Veröffentlicht: 31.12.2022
Kaum zu glauben, dass sich das Jahr 2022 schon wieder dem Ende neigt. Ich hoffe, ihr habt alle eine schöne Weihnachtszeit verbracht! Ich sitze gerade im Auto auf dem Rückweg von einer Woche Urlaub mit Carmens Familie. Zusammen haben wir die Feiertage in einem Ferienhaus in der Nähe des Pueblos San Sébastian Bernal verbracht. Das Panorama der Kleinstadt Bernal ist geprägt von dem Monolith „Peña de Bernal“. Der Gesteinsblock ist mit einer Höhe von 288 Metern einer der höchsten der Welt und gilt als eines der dreizehn Wunder Mexikos. Ganz auf die Spitze des berühmten Steins kommt man nur mit der entsprechenden Kletterausrüstung.
Insgesamt waren wir eine Woche in dem Ferienhaus, vom 21.- bis 27.12.2022 und haben die Ruhe und Landschaft, so wie die Ausstattung des Anwesens genossen. Das Haus hatte eine große Terrasse mit Barbecue, einen schönen Garten, eine Bar und sogar einen kleinen Pool (in den Pool getraut hat sich aber tatsächlich keiner, tagsüber war es auch hier kalt mit Temperaturen zwischen 9 und 16 Grad).
Die Woche über haben wir zusammen gepuzzelt, gespielt, gemalt, gegessen, Bernal erkundet und eine kleine Fahrradtour gemacht. Ein Highlight war der Ausflug zu einem Vineyard in der Region, inklusive Weinverkostung und anschließendem Essen in dem dortigen Restaurant. Das Wichtigste war aber natürlich das Weihnachtsfest.
Weihnachten wird hier ähnlich wie in Europa gefeiert. An Heiligabend, der hier „Nochebuena“ heißt, wird gemeinsam Abend gegessen und danach gibt es die Bescherung. Der 25.12. ist ebenfalls Feiertag, der mit der Familie verbracht wird. Nur den 2. Weihnachtstag gibt es hier nicht und viele arbeiten am 26.12. schon wieder. Am 24. Haben wir den Tag also ganz entspannt zusammen verbracht und zum späten Nachmittag hin angefangen das Weihnachtsessen vorzubereiten. Als Hauptspeise gab es Fisch, für mich in veganer Variante (veganen Lachs). Außerdem gab es Apfelsalat, Salat mit Kartoffeln und Gemüse und Kartoffeln in Mole. (Als Mole werden alle möglichen mexikanischen Saucen bezeichnet, die kochend zubereitet werden. Das Wort „Mole“ stammt aus der indigenen Sprache „Nahuatl“ und lässt sich übersetzten mit „Mischung“ oder „Gebräu“). Als Nachtisch gab es eine „Tarta de Santiago“ mit Beeren und einen Christstollen, den ich in einem deutschen Landen in Puebla gefunden hatte. Vor dem Essen, nach dem wir uns hübsch für den Abend gemacht hatten, gab es eine kleine Tanz-Fiesta und nach dem Essen haben wir Geschenke ausgepackt und danach noch kurz am Feuer gesessen. Eigentlich hatte die Familie vorher abgemacht, dass dieses Jahr ohne Geschenke gefeiert wird. Aber ein paar Kleinigkeiten gab es dann doch. Carmen und ich hatten zuvor Kekse für alle gebacken und in Gläsern verschenkt und von Carmens Schwester habe ich ein kleines Kulturtäschchen bekommen. Zu Weihnachten waren wir übrigen insgesamt 13 Personen: Carmen und ihre beiden Schwestern, Carmens zwei Söhne und ihre Tochter plus Freund, die beiden Söhne von ihren Schwestern, einer plus Freundin, und die Mutter von der Freundin. Plus fünf Hunde, die den Garten bevölkert haben.
Alles in allem hat mich Carmens Familie super herzlich aufgenommen und es war eine lustige und entspannte Woche und ein Weihnachten in schöner und heiterer Gesellschaft.
Und was ist sonst so im Dezember passiert?
Einen Tag vor unserem Urlaub hatten mich Ina und Manuel zu einer Zusammenkunft ihrer Familie eingeladen, die am Abend des 20.12.und tagsüber am 21.12. stattfand. Gemeinsam praktiziert die Familie jedes Jahr ein Ritual zur Wintersonnenwende, um nach der längsten Nacht des Jahres die Sonne zu empfangen. Es handelt sich um eine alte Tradition der indigenen Völker Mexikos. Dieses Jahr konnte ich am 20.12. abends und am Morgen des 21.12. diese Bräuche miterleben. Den ganzen Abend über haben wir gemeinsam um ein Lagerfeuer gesessen. Bevor wir das Lagerfeuer entzündeten, ist die Schwester von Manuel mit einem kleinen Schälchen mit brennenden Holzstäbchen von Person zu Person gegangen, um uns mit dem aufsteigenden Rauch zu „reinigen“ (gemeinsam mit dem Rauch soll sich alles Negative von dir lösen und in den Himmel steigen). Am Lagerfeuer wurde mit Rasseln, Trommeln und Stimme musiziert. Unter anderem widmeten sich die Lieder der „Madre Tierra“ (Mutter Erde) und dem „Gran Espíritu“ (dem großen Geist). Später am Abend wurde eine Pfeife geraucht. Die Pfeife wird normalerweise im Kreis rumgereicht und geteilt, aufgrund von Corona haben wir das an diesem Abend aber ausgelassen und die zwei Pfeifen, die die Gäste mitgebracht hatten, sind in den Händen ihrer Besitzer geblieben. Neben dem Rauchen der Pfeife gehört zu dem Ritual auch, dass in dem Kreis jede*r einmal das Wort ergreift und es an den „Gran Espíritu“ richtet und seine oder ihre Dankbarkeit ausdrückt, sei es für die Erlebnisse des Jahres, die Schätze, die Mutter Natur uns zur Verfügung stellt, das Leben, die Sonne, etc. Das Lagerfeuer hat die ganze Nacht gebrannt, aber gegen 2 Uhr habe ich mich ins Bett begeben, um zumindest ein wenig zu schlafen, den am nächsten Tag wollten wir zum Sonnenaufgang wach sein (gegen kurz vor 7 Uhr), um die Sonne zu begrüßen. Am Morgen haben wir die Sonne also mit einem weiteren Ritual empfangen. Hierzu gehörte auch wieder die Reinigung eines und einer jeden der Gruppe mit dem aufsteigenden Rauch aus dem Schälchen. Begleitet mit Worten der Dankbarkeit für die Sonne, Wind, Nahrung, Wasser, Schutz und alles, was uns im Leben von der Natur zur Verfügung gestellt wird, haben wir uns einmal in alle Himmelsrichtungen gerichtet und danach wieder einige Lieder gesungen. Leider konnte ich nicht mehr die gesamte Zeremonie miterleben, da ich mich schon früh auf den Weg machen musste, um mit meiner Familie in den Urlaub zu fahren, aber ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck von indigenen, traditionellen Ritualen geben, mit der die Verbindung zur Natur und allem Sein und ihre Bedeutung für uns Menschen geehrt und gewürdigt werden soll.
Dies waren meine zwei Erlebnisse zum Ende des Monats. Zu Beginn des Monats war ich am 02.12. zusammen mit allen anderen Freiwilligen in Mexiko-Stadt für ein Sicherheitsbriefing des Deutschen Konsulates. Dies war eine Pflichtveranstaltung von weltwärts, für alle weltwärts-Freiwilligen, die zu dem Zeitpunkt in Mexiko waren, also haben wir dort auch einige Deutsche von anderen Organisationen kennengelernt und uns mit ihnen Austauschen können. Danach haben wir noch eine kleine Bustour in der Stadt gemacht, während der wir aber leider nicht so viel gesehen haben, wie eigentlich gedacht, und waren danach in einem Lokal essen, in dem es Gerichte aus ganz Mittel- und Südamerika gab.
Ein weiteres Highlight im Dezember war eine Rafting-Tour, auf die mich ein Freund mitgenommen hat. Wir haben uns mit insgesamt 14 Leuten für einen Tag auf den Weg in den Bundesstaat Veracruz gemacht und waren dort in Tlapacoyan mit drei Boten auf den Stromschnellen des Flusses „Río Filobobos“ unterwegs. Außerdem sind wir während der Tour von einer Felswand ins Wasser gesprungen, haben einen wunderschönen Wasserfall gesehen und sind durch eine kleine, dunkle Höhle gewandert. Es war also insgesamt ein sehr erlebnis- und actionreicher Tag und der Ausflug hat sich sehr gelohnt.
Auf der Arbeit war es diesen Monat etwas ruhiger. Bis auf eine Person hatten bereits zu Beginn des Dezembers alle Studierenden ihren Sozialen Service des Semesters beendet. Ich habe überwiegend im Bereich und der Instandhaltung der Beete und des Geländes sowie der Herstellung von Düngemitteln und was sonst noch so anfällt, gearbeitet. Leider haben wir auch immer noch mit den Ameisen zu kämpfen. Außerdem habe ich das erste Mal Teile der Führungen für Gäste im Casita de Barro übernommen, denn in den nächsten Monaten werde ich allein die Führungen für Gäste über das Gelände anleiten. Darüber hinaus habe ich mich ein paar Mal mit Ina und Manuel für die Planung meines Projektes zusammengesetzt. Die Idee ist es, im nächsten Jahr Einheiten zum Thema Ernährung und „One Health“, also den Zusammenhängen zwischen der Gesundheit von Natur, Tieren und Menschen in der Grundschule zu etablieren und das Bewusstsein der Kinder für die Bedeutung und Umsetzung einer gesunden und nachhaltigen Nahrung zu stärken. Langfristig gesehen soll ein Garten in der Schule entstehen, in dem die Kinder selbst praktisch tätig werden können, um schon in jungen Jahren zu erfahren, wie gesunde Nahrung einfach und nachhaltig für den eigenen Konsum angebaut werden kann. Im Januar werde ich das Projekt zusammen mit einigen Beteiligten und potenziell Beteiligten weiter ausbauen und im Februar mit den Klassen beginnen, wenn alles nach Plan läuft.
Eine weitere Neuigkeit des Dezembers: Ich habe tatsächlich damit begonnen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Eine Strecke sind 11 Kilometer und ich bin ca. 45 Minuten unterwegs. Das kann nach einem Tag körperlicher Arbeit schon anstrengend sein, aber die Landschaft mit dem Vulkan und Bergen im Hintergrund sind einfach wunderschön.
Das wars erst einmal von mir. Ich bin sehr gespannt, auf alles, was das neue Jahr so zu bieten haben wird und auf alles, was ich hier in Mexiko noch erleben darf.
Ich wünsche euch allen einen super guten Rutsch und viel Glück, Gesundheit und Freude für das kommende Jahr!
¡Feliz Año Nuevo!
Sandy