontrolle wie im Flughafen zu absolvieren, dann musste Don Curry für umgerechnet 1 € eine Baku Card im Automaten generieren, die er anschließend mit 1 € auflud. Da eine Metrofahrt umgerechnet nur 0,15 € kostete, würde das für seine Zwecke mehr als ausreichen. In ehemaligen Sowjetrepubliken sind Metrostationen stets sehr tief in den Boden gegraben, um notfalls als Bunker in (Atom-)Kriegszeiten dienen zu können. Dieser mögliche Verteidigungszweck ist wohl auch der Grund dafür, dass in der Metro ein striktes Fotografierverbot herrscht und überall ein hohes Polizeiaufgebot präsent ist. Don Curry fuhr nur zwei Stationen in einer vollbesetzten U-Bahn, um danach noch fast 1 Kilometer zu seinem eigentlichen Ziel gehen zu müssen: dem Heydar-Alijew-Zentrum.
Dieses traumhafte Meisterwerk der berühmten irakisch-britischen Architektin Zara Hadid ist allein schon eine Reise nach Aserbaidschan wert. Wie eine Fata Morgana im Stile Dalis erhebt sich das monumentale Gebäude im strahlenden Blütenweiß und organisch fließender Form. Rechte Winkel sucht man hier vergeblich. Selbst die Treppen biegen sich allmählich der Wand entgegen, um in ihr aufzugehen. Das Zentrum ist feste Heimat unterschiedlicher Museen und zugleich Veranstaltungsort für herausragende kulturelle Events. Bei Don Currys Besuch liefen gerade die türkisch-aserbeidschanischen Filmfestspiele, so dass ein großer roter Teppich vor dem Kinosaal des Zentrums ausgebreitet war.
Don Curry entdeckte im Zentrum eine umfangreiche biografische Ausstellung über Hejdar Alijew und eine Präsentation der zahlreichen Staatsgeschenke, die ihm von auswärtigen Diplomaten und Regierungschefs im Laufe seiner Amtszeit gemacht wurden. Im Erdgeschoss standen außerdem einige Staatskarossen, die in den letzten Jahrzehnten in der Sowjetrepublik und dem unabhängigen Staat Aserbaidschan genutzt wurden. Passend zur gerade in Baku stattfindenden Astronomie-Konferenz gab es einige Wandteppiche eines deutschen Künstlers zu bewundern, der spektakuläre Bilder des Kosmos in Teppichknüpfkunst umgewandelt hatte. Weitere Ausstellungen waren aserbeidschanischen Musikinstrumenten, klassischen Teppichen und herausragenden Bauwerken gewidmet. Der für Don Curry schönste Bereich lag ziemlich abgelegen am äußersten Ende des Zentrums. Hier stellten junge moderne Künstlerinnen und Künstler Aserbaidschans Werke zum Thema "Leben und Lebensraum" aus. Besonders eindrücklich erschienen Don Curry die Gemälde einer gewissen Leyla Alijewa, einer Tochter des jetzigen Staatspräsidenten, wie er später herausfand.
Nach soviel Kunstgenuss schlenderte Don Curry noch etwas durch die Umgebung des Heydar-Alijew-Zentrums mit den künstlichen Wasserfällen und dem ständig belagerten "I Love Baku"-Schild. Er entschied sich, statt des einen Kilometers zurück zur Metrostation einfach die drei Kilometer direkt zum Hotel zurück zu laufen. Während des Weges zeigte sich immer deutlicher, warum Baku auch als Stadt der Winde bekannt ist: heftige Böen hinderten selbst Don Curry kurzzeitig am Vorwärtskommen.
Am Abend setzte sich Don Curry nur noch an sein Panoramafenster, bestellte im Hotelrestaurant ein Club-Sandwich mit Pommes und Xirdalan und genoss das kulinarische Highlight im Angesicht des optischen. Nach einer erholsamen Nacht besuchte Don Curry noch einmal das Frühstücksbuffet, um anschließend das gastliche Hotel und die mondäne Stadt Baku zu verlassen.
Eigentlich wollte er auf dem Parkplatz des Flughafens noch in aller Ruhe sein Gepäck fluggerecht sortieren und Kia für die Abgabe vorbereiten, doch kaum hatte er den Motor abgestellt, klopfte Samir, der bekannte Mitarbeiter mit dem schwer verständlichem Englisch, an Kias Scheiben und wollte den Mietvertrag sehen. Don Curry reichte ihn heraus, doch der immer noch stürmische Wind Bakus entriss ihn fast sofort Samirs Händen und ließ ihn in der Ferne verschwinden. Dem Vermieter war's egal. Er hatte eine Liste von fünf Geschwindigkeitsübertretungen während der letzten 10 Tage mitgebracht, die durch Radarmessungen ermittelt worden waren, und wunderte sich sehr, wo Don Curry in der kurzen Zeit überall gewesen war. Für diese Vergehen und für die notwendige Autowäsche musste Don Curry insgesamt rund 40 € zahlen. Außerdem musste er sein Gepäck sofort ausräumen und Kia zurücklassen, um die letzten Formalitäten beim Schreibtisch unter der Treppe im Flughafengebäude zu erledigen.
Diese unerwartete und ungewollte Hektik bei der Fahrzeugrückgabe bescherte Don Curry zumindest jetzt mehr Zeit im Flughafen, wo er sein Gepäck ordnete, dann problemlos eincheckte und sogar sich noch mit Muße den überschaubaren, aber architektonisch interessant gestalteten Flughafen bei Tageslicht erkunden konnte. Dabei entdeckte er auch eine Reihe Sesselkabinen, in denen man bequem liegen und sogar das Verdeck zuziehen konnte, um ungestört im Dunkeln herumzuschlummern. Schade, dass es so etwas auf dem Istanbuler Flughafen nicht gibt...
Ganz im Gegensatz zum miserablen Hinflug funktionierte beim Rückflug alles reibungslos: die Flieger starteten und landeten nahezu pünktlich, Don Curry bekam Sitzplätze am Gang bzw. am Fenster, jeweils leckeres Essen serviert und entdeckte im Flughafen Istanbul sogar einen riesigen Bereich, den er noch gar nicht kannte. Auch der Transport zum Parkplatz seines Autos verlief völlig unkompliziert - und so blieb am Ende ganz ungetrübt der wunderbare Eindruck: diese Reise durch Aserbaidschan war ein echter Genuss!!!