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Tag 1-5 - "Reschpekt" für Gretchen

Veröffentlicht: 18.09.2018

Liebe Bernadette, 

(denn ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass irgendjemand außer dir das hier ernsthaft liest), sprunghaft wie wir sind, haben wir schon vor der eigentlichen Abreise unseren Reiseplan geändert und einen zusätzlichen Stopp in Innsbruck eingelegt. Aber der Reihe nach: Die letzten Monate waren alle arbeitsreich, aber die letzte Woche hat in Sachen Chaos und Last-Minute-Erledigungen alles getoppt. Irgendwie schafften wir es dann zwischen 111 To-Do-Listen, einer Abschiedsparty, einer kleinen Panikattacke, weil wir mit voller Ladung unser zulässiges Gesamtgewicht überschritten, (das konnte ja auch keiner ahnen,) und dem Abholen letzter wichtiger Dokumente, die wir natürlich alle in weiser Voraussicht früh genug beantragt hatten, damit wir ja nicht kurz vor der Abreise in Stress geraten, doch nur drei Tage später als geplant Deutschland hinter uns zu lassen.


Die Fahrt nach Innsbruck immerhin war keine allzu lange Etappe und nach etwas Suchen, fanden wir auch einen netten Stellplatz in einem kleinen Örtchen in der Nähe. Bis auf die Kühe vielleicht, die uns mit bimmelnden Glöckchen vorwurfsvoll nachstarrten, wenn wir uns mal in die Büsche schlugen. Aber alles in allem hatten wir schon anstrengendere Nachbarn. 


Innsbruck


Am nächsten Tag starteten wir gemütlich und gaben uns kultiviert. Pflichtschuldigst sahen wir uns die wichtigsten Sehenwürdigkeiten und die Innsbrucker Innenstadt an. Viel cooler war aber das Abendprogramm. Vor drei Tagen schauten wir noch in Baden-Württemberg die Liveübertragung der Kletter-WM hier in Innsbruck, am Freitag waren wir live beim Boulderfinale der Frauen dabei. Kann ein Kletter-Trip besser starten? Auch wenn es wahnsinnig beeindruckend und mitreißend war, Kletterprofis wie Akiyo Noguchi und Janja Garnbret ganz aus der Nähe zu beobachten, unser Herz gehörte an diesem Abend den Finalisten im Paraclimbing. Zum Glück waren wir früh genug da, um das zufällig mitzubekommen. Ein wirklich weltklasse Kletterer ist man eben erst, wenn man den ersten 9er mit nur einem Bein gezogen hat. Bis dahin ist es für uns wohl noch ein langer Weg. Aber es hilft zu sehen, dass auch jemand wie Stasa Gejo am Ende eines langen Klettertages mit blutenden Fingerkuppen in die Kamera grinst. 


Kuh-Umzug


Da gab es natürlich nur eine logische Schlussfolgerung für die nächsten Tage: Ab an den Fels! Vor dem geplanten Stopp in Wien legten wir zwei Überraschungs-Klettertage im Zillertal ein, wo wir uns mit Timo und Franzi trafen. Um uns gebührend im Landleben willkommen zu heißen, kam uns auf dem Weg zum Fels eine seltsame Prozession entgegen. Feierlich stolzierten uns einige Männer mit Hirtenstäben zusammen mit einer Herde mit Kopfschmuck und riesigen Glocken austaffierten Kühen entgegen und legten dabei ganz selbstverständlich sämtlichen Verkehr lahm. Zum Glück hatten wir es nicht eilig! 


Zillertal


Schon allein landschaftlich lohnte sich dieser Abstecher ins Zillertal wirklich und auch der Fels und die Linien sind einfach mega schön. Solange man umsonst direkt am Fluß campen und sogar bei Mondschein im (eiskalten) Wasser baden kann, könnte es schlechter laufen. Das Gebiet „Ewige Jagdgründe“ können wir definitiv weiterempfehlen. Es hat uns sogar so gut gefallen, dass wir direkt noch einen dritten Tag angehängt haben – und der hat sich gelohnt! Am benachbarten Block mit wunderschönen, langen Routen in bestem Fels gelang Jan mit „Mr. Krebbs“ (7b+) sein erster 9- Onsight und ich konnte mein Projekt „Midclimbcrisis“ (6c+) abhaken. 


Weil wir danach erstmal dringend die Haut an unseren Fingerkuppen regenerieren müssten, ging es ab nach Wien, unserem letzten Stopp in Österreich, bevor wir dann weiter nach Slowenien fahren. 

 Auf dem Weg dorthin gerieten wir direkt in unsere erste Polizeikontrolle. Obwohl wir unser liebenswürdigstes Lächeln aufsetzten, schien unser Gretchen viel Verdacht zu erregen. Nach der routinemäßigen Kontrolle der Ausweise und Führerscheine durften wir die bereits an unserer Abschiedsfeier halbstündlich durchgeführte Führung durch Gretchen vor höchster Instanz wiederholen. Aber nachdem die, zugegebenermaßen sehr umgänglichen, Beamten einmal in alle Fächer geschaut und mehrmals ihren „Reschpekt“ für den Ausbau geäußert hatten, durften wir unsere Reise fortsetzen. Allerdings nicht ohne Jan zum Abschied darüber auszuhorchen, ob er in letzter Zeit Kontakt mit Betäubungsmitteln hatte. Beinahe wäre Gretchen von einem Drogenspürhund inspiziert worden. Schade eigentlich, dass wir keinen Besuch von Rex bekommen haben – das wäre mal eine gute Partygeschichte gewesen! 


Langweilig wird es mit Gretchen wohl nie. Für den nächsten Ruhetag haben wir uns jedenfalls vorgenommen, unseren Ladebooster zu überprüfen, der anscheinend nicht seine Arbeit verrichtet und wir daher unsere Zweitbatterie kaum laden können. Mal sehen, ob wir dieses Problem bis zum nächsten Blogeintrag in den Griff bekommen. 


Bis dahin, smoke on!   

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