Green-White-Red
Green-White-Red
vakantio.de/discovering-sustainabilty-in-mexico

Fiesta zu Ehren von San Jerónimo

Veröffentlicht: 23.10.2022


Hallo ihr Lieben! Ich komme endlich mal wieder dazu, hier zu schreiben. 

Es ist zwar schon ein ein wenig her, aber trotzdem möchte ich euch gerne noch davon berichten: Ich habe in den letzten 3 Wochen zwei traditionelle Feste miterleben dürfen, was sehr schöne und interessante Erfahrungen waren. Eines davon war ein Fest zu Ehren von San Jerónimo, dem Namensgeber des Dorfes, in dem ich arbeite. Am 29.09. und am 30.09. hat das ganze Dorf "San Jerónimo" groß gefeiert. Die Feier findest am 30.09. eines jeden Jahres statt, da dies der Todestag von San Jerónimo ist. Hier in Mexiko ist es in den Dörfern üblich, einmal jährlich ihren Namensgeber mit eine großen Fiesta zu gedenken. Bereits am Vorabend versammeln sich die Dorfbewohner*innen zu einem Festumzug, Tänzen, Musik, Essen und natürlich auch (alkoholischen) Getränken.

Als kleine, interessante Randinformation: Der Dorfname San Jerónimo Tecuanipan setzt sich aus zwei verschiedenen Teilen zusammen: Der erste Teil des Namens auf den Christentum der Spanier zurückzuführen, "San Jerónimo". San Jerónimo ist bei uns in Europa unter dem Namen Hieronymous bekannt und war ein Kirchenlehrer und Heiliger verschiedener christlicher Konfessionen. Der zweite Teil des Dorfnamens entstammt der Sprache Náhuatl. Náhuatl ist eine Sprache der Azteken und die am weitesten verbreitete indigene Sprache in Mexiko. "Tecuanipan" bedeutet "dort wo es Wölfe und wilde Tiere gibt". "Tecuani" wird übersetzt mit "Wolf" und "wild" und "pan" ist eine Präposition, die "in" oder "auf" bedeutet. Die Namen vieler Dörfer hier setzten sich aus einem christlichen und einem nativen Namen zusammen. 

Jetzt zum Fest: Damit Susy, eine Freundin von ihr, die auch einmal die Woche als Freiwillige bei uns arbeitet, und ich, das Fest schon am Vorabend miterleben konnten, haben Manuel und Ina uns für eine Nacht in ihr AirBnB eingeladen, was für mich eine super liebe Geste war. Manuel war an diesem Abend leider nicht im Dorf, aber wir drei Mädels haben zusammen mit Ina und mit meinem ersten Mezcal in Mexiko (ein recht starker, mexikanischer Alkohol aus , ähnlich wie Tequila), den Abend begonnen. Nach dem Austausch von ein wenig "Chisme" (bedeutet hier soviel wie "Klatsch und Tratsch") haben wir uns dann etwas später als eigentlich geplant in das Dorf begeben, um das Fest der Dorfbewohner*innen mitzuerleben. Als wir am Festplatz angekommen waren, wurde uns direkt alkoholfreier Punsch angeboten, den es für alle Besucher*innen umsonst gab. Und auch Tamales wurden an alle kostenlos verteilt. Tamale ist ein zentralamerikanisches Gericht. Es wird aus Maismehlbrei hergestellt, der gefüllt wird mit Fleisch, Käse oder Gemüse und anschließend in Pflanzenblätter, meistens Maisblätter, eingehüllt und gedämpft wird. Es gibt auch süße Varianten, die ich an diesem Abend probiert hatte. 

Kurz nach unserer Ankunft haben wir auch den Festumzug von weitem kommen sehen. Und einige Menschen inmitten des Umzugs, die an einem "Stiel" einen Korb mit Feuer vor sich hergetragen haben. Auf dem Festplatz haben sie sich dann in einem großen Kreis versammelt und innerhalb dieses Kreises haben die Menschen begonnen mit den brennenden Eimern zu tanzen. Leider kann ich hier keine Videos hochladen, aber euch zumindest ein paar Fotos zeigen. Die Musik wurde von einer Live-Band dargeboten, die allerhand Instrumente spielte und sang. 

Die Frage, die ich mir stellte: Was ist die Bedeutung von diesen Tänzen? Warum wird hier mit Feuer in Eimern an einem Stiel getanzt? 

Der Tanz wird schon seit Jahrzehnten praktiziert. Der Hintergrund: Zu Festtagen wird hier immer viel Fleisch zubereitet, das in früheren Zeiten die wilden Tiere angelockt hat. Die Menschen fingen an, Feuer in Eimern als Fackel anzuzünden, um die wilden Tiere fernzuhalten. Es handelt sich also um eine sehr alte Tradition, die sich bis heute bewahrt hat. Und die Dorfbewohner*innen haben heute viel Spaß dabei, zusammen mit den brennenden Eimern zu tanzen und zu feiern, wie ich mit Freude beobachten konnte. 

Nach den Tänzen ging es in einem Festumzug, mit den Fackeln und einem Altar zu Ehren von San Jerónimo, zu der festlich geschmückten Kirche des Dorfes. Dort endete dann ca. gegen 00:30 Uhr unser Abend und wir begaben uns zurück zum Casita de Barro. Vorher haben wir uns auf dem Weg noch ein "Esquites" gegönnt, ein Streetfood aus Mexiko. Esquites werden auf der Straße in einem Becher gereicht und bestehen aus geröstetem Mais, der zusammen mit Butter, Käse, Sahne, Zitrone, Chilipulver und Mayonnaisse zubereitet wird. Vor allem die zusätzliche Mayonnaisse macht den kleinen "Snack" für zwischendurch recht fettig und reichhaltig. Aber dadurch, dass Esquites warm serviert werden, sind sie eine gute Möglichkeit, um sich zwischendurch ein wenig aufzuwärmen.

Nach der Nacht im AirBnB, mit einem wunderschönen Ausblick auf den Vulkan am morgen, ging es ganz normal an die Arbeit. Gegen 12 Uhr haben wir uns aber alle, zusammen mit den Studierenden, die ihren Sozialen Service im Casita de Barro leisten, in das Dorfzentrum begeben, um die Festlichkeiten an diesem Tag mitzuerleben. Es waren viele Essensstände und auch einige kleine Fahrgeschäfte in dem Dorf aufgebaut und auf dem Hauptplatz haben verschiedene Gruppen Tänze oder Musik präsentiert. Wir haben zunächst eine Gruppe gesehen, die einen traditionellen, aztekischen Tanz bzw. Zeremonie aufführte und darauf folgten die Mariatschis mit ihrer fröhlichen Musik und schicken Anzügen und Hüten. Während die aztekische Gruppe ihren Tanz durchführte und von der Verbindung zur Mutter Erde und dem Leben sprach, konnten wir im Hintergrund einen weiteren Festumzug zur katholischen Kirche sehen. Manuel neben mir meinte, dass er das seit mehr als 15 Jahren nicht gesehen hat: vor uns wird die Religion der Ureinwohner praktiziert, und dahinter marschieren Menschen zur Kirche, die dem Christentum der eingewanderten Spanier*innen anhängen. Ein Nebeneinander von Tradition, Religion und Glaube, dem so nicht oft begegnet wird. Buntes Mexiko. 

Die Feier dauerte den ganzen Tag über, aber wir haben nur einen kleinen Teil mitbekommen. Ina erzählte uns, das zum Abend hin alle Familien im Dorf ihre Häuser für die anderen öffnen und zusammen gegessen und gefeiert wird. Egal welches Haus, du warst dort herzlich Willkommen und konntest es frei betreten. So eine Offenheit und Gastfreundlichkeit. Dies habe ich leider nicht mehr miterlebt, aber ich war auch froh, am Nachmittag dann im Hellen nach Hause zu fahren und mich ein wenig erholen zu können. Auf jeden Fall habe ich mich sehr gefreut, diesen Festlichkeiten dank Inas und Manuels Einladung beiwohnen zu dürfen und habe einen tollen Einblick in die Kultur Mexikos erhalten.

Dies war ein kurzer Einblick in meine Erlebnisse zum "San Jerónimo". In den nächsten Einträgen werde ich noch ein wenig von dem zweiten Fest, das ich letztes Wochenende miterlebt habe, berichten, und natürlich auch noch ein wenig von meiner Arbeit hier.

Ganz liebe Grüße nach Deutschland

Sandy

Antworten

Mexiko
Reiseberichte Mexiko
#culture#fiesta#azteca#religion#travel#volunteering