Don Curry on Tour 3
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Tag 24 - Don Curry friert

Veröffentlicht: 27.10.2021

Don Curry kommt mit Außentemperaturen in der Regel gut zurecht. Sowohl mit Hitze als auch mit Kälte kann er gut umgehen. Schwierig wird es nur, wenn die Temperaturunterschiede innerhalb eines Tages zu groß werden. Dann bekommt auch er Probleme, wie an diesem Tag.

Schon beim Frühstück in seinem wundervollen Hotel in Mardin bemerkte Don Curry, dass es heute deutlich frischer war, vor allem, weil ein kräftiger Wind wehte. So musste er heute einen Pullover drüberziehen, um sich bei seinem Terrassenfrühstück wohl zu fühlen. Während er noch wartete gab es heftige Aggressionen unter den Hotelkatzen. Eine von ihnen hatte gerade eine weiße Taube erlegt und wollte die fette Beute nicht teilen, was ihre Kollegin irgendwie gar nicht verstand. So gab es heute für Don Curry ein Frühstück ohne Katzenbetteln, aber mit den schon bekannten Komponenten.

Nachdem alles in der Reisetasche verstaut war, wollte Don Curry endlich auch mal die Sehenswürdigkeiten Mardins begutachten. Bedauernswerterweise hatte er nur eine Stunde dafür Zeit. Ein Mitarbeiter stellte ihm schnell ein Programm zusammen und begleitete ihn zum Ausgangspunkt auf der oberen Hauptstraße (100 Treppenstufen). Von dort ging es nochmals 50 Treppenstufen bergauf zur Zinciriye-Medesse, dem schönsten islamischen Bauwerk Mardins. Neben der prächtigen Fassade erfreut vor allem der grenzenlose Blick von der Dachterrasse über dem zweiten Stock (25 Treppenstufen). Hier liegt die gesamte Altstadt Mardins zu Füßen. Weitere Treppenwege abwärts geleiten Don Curry zur Marienkirche, die allerdings geschlossen war. Auch bei der Chaldäer-Kirche hatte er kein Glück, der Vorhof wurde gerade so gründlich gereinigt, dass das Wasser knöcheltief stand und kein Durchkommen denkbar war. So eilte Don Curry noch zur Großen Moschee, deren Minarett und Kuppel er schon oft erblickt hatte. Der Innenraum erwies sich allerdings als völlig nüchtern, ähnlich wie die Große Moschee in Sanliurfa. 

Pünktlich nach einer Stunde kehrte Don Curry in das Maristan Tariri Konak zurück und wurde selbstverständlich mit Gepäck zu seinem Auto begleitet.  "In Van ist es kalt", meinte noch sein Begleiter, der sein nächstes Ziel kannte. Don Curry startete bei 22° C und strahlendem Sonnenschein und dachte: Kälte ist relativ; in Deutschland ist es jetzt sogar unter 10° C.

Noch einmal wollte er eine der syrisch-orthodoxen Kirchen im Gebiet östlich von Midyat besuchen. Kaum hatte er die Stadt verlassen, kam er an einen Militärposten, der genau wissen wollte, warum er hier durchfuhr. Don Curry bekannte sich als Tourist und durfte schließlich passieren. Direkt hinter dem Militärposten begann ein ausgedehntes und völlig eingezäuntes Flüchtlingslager, auf dessen Gebiet er allerdings nur wenige Menschen sah. Die Straße wurde zunehmend schlechter, die Landschaft dafür umso pittoresker. Wie eine Burg mit befestigten Wällen ragte am Ende die Kirche Mor Hadbschabo aus dem Dorf heraus. Leider blieb auch hier der Zugang zum Kirchengelände verschlossen. 

Als weiteren Zwischenstopp hatte Don Curry die Ortschaft Hasankeyf erwählt, die einstmals eines der schönsten und fotogensten Dörfer Anatoliens gewesen sein muss. Doch das ist Vergangenheit. Auch hier hat ein Staudammprojekt die Situation komplett verändert. Die ehemaligen Bewohner Hasankeyfs leben bereits in modernen, aber uniformen und charakterlosen Reihenhäusern weit oberhalb des Stausees. Die historischen Sehenswürdigkeiten wurden an Positionen oberhalb des künftigen Wasserstands neu aufgebaut. Noch wirkt das ganze wie eine riesige Baustelle - Planierraupen und Bagger umschwärmen uralte Moscheen und Grabbauten. Fertiggestellt sind allerdings ausgedehnte Bereiche für Restaurants und Souvernirshops. Einer der Verkäufer meinte zu Don Curry, in zwei oder drei Jahren sei das alles fertig; dann solle er wiederkommen. Und jetzt ein Buch kaufen, wie schön Hasankeyf vorher war. Don Curry verzichtete und fragte sich: Darf vermeintlicher Fortschritt so zerstörerisch sein?

Noch 300 km sauste er auf meist gut ausgebauten Straße gen Osten. Bei Tatvan sah er erstmals die gewaltige blaue Fläche des Van-Sees, und er spürte zunehmend, dass es im Auto längst nicht mehr so warm war. Die Klimaanlage blieb konstant auf 20° C, aber die Außentemperatur senkte sich inzwischen auf 11° C. Während der Weiterfahrt fielen Don Curry plötzlich schneebedeckte Berge ins Auge. Wo war er jetzt gelandet?

Erst nach Sonnenuntergang gelangte er zu seinem Ziel, dem Ramada Hotel direkt am Ufer des Van-Sees. Als er sein Auto verließ, zeigte das Thermometer 6° C an. Don Curry fror. Er holte aus der Reisetasche schnell einen Pullover heraus, um ihn anzuziehen, darüber noch eine Jacke. Hier war es jetzt kälter als in Deutschland! Sein Zimmer mit Seeblick hatte man erfreulicherweise vorgewärmt. Schnell ging er ins Hotelrestaurant, bestellte - völlig unregional - Hühnerschnitzel mit Pommes und Efes und zahlte für das Bier mehr als für das Essen. 

"In Van ist es kalt", hatte der freundliche Mensch aus Mardin prophezeit. Er hatte recht behalten...

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